Rund 13 000 Menschen sind im vergangenen Jahr zusätzlich nach Bremen gekommen, allein durch Flucht und Migration. Neue Wohngebiete, mehr Arbeitsplätze und Schulen werden gebraucht.
„Bremen ist in Bewegung, die Stadt wird sich stark verändern“, sagt Uwe A. Nullmeyer, Vorsitzender der Aufbaugemeinschaft Bremen. „Wir müssen uns auf mehr Einwohner, mehr Unternehmen, mehr Gewerbeflächen einstellen.“ Die Bürgerinitiative, die sich als Forum für Stadtentwicklung versteht, hatte am Donnerstag zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wachsende Stadt“ in den Schütting eingeladen. Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, Bremens Rolle als Oberzentrum in der Region zu festigen und die Stadt für ihre Bewohner attraktiv zu halten.
Ähnlicher Prozess in der Neustadt
Bremen wächst im Vergleich zu Städten wie Berlin oder Leipzig nur in bescheidenem Ausmaß, das machten mehrere Politiker auf dem Podium deutlich. „Wie attraktiv ist Bremen für 20- bis 34-Jährige?“, fragte Claudia Bernhard (Linke) und forderte eine Modernisierung der Wirtschaftsstruktur in Bremen. Man müsse ein Stück weit abrücken von den klassischen Arbeitgebern Logistik, Autos und Stahl. Es werde mehr Kreativwirtschaft gebraucht.
Mehr Raum für Kreativität und Beteiligung forderte auch Robert Bücking (Grüne). Menschen würden häufig nicht den Arbeitsplätzen folgen, sondern erst einmal zum Leben in die Stadt kommen und dann selbst Neues dort entwickeln. „Die Leute müssen die Stadt prägen und ihre Spuren hinterlassen dürfen.“ Im Viertel habe es in den Siebzigern Leerstand gegeben, in den dann die Gründer der Universität eingezogen seien. Das Viertel belebte sich. Ein ähnlicher Prozess lasse sich jetzt in der Neustadt beobachten. Ziel müsse es sein, nicht nur die Potenziale von Flüchtlingen zu nutzen, sondern auch junge Leute nach dem Studium in der Stadt zu halten, betonten Politiker verschiedener Parteien.
Zentrale Flächen fehlen
Von dem Trend, dass Menschen wieder verstärkt in die Städte ziehen, habe Bremen in der Vergangenheit zu wenig profitiert, sagte Magnus Buhlert (FDP). Neue Bewohner und Firmen seien oft ins Umland nach Stuhr oder Brinkum gezogen, weil die Stadt es versäumt habe, genug Bau- und Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen.
„Bauträger haben oft ein Riesenproblem bei der Genehmigung ihrer Anträge“, sagte auch Jörg Kastendiek (CDU). Es würden sowohl mehr Wohnflächen als auch mehr Gewerbegebiete gebraucht. Und es dauere viel zu lange, bis geplante Neubaugebiete endlich in die Tat umgesetzt würden. Dass Bremen insbesondere bei der Genehmigung von Bauflächen schneller werden müsse, räumte Jürgen Pohlmann (SPD) ein. Dass Wachstum der Stadt müsse durch eine soziale Stadtentwicklung gestaltet werden, sagte er. „Auch über den Zuwachs durch Flüchtlinge hinaus haben wir riesige Wachstumsmöglichkeiten.“
„Wir stehen in den nächsten Jahren vor der Aufgabe, eine Stadt in der Größenordnung von Verden zu integrieren“, betonte Dirk Kühling vom Wirtschaftsressort. Damit auch Arbeitsplätze für die neuen Bewohner entstehen könnten, fehle es aber an zentral gelegenen Flächen für kleine und mittlere Firmen. Dies stehe oft in Konkurrenz zu dem Wunsch nach Flächen für den Wohnungsbau. Die Aufbaugemeinschaft fordert seit Jahren, ungenutzte Kleingärten in Gewerbegebiete umzuwandeln.