Die Bremer Stadtreinigung hat die Arbeit an einem „Entwicklungsplan Recycling-Stationen 2024“ aufgenommen, der auf eine drastische Reduzierung der Zahl der Stationen hinauslaufen könnte. Seit der kürzlich erfolgten Schließung der Station am Weserpark in Osterholz betreibt die Stadtreinigung derzeit noch 15 Recycling-Stationen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Die Größenordnung ergibt sich aus dem 2014 beschlossenen Abfallwirtschaftskonzept, das noch bis 2023 gilt. Darin ist ein wohnortnahes und dezentrales Netz von Recyclingsstationen festgeschrieben. Doch genau diese Festlegung steht jetzt offenbar auf dem Prüfstand.
Federführend bei dem Projekt ist dem Vernehmen nach das Hamburger Beratungsunternehmen Econum. Es ist auf kommunale Wirtschaftsthemen, unter anderem auch auf die Abfallwirtschaft, spezialisiert. Intern ist dementsprechend auch vom „Hamburger Modell“ die Rede. Dort existieren zwölf Recyclingstationen für etwa 1,8 Millionen Einwohner, umgelegt auf Bremer Verhältnisse entspräche dies einem Netz von nur noch höchsten fünf Stationen im Stadtgebiet.
Umweltstaatsrat Ronny Meyer (Grüne) betont in seiner Rolle als Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bremer Stadtreinigung, das Projekt sei völlig ergebnisoffen. "Eine politische Vorfestlegung, Recycling-Stationen zu schließen, gibt es nicht.“ Allerdings hatten Vertreter der Stadtreinigung im Zuge der Schließung der Station in Osterholz geäußert, man wolle künftig die Bremer Recyclinghöfe an Bundesstandards anpassen.
Welche Standards das sein sollen, teilte das Unternehmen auf Anfrage aber nicht mit. Festzustehen scheint bislang lediglich ein größerer Platzbedarf. Rund 5000 Quadratmetern sollen die Recyclinghöfe der Zukunft demnach umfassen. Die Station am Weserpark hatte dagegen nur 350 Quadratmeter Nutzfläche und wies laut Gutachten schwere Mängel unter anderem bei der Arbeitssicherheit auf. Das wurde auch als Grund für die Schließung angegeben.
Die grundsätzliche Entscheidung nicht zurückgenommen
Tatsächlich wurde diese Station bereits im gültigen Abfallwirtschaftskonzept unter einen Prüfungsvorbehalt gestellt. Gleiches gilt für die Stationen in Oslebshausen und Huchting. Letztere sollte dementsprechend ursprünglich schon Mitte 2018 geschlossen werden, was ebenso wie aktuell in Osterholz auf großen Widerstand der umliegenden Nutzer und der jeweiligen Ortsbeiräte stieß. Die geplante Schließung in Huchting ist seitdem ausgesetzt, aber die grundsätzliche Entscheidung nicht zurückgenommen.
Vor diesem Hintergrund hält Arno Gottschalk (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, eine mit dem neuen Entwicklungsplan einhergehende Definition künftiger Anforderungen an die Stationen für sinnvoll. Im zweiten schritt soll auf der Basis dieser Anforderungen die Perspektiven für die heute vorhandenen Recyclinghöfe festgelegt werden – vom Ausbau bis zur möglichen Schließung. „Die Stationen und ihr Betrieb werden aus den Müllgebühren finanziert, da sind wir zu Effizienz und Qualität der Leistungen verpflichtet“, sagt Gottschalk.
Er verweist zudem auf einen Bericht des Bremer Rechnungshofes von 2011. Darin wird vorgerechnet, dass Bremen beispielsweise im Vergleich zu Berlin oder Hamburg bezogen auf Fläche und Einwohner die meisten Recyclingstationen anbietet. Danach kommen in Bremen 37.000 Einwohner auf eine Station, in Hamburg hingegen 118.000, in Berlin sogar 230.000 Einwohner.
Für den neuen Entwicklungsplan ist ein Vergleich mit anderen Städten ausdrücklich vorgesehen. „Die Analyse soll dabei als „Best-Practice“ dienen“, sagt Staatsrat Meyer. Unter anderem ist auch ein Informationsbesuch des Verwaltungsrates in einer Hamburger Station vorgesehen. Heike Strohmann (CDU) ist Mitglied dieses Aussichtsgremiums der Stadtreinigung und kann sich umfangreiche Schließungen von Bremer Stationen nicht vorstellen. „Was aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht möglicherweise sinnvoll ist, stellt sich politisch häufig anders dar.“ Auch Ralf Saxe (Grüne) sitzt im Verwaltungsrat. Er kündigt an, die Planungen der Geschäftsleitung zur Zukunft der Recyclinghöfe genau unter die Lupe zu nehmen, wenn erste Ergebnisse im Mai dieses Jahres im Verwaltungsrat vorgestellt werden: „Die wohnortnahe Versorgung ist aus meiner Sicht auch ein Kriterium für die Qualität.“