Die Stahlindustrie befindet sich seit Monaten in einer Krise. Das zeigen die Bilanzen der europäischen Stahlkonzerne: Einer nach dem anderen hat seine Prognosen gesenkt, Produktionen heruntergefahren, Expansionspläne umgeworfen. Dass die Europäische Union nun ihre Schutzmaßnahme für die heimische Branche für wirksam erklärt hat, dürfte daher viele überraschen – das Gegenteil scheint eher der Fall zu sein.
Zwar ist Billigstahl aus dem Ausland nicht das einzige Problem für die hiesige Stahlindustrie. Denn sie leidet auch unter den hohen Preisen für Erz und der lahmenden Konjunktur. Importstahl ist aber der Punkt, an dem die Europäische Union eingreifen kann, ja sogar muss. Die Prinzipien des freien Welthandels wurden durch den Handelsstreit zwischen China und den USA längst aufgehoben. Die alten Spielregeln gelten nicht mehr.
Wenn die EU die zollfreie Importquote nicht anpasst, bleiben die Stahlkonzerne in der Abwärtsspirale gefangen. Die Folgen wären verheerend: Tausende Arbeitsplätze gingen verloren und auch alle Bemühungen, die Stahlproduktion umweltverträglicher zu machen, wären wertlos.