Loriot ließ die Sache schiefgehen. „Schau mal wer da ist!“, sagt Mutter Hoppenstedt begeistert. Doch Kind Dicki erkennt sofort, wer im Kostüm steckt: „Opa!“ Die Stimme, das Parfum oder die Schuhe: Schnell fliegt ein Weihnachtsmann auf. Wer sicher gehen will, der bucht zum Fest einen Auftragsweihnachtsmann – wie Stefan Röben aus Bremen-Nord. Seit 2005 bietet er seine Weihnachtsmanndienste an, besucht mit prächtigem Bart, Glocke und goldenem Buch Kindergärten, Firmen, Einkaufscenter oder Familien.
Los ging es mit Einsätzen für Kinder im Freundeskreis – zuerst mit einem einfachen Kostüm. Weil Röben gleich im zweiten Jahr der Mantel am Rücken einriss, beschloss er, in eine teurere Verkleidung zu investieren. Damit sich die lohnt, schaltete er eine Anzeige, um sich mit Aufträgen als Weihnachtsmann wieder was zu verdienen: „Ich bin kaufmännischer Angestellter. Da rechnet man und möchte nicht so gern auf Kosten sitzen bleiben.“ Im nächsten Jahr gab es, für Röben überraschend, erneut Anfragen, ob er nicht wieder kommen mag und es gab immer mehr Aufträge: „So bin ich zum Weihnachtsmann geworden.“
Röben hat nun einen besonderen Nebenjob. Der „Bremer Bilderbuchweihnachtsmann“ sei jetzt seine Marke. Dabei ist ihm wichtig, authentisch zu sein. Röben legt Wert auf die Ausstattung: „Das ist kein Bart von der Stange, der ist handgeknüpft.“ Das Kostüm habe er sich zudem bei einer Schneiderin anfertigen lassen. Er freut sich vor allem, wenn er Kinder als Weihnachtsmann besucht: „Es ist einfach ein schönes Gefühl.“
Dabei hält Röben sich an einen Ehrenkodex mit Regeln wie: „Der Weihnachtsmann mag prinzipiell alle Kinder von 0 bis 100 und älter.“ Oder: „Der Weihnachtsmann ist geduldig und ruhig.“ Und: „Der Weihnachtsmann flucht nie.“ Die Homepage samt Kodex entstand, weil Kunden anfangs immer wieder kritisch fragten, wie er den aussehe, was er mache. „Das war schon ein Kreuzverhör.“ Das habe an schlechten Erfahrungen der Kunden gelegen: mit Weihnachtsmännern in Jeans oder mit Alkoholfahne.
„Papa ist der Weihnachtsmann!“
Für Röben türmen sich kurz vor Weihnachten die Termine. An Heiligabend aber feiert er, wenn alles geschafft ist, mit seiner Familie – ganz ohne Kostüm. Sein zehnjähriger Sohn wisse vom Geheimnis um den Weihnachtsmann. Röben klärte ihn auf, als die „W-Frage“ gekommen sei. Schließlich warf er sich in seinen Mantel und sein Sohn habe gestaunt: „Papa ist der Weihnachtsmann!“ Eigentlich arbeitet Röben bei einem Händler für Baumaschinen und -geräte in Hemelingen. Seine Kollegen haben sich an seinen Nebenjob gewöhnt. Nur manchmal sei es schwierig, anderen zu erzählen: Ich bin der Weihnachtsmann. Wenn er sein Kostüm trage, schlüpfe er komplett in die Rolle als Weihnachtsmann. „Ich fühle mich dann auch so.“ Seine Frau könne sich dann nicht wie sonst mit ihm unterhalten.
Und welchen Wunsch hat der Weihnachtsmann zum Fest in wenigen Tagen? Am wichtigsten sei, dass die Menschen zufriedener mit dem seien, was ihnen zur Verfügung stehe. An Weihnachten gehe es um die Familie, Freunde, das Beisammensein: „Ich sehe an meinem Sohn, dass die Wünsche immer weniger werden. Trotzdem werden viele Kinder überschüttet mit Geschenken. Das ist Wahnsinn.“
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