An jedem ersten Sonntag im Monat flutet Gesang den Wallsaal der Zentralbibliothek. Im März wird es ausnahmsweise der zweite Sonntag sein. Die Reihe „Vokal lokal“, organisiert von Kreischorleiterin Brigitte Lück, zieht seit zehn Jahren das Publikum an. Eine Besonderheit der Februarmatinee war der Auftritt des Quartetts „In vino veritas“, weil die quirlige Frau aus dem Viertel selbst die Tenorstimme singt. Der Frauenchor „Apart“ aus Hemelingen stimmte geistliche und weltliche Musik und Volkslieder an.
„Apart“, der Name des Hemelinger Frauenchores ist Programm: erlesen und geschmackvoll die Auswahl seiner Stücke, fein verwoben der Liedvortrag im Wallsaal der Zentralbibliothek. Ganz zart, in lateinischer Sprache, intonierten die dreizehn Frauen während der jüngsten Matinée „Vokal lokal“ des Kreischorverbandes das „Gloria“ und das „Sanctus“ des dänischen Komponisten Michael Bojesen im Wallsaal.
Carsten Krüger, seit einem Jahr neuer Chorleiter als Nachfolger von Sigrid Bruch, hat den Frauenchor schon musikalisch geprägt. Der als Solosänger ausgebildete Bass-Bariton hat ein sensibles Gespür für das Arrangement der Stimmen und den Ausdruck, mit dem die Texte musikalisch ausgestaltet werden.
Eine Reihe von Volksliedern in einer reizvollen Bearbeitung folgt dem sakralen Anfang. Schmerzvoll und innig klingt „Ich hab’ die Nacht geträumet“ von Johannes Brahms, heiter das zum Jahresanfang passende „So treiben wir den Winter aus“ in einer Bearbeitung des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis. Dass der Hemelinger Frauenchor es versteht, mit Dynamik zu spielen und an manchen Stellen aufzublühen, um dann wieder leise zu verhallen, stellt er in den Liebesliedern „Sie gleicht wohl einem Rosenstock“ und „Ich fahr’ dahin“ unter Beweis.
„Apart“ rundet den dreiviertelstündigen Vortrag mit zwei Versionen der musikalischen Bitte um Frieden auf Erden ab. Das erste „Et in terra pax“ ganz verhalten, durch leises Summen oder gar Flüstern dargestellt, in einer anderen Komposition dagegen mischen sich die Stimmen kräftiger, der Alt singt als Basis den tragenden Basso continuo. Der letzte Liedvortrag nimmt das „Gloria“ vom Anfang wieder auf – dieses Mal sehr rhythmisch und mit einem kleinen Part für Solostimme.
Bei „Vokal lokal“ warb der Frauenchor „Apart“ auch gleich um weitere Stimmen. Die Chorproben sind dienstags von 19.30 bis 21.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Hemelingen in der Christernstraße 6. „Bei eurer stimmungsvollen Reise durch die Ostsee war die Luft bestimmt etwas trocken“, kommentierte Kreischorleiterin Brigitte Lück den Auftritt und überreichte den Sängerinnen die obligatorische Flasche Rotwein.
Der Wein war die perfekte Überleitung zu ihrem Quartett „In vino veritas“, dass sich der musikalischen Huldigung des Rebensaftes verschrieben hat. Fast möchte man die derben Trinklieder unter das Motto „Wein, Weib und Gesang“ stellen. Doch bis zum tiefen Bass kamen die drei Frauen nicht, auch wenn Lück schon die Tenorstimme sang. Eher wie ein Schlachtruf klang das Madrigal „Vinum schenkt ein, lass Wasser sein, fallalala“ des Quartetts.
In der Besetzung Ortrud Staude (Sopran), Christiane Brunssen (Alt) und Andreas Kettel (Bass) besteht es seit 1995, vier Jahre vorher wurde „In vino veritas“ gegründet. Zwei Jahre lang war auch Luise Scherf dabei. Mit vielen Anekdoten rund um den Rebensaft spickte Brigitte Lück die kurzen Lieder, die allesamt zum Trinken ermunterten und das Publikum zu spontanem Schunkeln animierten. Sie zitierte den Komponisten Joseph Haydn, der zunehmend betrunkener werdend gesagt haben soll: „Ob ich morgen leben werde, weiß ich nicht, aber wenn, dass ich morgen trinken werde, weiß ich gewiss!“ Dass im Wein Wahrheit liegt, ist eine alte Weisheit, die besungen wurde. Im anfeuernden Ruf einer einzelnen Singstimme oder im fröhlichen Durcheinander aller vier. Und nach so viel Animation gab es auch für die Zuhörerinnen und Zuhörer ein gutes Tröpfchen.
Das nächste „Vokal lokal“ im Wallsaal der Zentralbilbiothek ist ausnahmsweise am zweiten Sonntag im Monat, 9. März, von 11 bis 13 Uhr. Dabei sind die „Chorifeen“, „Choralle“ und „Morgenwonne“. Der Eintritt ist wie immer frei.