Osterfeuerberg. Backsteingebäude sind das liebste Motiv von Isa Fischer. Umso passender, dass sich das Kulturhaus Walle in eben solch einem befindet. In ihrem Findorffer Gestaltungsatelier kreiert Fischer Logos, designt Grafiken und illustriert. Vor ihrer Haustür, auf den Straßen Bremens, zeichnet Fischer Gebäude. In ihrer Ausstellung „Walle – hausgezeichnet“ hat Fischer den Bremer Westen mit Feder, Tusche und Aquarell zu Papier gebracht. 26 ihrer Werke sind bis Freitag, 19. Mai, im Kulturhaus Walle, Schleswiger Straße 4, zu sehen.
„Die Techniken kämpfen gegeneinander“, sagt Isa Fischer, während sie erklärt, wie ihre Bilder entstehen. Als Erstes zeichne sie mit schwarzer Tusche und Feder. Im zweiten Schritt folgt die Aquarellfarbe. „Darauf fiebere ich hin“, sagt die Findorfferin. Das reine Zeichnen sei ihr zu akkurat; die farbige Gestaltung hingegen könne sie nicht vollständig beeinflussen. Fischer lässt die Farben auslaufen, verpustet sie – oder es kommt Wind.
Denn in der Regel entstehen ihre Bilder draußen auf der Straße, direkt vor dem Objekt, das sie zeichnet. Den Klappstuhl hinten im Kofferraum fährt Fischer durch die Straßen Bremens und hält Ausschau nach ihrem nächsten Motiv; vorausgesetzt, es regnet nicht. „Gegen Kälte kann ich mich gut anziehen, aber bei Regen funktioniert es nicht.“ Zur Not zeichnet Fischer mit eingeschaltetem Scheibenwischer aus dem Auto heraus. Manchmal sitzt sie auch auf gegenüberliegenden Treppenstufen oder blickt aus dem Nachbarfenster auf das Objekt – je nachdem, wie die Bedingungen vor Ort sind.
Tolles Motiv hat sie einfach im Gefühl
Probleme hat Fischer mit ihrer Arbeit bisher noch nicht gehabt – auch wenn die Menschen zunächst oft misstrauisch seien, wenn sie sie beim Zeichnen entdecken. „Bis jemand auf das Blatt schaut." Sobald die Anwohner Fischers Kunst sehen, ist der Zuspruch groß. Wonach sie ihre Motive auswählt, kann Fischer nicht genau beschreiben, ein tolles Motiv habe sie einfach im Gefühl. Wenn möglich, versuche sie allerdings, über Ecken zu zeichnen. „Damit es plastischer wird.“
Mit ihrer Arbeit ist Fischer Teil der sogenannten „Urban Sketchers“. Einer weltweiten Künstlervereinigung, die die Welt um sich herum illustriert. Inspiriert von den Arbeiten aus Hongkong, Kalifornien oder Schweden, hat sich Fischer in ihrer Idee bestätigt gefühlt – und 2012 mit „hausgezeichnet“ begonnen. „Man fühlt sich verbunden“, sagt Fischer über den kreativen Austausch im Internet. Der Arbeit am Schreibtisch ihres Gestaltungsateliers geht sie weiterhin nach – aber nur noch halbtags. Bereits während ihrer Schulzeit wusste Fischer, dass sie einen künstlerischen Beruf ergreifen möchte. Für einen sicheren Einstieg – und auch, um ihre Eltern zu beruhigen, – begann Fischer als Grafikdesignern. 20 Jahre später stellte sie fest, dass sie noch immer am Schreibtisch sitze – und entschied sich dafür, ihre Zeichenbücher nicht mehr nur noch im Urlaub zu füllen.
Fischers Ausstellung im Brodelpott umfasst klassische Motive Walles wie die Waller Kirche und die Roland-Mühle, das Hafen Casino und die Union Brauerei. Auch der Fernsehturm – festgehalten aus verschiedenen Perspektiven – darf nicht fehlen. Straßenzüge und Wohngebiete wie das Heimatviertel und die Vegesacker Straße hat Fischer auch gezeichnet.
Ihr erstes Buch hat Isa Fischer im Mai 2013 veröffentlicht. „100 Bremer Häuser“ porträtiert Bremen auf besondere Art und Weise. Nun ist der Bildband fast ausverkauft – und eine Fortsetzung in Arbeit. Fischer möchte Bremer Stadtteile vorstellen und dabei die Menschen vor Ort zu Wort kommen lassen, um Charakter und Lebensgefühl der einzelnen Gebiete einzufangen. Genug Material zu Walle hat sie ja bereits gesammelt.
Die Ausstellung „Walle – hausgezeichnet“ ist noch bis Freitag, 19. Mai, im Kulturhaus Walle Brodelpott, Schleswiger Straße 4, montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.