
Die 70 Jahre sieht man ihm nicht an. Der Körper ist noch immer drahtig, die Sätze purzeln ihm förmlich aus dem Mund. Und es sind viele gute Sätze, die dabei sind. Zum Beispiel dieser: „Mein Leitgedanke war immer: Du brauchst jeden Tag etwas, auf das du dich freust. Muss nichts Großes sein, aber etwas, was den Tag schöner macht.“ Helmut Helken ist kein Philosoph, sondern Sportler. Fußballer, um genau zu sein. 34 Jahre lang war er Trainer, die meiste Zeit bei der BTS Neustadt. Und er war Geschäftsführer beim Bremer Landessportbund (LSB), dort auch für die Bildung zuständig.
Und heute? Ist er noch immer ein bekannter Mann in der Stadt. Wenn er durch die Innenstadt läuft, die Obernstraße entlang und dann rüber zur Schlachte, dann kann er im Minutentakt grüßen. Und dann bekommt man auch ein Gefühl dafür, was es bedeutet, wenn Helken sagt: „Der Sport verbindet.“ Nein, er steht schon lange nicht mehr am Fußballplatz und sagt den Spielern, was sie anders oder besser machen müssen. Und auch beim LSB ist er seit 2013 raus. Helken organisiert dafür noch immer die Trainerfortbildungen für den Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL). Es ist sozusagen der Berufsverband der Fußballtrainer mit etwa 4600 Mitgliedern. Und Helken ist für die Fortbildung der Trainer in Norddeutschland verantwortlich.
Erst letzte Woche wieder, da trafen sie sich wie immer im Weserstadion. Helken hatte Florian Kohfeldt eingeladen, das ist Tradition. Es ist immer der aktuelle Werder-Trainer, der den Amateur-Trainern von seinem Beruf erzählt. Für Helken war es die 38. Veranstaltung. Und natürlich kann er sich noch an seine Premiere erinnern. „Das war 1981, da war Otto Rehhagel gerade Werder-Trainer. Otto war immer ein spannender Gast.“
Diese Veranstaltungen, immer in Kooperation mit Werder, sind für Helken bis heute die Brücke in sein früheres Sportlerleben. Bis 2021 hat er beim BDFL zugesagt, die auch nicht abzubrechen. Und danach? „Ich habe mir vorgenommen, nur noch im Hier und Jetzt zu leben und alles zu genießen. Keine Ahnung, was in zwei Jahren sein wird.“
Seine Ehefrau wird es ihm danken. Denn schon heute hat er sein Leben bestens abgestimmt auf die Frau an seiner Seite, die viele Sonntage ohne ihren Mann verbringen musste, weil der mal wieder um Punkte in der Bremen-Liga kämpfte. Helken drückt das so aus: „Ich habe ihr gesagt, dass ich mich jetzt nach ihr richte.“ Und das heißt, dass das Ehepaar Helken viel unterwegs ist, erst neulich wieder für ein paar Tage in der Toskana.
Und dass er sich um die Enkel kümmert. 34 Jahre lang hat Helken als Trainer gearbeitet. Hat in der Kabine gestanden und seinen Spielern gesagt, was sie gut gemacht haben, aber noch besser machen könnten. Er hat Spieler aussortiert, weil sie nicht mehr passten oder nicht mehr so wollten, wie er wollte. Und hat neue Spieler geholt, weil er dachte, dass mit ihnen jetzt alles besser wird. „Das hat nicht immer geklappt“, sagt er. Aber insgesamt sei er doch ganz zufrieden mit seiner Trainer-Karriere.
In Bremen ist Helmut Helken eine Institution. Neustadt hat er von 1987 bis 2004 trainiert, 17 Jahre lang. Das ist heute unvorstellbar. Er ist in die Oberliga aufgestiegen und hat das Rolandpokalfinale gegen die Bundesliga-Reserve von Werder verloren. „Damals hieß der Trainer Thomas Schaaf.“ Er war Coach vom FC Oberneuland, dem MTV Riede, TSV Uesen und TSV Bassen. Dort nahm 1970 seine Trainer-Laufbahn den Anfang, in der B-Jugend. Eine Krankheit hatte seine Karriere früh als Spieler gestoppt. Und da dachte er: „Ich muss ja dem Fußball verbunden bleiben. Wenn das nicht als Spieler geht, dann eben als Trainer.“
Auf diesem Posten hat er viel gelernt. Zum Beispiel das Reden. „Weil es schon ganz nützlich sein kann, wenn man als Trainer drei Sätze nacheinander sprechen kann.“ Helken, der als Elektro-Installateur über den zweiten Bildungsweg zum LSB kam, weiß heute um die Macht der Worte. Und auch, was sie als Trainer anrichten können. „Früher war es doch schon das größte Lob, wenn dich der Trainer nicht zur Sau gemacht hat“, sagt er. Er selbst habe da stets einen anderen Ton gepflegt, nicht wild und aufbrausend, sondern ruhig und sachlich. „Und wenn es mal richtig emotional war, bin ich lieber aus der Kabine raus und habe eine Nacht drüber geschlafen.“ Denn auch das sei einer seiner Leitsprüche als Trainer gewesen: „Tu anderen nicht an, was auch dir nicht widerfahren soll.“
Von früher spricht Helken ansonsten wohltuend wenig. „Da war ja auch nicht alles besser“, sagt er. Im Gegenteil, ein Kohfeldt zum Beispiel sei doch ein Parade-Beispiel, wie ein Trainer heute arbeiten müsse: „Keine Schnellschüsse, ausgewähltes Vokabular, kein Selbstdarsteller!“ Der sei ein Glücksfall für Werder. Helken, der die A-Lizenz als Trainer besitzt, zog es übrigens nie ins Profi-Geschäft.
„Ich musste immer eine gewisse Sicherheit im Leben haben, die gibt es als Bundesliga-Trainer nicht. Da unterschreibst du bei einem Vertrag auch immer gleich den Rauswurf.“ Der ist ihm in seiner
Trainer-Karriere nämlich erspart geblieben.
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