
Ich bin eher ein Bastler als ein Jammer. Mir müsste man eine Stunde vor einer Jam-Session die genauen Akkorde geben, selbst dann muss die Band Geduld mit mir haben. Um Musik zu machen, brauche ich Zeit, unseren Proberaum, meine Bandkollegen Tom und Luka und ein Instrument, mit dem ich Sachen ausprobieren kann. So kann ich am besten Musik schaffen.
Ich würde nicht von Talent sprechen, vielleicht habe ich eine gewisse Begabung, aber ich bin kein Profi. Ich sehe Musik als Handwerk und das kann sich jeder aneignen. Ich habe jahrelang immer Musik gehört, täglich, fast rund um die Uhr. Irgendwann weiß man, wie ein Song aufgebaut ist. Man spürt bei Musik, wenn etwas richtig oder falsch ist, dafür braucht man das nicht studieren. Ich bin ganz schwach in Musiktheorie. Das kann Luka aus unserer Band Havington viel besser. Ich geh an Songs eher so ran: Wie klingt das? Fühlt sich das gut an?
Mein erster Song war „Curiosity“. Ich glaube, ich war 15 Jahre alt, als ich ihn verfasst habe. Geschrieben habe ich schon davor, aber „Curiosity“ war der erste vollständige und für mich runde Song. Davor hatte ich nur ganz viele Schnipsel, die habe ich heute auch immer noch. Die liegen dann jahrelang rum. „Curiosity“ habe ich innerhalb von drei Stunden geschrieben. Zu der Zeit wohnte ich noch bei meinen Eltern. Meine Mutter war eine große Hilfe, vor allem im Ausdruck. Damals habe ich die Texte oft noch auf Deutsch gedacht und sie dann ins Englische übersetzt. Manchmal war der Google-Übersetzer da noch nötig – total billig eigentlich, wenn man jetzt darüber nachdenkt.
Der Song handelt von Neugierde. In der ersten Strophe erscheint ein Wolf. Auf einem Felsvorsprung wartet er auf den Mond: „Feel the fever spreading in my chest and I howl what i suppressed.“ Durch das Heulen befreit er sich von Unterdrückung und macht sich auf den Weg. Damals habe ich viel in Bildern geschrieben. „I can only find myself“ sind die ersten Worte des Textes. Selbstfindung oder Selbstbefreiung ist immer noch ein Thema für mich.
Zu der Zeit war ich in der neunten Klasse, ich musste mich entscheiden, welche Leistungskurse ich belegen wollte. Das hat mir Druck gemacht, denn diese Ausrichtung entscheidet irgendwie schon dein Studium, und dein Studium entscheidet dann schon deinen Beruf. Und ich war richtig planlos. Schule war für mich nie ein Ort, um herauszufinden, wer ich bin und was ich kann. Dieses „Auffangen“ hab ich zum Glück außerhalb der Schule erfahren, zum Beispiel durch meinen Gitarrenlehrer Phillip Hellerbach, der mir viel beim Schreiben und Komponieren der ersten Lieder geholfen hat. Er ist immer noch eine Art Mentor für mich.
Die Stimmung der Lieder ist sehr von den Instrumenten abhängig. Sobald ich eine E-Gitarre in der Hand habe, schreibe ich ganz andere Lieder, habe andere Texte im Kopf. Mit der Akustikgitarre hat es direkt einen folkigen Charakter. Gerade wenn ich Fingerpicking mache, klingt es ein bisschen wie die Songs von Passenger oder Ben Howard. E-Gitarre ist da ganz anders.
Auch die Sprache hat einen Einfluss. Ich finde die deutsche Sprache wirklich genial, dadurch, dass sie so komplex ist. Man kann nahezu alle Gedanken und Ideen mit den passenden Wörtern verschriftlichen. Das funktioniert für mich im Englischen nicht. Aber irgendwie passt das Deutsche nicht zu meinen Lied-Texten, deshalb schreibe ich auf Englisch.
Richtig schön ist es, wenn die Lieder Leute abholen – sei es vom Text oder von der Melodie. Beim vierten Auftritt von Havington, das war auf der Breminale, konnten bei dem Chorus von „Curiosity“ wahnsinnig viele Leute auf einmal mitsingen. Ich war völlig überfordert mit der Situation. Das war ein sehr schöner Moment!
Aufgezeichnet von Frieda Ahrens.
Malte Schoppe (23)
ist gebürtiger Bremer. Er studiert Germanistik und Geographie auf Lehramt an der Uni Bremen. Seit vier Jahren steht er mit seiner Band Havington auf der Bühne. Im vergangenen Jahr hat die Band ihre zweite EP „Behind a Smile“ veröffentlicht.
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