
Von außen sieht Nico Bades Leben nahezu perfekt aus. Er ist durchtrainiert, ernährt sich gesund, führt mit 33 ein Unternehmen, ist belesen, achtet auf einen guten Kleidungsstil und wohnt mit seiner Lebensgefährtin Teresa („Terri“) und Hund Ben in einer Wohnung in der Überseestadt. Er lacht viel, und wenn er das tut, leuchten seine hellblauen Augen auf. Er wirkt auf Anhieb sympathisch. In den sozialen Medien juxt er mal mit einem Kumpel herum oder veräppelt seine Freundin, in dem er ihr mit einem Händedruck zum Zweijährigen gratuliert. Bade präsentiert sich nicht nur mit der Fitness-Bowl, sondern auch mal mit einer Pizza vom Lieferservice oder einer Flasche Jägermeister. Echt sein, das ist ihm wichtig, sagt Bade. Deshalb zeige er es auch im Internet, wenn er schlechte Laune hat, und nehme diese ganze Instagram-Sache nicht allzu ernst.
Nico Bade gibt Sätze von sich, die man schon von vielen Influencern gehört hat, aber aus irgendeinem Grund glaubt man ihm, wenn er sagt: „Ich vermarkte kein Produkt, wenn ich nicht zu 100 Prozent dahinter stehe.“ Vielleicht, weil er wirklich nur einige wenige Dinge bewirbt. Mit seinen 4300 Followern gehört der gebürtige Thüringer sowieso nicht zu den Instagram-Berühmtheiten, für ihn ist das mehr Mittel zum Zweck, um ein Gesicht hinter dem Unternehmen zu zeigen.
Bade ist Gründer der Fitnessbundesliga, einer Liga für die Sportart Crossfit. Das ist eine Kombination aus Gewichtgeben, Ausdauertraining und Turnen, die hohes mentales und körperliches Durchhaltevermögen erfordert, wie er erklärt. Die Idee entstand 2017 in einer WG-Küche, damals noch in Berlin, erinnert sich Bade. Mit seinem damaligen Mitbewohner schnackte er über die Boulder-Bundesliga, die ein Kumpel von ihm in Jena gegründet hatte. Sie witzelten darüber, wie es wohl wäre, eine eigene Bundesliga zu gründen. Beide haben zu dieser Zeit leidenschaftlich Crossfit betrieben, nannten sich da schon „die fitteste WG Deutschlands.“ Aber zuerst sei das alles nur ein Hirngespinst gewesen.
„Trotzdem konnte ich einige Tage mit der Idee im Kopf nich schlafen“, sagt Bade. Also rief er seinen Kollegen an und holte sich Tipps, wie er eine Liga in einem Sport gründen könne, wo es noch keine gibt. Nur kurze Zeit später standen die Website und das Logo, der Name „Fitnessbundesliga“ war gesichert, sein Kumpel aus Jena mit eingestiegen. 2018 ging es direkt mit der ersten Saison los.
Nico Bade spricht wie ein Macher; jemand, der weiß, was er tut. „Wenn meine Kinder mich später fragen, wie es damals war, will ich nicht sagen: Ich hatte mal eine Idee, die ich nicht realisiert habe, das hat jetzt jemand anderes gemacht.“ Lieber wolle er auf die Nase fallen und sagen, dass er es probiert hat. Wie es für fast jedes Start-Up üblich ist, war auch die Fitnessbundesliga ein Risiko-Projekt. Viel Eigenkapital hatten die Gründer nicht, erzählt Bade. Er studierte zu dieser Zeit Stadt- und Regionalplanung und jobbte nebenher als Barkeeper. Ihm war es wichtig, das Unternehmen möglichst ohne Verschuldung zu gründen und die ersten Jahre ehrenamtlich zu arbeiten. Das ist auch heute noch so, das soll sich dieses Jahr aber ändern, etwa durch ein entsprechendes Sponsoring.
Seit Bade im August von Berlin nach Bremen zu seiner Freundin gezogen ist, arbeitet er als Trainer bei der Crossfit-Box „Nordlicht“, lebt aber seit dem Lockdown vor allem von Ersparnissen. „Der Druck, dass dieses Jahr zügig anfängt und dann auch erfolgreich wird, ist groß“, sagt Bade. Hier bröckelt die Perfektion; kopfmäßig sei das alles anstrengend und gerade für einen ungeduldigen Menschen wie ihn eine Herausforderung. Bade sagt, er ertrage es nur schwer, Unrecht zu haben. Wenn etwas nicht so läuft, wie er es sich vorstellt, bekomme er schnell schlechte Laune.
Früher ging Nico Bade ins Fitnessstudio, um sich ein Sixpack, breite Schultern und starke Arme anzutrainieren. Irgendwann kam der Mentalitätswechsel, plötzlich ging es ihm nicht mehr nur um das Äußere, sondern vor allem um Leistung, die sein Körper bringen kann, und um seine Gesundheit. Mit dem Crossfit hatte er angefangen, nachdem er sich beim Basketball zwei Knieverletzungen zugezogen hatte. Eigentlich wollte er wieder für den Ballsport fit werden, blieb aber am Crossfit hängen. Dass man die Sportart in einer Gruppe betreibt und seine Kräfte dabei misst, anders als beim normalen Fitness, begeisterte Bade, ebenso die Bedeutung von Körpergefühl und Gesundheit. Kleine Wettkämpfe gab es vorher schon im Crossfit, aber eben keine richtige Liga. Bade will den Sport populärer machen und den Wettkampf-Charakter weiter hervorheben. Mittlerweile finden die sogenannten Play-Offs, also das Finale, in seinem Heimatort Mühlhausen in Thüringen statt.
„Dass ich eine Liga gegründet habe, zeigt ja schon, dass ich nicht so erfolgreich bin“, witzelt Bade. Er bezeichnet sich als guten Athleten, aber als keinen, der es unter die Elite schaffen könnte. Als Gründer könne er sowieso nicht an der Bundesliga teilnehmen. Trotzdem hat der 33-Jährige einen straffen Trainingsplan, macht fünf Tage die Woche Crossfit für zwei bis zweieinhalb Stunden. Obwohl sein Aussehen nicht mehr so stark im Vordergrund steht wie früher, postet Bade auch heute noch Fotos mit nacktem Oberkörper. „Ich bin eitel“, sagt er von sich selbst, das habe ihm schon die Mutter in die Wiege gelegt. Als Kind lief er auf Modenschauen, als Student arbeitete er in verschiedenen Bekleidungsgeschäften. In der Berliner Nachtszene ging es darum, seinen eigenen Stil zu entwickeln. „Ich mag es nicht, verdattert auszusehen“, sagt Bade. Zerrissene Kleidung kommt für ihn nicht infrage, es sei denn, sie ist angesagt.
Der 33-Jährige hält einen Plan in die Video Kamera: Hier ist alles festgeschrieben, wie das Fitnessbundesliga-Jahr aussehen soll. Bis das losgeht, lebt er „von Tag zu Tag“, sagt Bade: Macht Steuern, liest sich Ratschläge für gutes Wirtschaften an. Kürzlich hat er sich bei einem Impfzentrum beworben, um dort auszuhelfen. „Damit ich das Gefühl habe, etwas Gutes zu tun.“
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