Viel Bewegung bei Restaurants und Kneipen Wie die Bremer Gastroszene sich verändert

Neue Konzepte und Ideen, Geschäftsaufgaben oder Betreiberwechsel – die Welt der Kneipen- und Restaurants in Bremen verändert sich auch während des Lockdowns.
20.01.2021, 20:04 Uhr
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Wie die Bremer Gastroszene sich verändert
Von Pascal Faltermann

Das Vier-Gänge-Menü ist in Boxen verpackt, den Burger gibt es auf die Hand, den Braunkohl in Weckgläsern. Bremens Gastronomen werden erfinderisch, wenn sie ihre Produkte vertreiben wollen. Die Corona-Pandemie verändert aber nicht nur die Vertriebswege, sie sorgt auch für zahlreiche Wechsel bei den Betreibern von Restaurants und Kneipen. Während zugeklebte Fensterscheiben und entfernte Logos in den Stadtteilen zu sehen sind, fallen auch Gegenbeispiele auf. Die Gastroszene verändert sich.

Am Hohentorshafen riecht es nach frischen Burgern. Marlon Lietzow verkauft an der Ladestraße in Woltmershausen aus einem Anhänger heraus Welsh Black Rindfleisch im Brötchen. „Vollkommen frei von Zusatzstoffen oder Geschmacksverstärkern“, sagt Lietzow. Seit Mitte August hat er mit seinem Unternehmen Simpleburger den Standort gegenüber der Pusdorf Studios bezogen. Seit November hat er an sieben Tagen geöffnet. Die Burger gibt es zum Mitnehmen. „Mittlerweile haben wir viele Stammkunden“, sagt Lietzow, der auch in Rotenburg und Verden Stände hat. Regelmäßig sei er abends ausverkauft.

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Einen Anhänger haben auch Nora und Malte Wunnenberg vor der Tür stehen. Unter dem Namen Nora's Deli waren sie mit dem Food-Truck zwei Jahre auf dem Domshof platziert, dann zog es sie in die Markthalle. Nun haben sie im Ostertor das Bio-Bistro Lei am Sielwall 55 übernommen. „Damit verwirklichen wir uns einen Traum, wir wollten immer einen eigenen Laden“, sagt Malte Wunnenberg. Das Lei hat bislang Ramona Krasnowski geführt, die aber nach acht Jahren wieder mehr auf Reisen gehen wollte.

Die beiden neuen Betreiber wollen das Konzept von Nora's Deli mit Smoothies, Bowls, Salaten, Suppen und Curries weiterführen, aber auch neue Produkte und Sachen ausprobieren. Den neuen Namen wollen sie noch nicht verraten. Natürlich hätten sie Bedenken gehabt, in der Corona-Krise zu investieren, sagt Wunnenberg. Er ist aber optimistisch, dass das ihr Konzept und zudem ein To-go-Angebot, ein Lieferdienst und weitere Ideen erfolgreich laufen werden.

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Eine Veränderung stand auch beim Coffee Corner am Sielwall an. Die bisherige Betreiberin Babsi Trumpf hat das Eckcafé an die beiden Gastronomen Ali Korkmaz (Camarillo) und Güngör Cerrah (Onkel Ba und El Brunito) übergeben. Seit Anfang des Jahres fungiert Korkmaz als Inhaber und Geschäftsführer, Cerrah als Berater im Hintergrund. „Es ist ein schöner Ort, den wir der Zeit anpassen wollen“, sagt Cerrah. Das Sortiment mit Bagels, Kuchen und Kaffee in allen Variationen bleibe erhalten. Eine Barista-Kaffeemaschine und frische Wandfarben signalisieren den Neuanfang. „Wir haben uns wegen Corona viele Gedanken gemacht. Es ist ein Wagnis“, sagt Cerrah.

Betreiberwechsel gab es auch an anderen Orten: So soll es Nachfolger für die Kaffeebar Für Elise in Walle geben. Und in das ehemalige Café Marianne im Steintor ist das Café Glücksküche eingezogen. Neue Ideen hat Mario Ippen, Inhaber der Lemon Lounge, entwickelt. Er startete einen temporären Pop-up-Store mit Cocktails in Flaschen. Erst gastierte die Verkaufsstelle vor dem Steintor, jetzt ist sie an den Ostertorsteinweg gezogen. Aus der spanischen Bar Muchos Ma?s in der Innenstadt entwickelte sich ein kleiner Supermarkt mit Tapas & Co. Das Western-Restaurant The Saloon bietet statt Rippchen und Chilli in einem Hofladen Geschenkboxen mit Cake Pops, Cupcakes und Torten an. Das Restaurant Eichengrund bietet neuerdings Nordseekrabben, Spareribs und Rinderrouladen zum Mitnehmen an.

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In der Neustadt sieht es bei mehreren Läden hingegen so aus, als würden sie nach dem Lockdown nicht mehr öffnen. Beim Auszeit Rock 'n' Roll Couchclub und der Kneipe Charlotte Gainsbourgh fehlen die Schilder. Die Betreiber wollten kein offizielles Statement dazu abgeben. „Viele leben nur noch von ihren Rücklagen. Es gibt einige Betriebe, die aufgegeben haben“, hatte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Nathalie Rübsteck Anfang Januar dem WESER-KURIER gesagt. Das liege nicht immer an der Corona-Krise, aber die Pandemie hätte Betriebsaufgaben sicher beschleunigt.

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Zur Sache

Gastro-Gemeinschaft fordert Exit-Strategien

Nachdem der Lockdown bis Mitte Februar verlängert worden ist, fordert die Bremer Gastro-Gemeinschaft (BGG) mit ihren knapp 250 Mitgliedern Konzepte und Strategien von der Politik, die Wege aus der Krise weisen. Dass die bisher geltenden Corona-Regeln fortgeschrieben wurden, bedeute für die Gastronomie, dass es weiterhin keine Perspektiven auf (Teil-)Öffnungen und wirtschaftlichen Neuanfang gebe, sagt Thorsten Lieder, Geschäftsführer der BGG. „Wir haben von Beginn an klar formuliert, dass die Sicherheit unserer Gäste über allem steht“, so Lieder. Die BGG fordert eine ständige Task-Force „Exit-Strategien“, in der möglichst alle gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam arbeiten und diskutieren.

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