Bremen. So ganz aus heiterem Himmel kam die Nachricht nicht. Schon vor Monaten war bekannt geworden, dass die Basler Versicherungen an einem umfangreichen Sparprogramm feilen.
Jetzt liegt das Ergebnis vor: Bis Ende 2015 will das Unternehmen seine jährlichen Kosten um 40 Millionen Euro senken. Dazu gehöre auch eine Verringerung der Standorte, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Künftig will sich die deutsche Tochter der Schweizer Baloise-Gruppe nur noch auf zwei Orte in Deutschland beschränken: auf Hamburg und Bad Homburg, den Firmensitz.
Die Büros in Bremen und Nürnberg sollen im Laufe des Jahres 2016 geschlossen werden, bestätigte am Dienstag Firmensprecher Thomas Wedrich gegenüber dem WESER-KURIER. In Nürnberg seien davon 40 Mitarbeiter betroffen, in Bremen 350.
Der „überwiegende Teil“ der Beschäftigten werde Angebote bekommen, an einem der beiden verbleibenden Standorte zu arbeiten, erklärte Wedrich. Für die Bremer werde dies in erster Linie bedeuten, künftig nach Hamburg zu pendeln. Das gelte jedoch nicht für alle. „Ein Teil der Arbeitsplätze wird ersatzlos entfallen.“ Konkrete Zahlen nannte er nicht. Die Niederlassung in Hamburg bleibe zwar erhalten, doch auch dort könnten künftig Stellen gestrichen werden, so der Sprecher.
Über alle Standorte hinweg wollen die Basler Versicherungen bis Ende 2015 etwa 300 Arbeitsplätze einsparen. Bis Ende 2017 sollen weitere 100 Stellen wegfallen. „Mit einem Effizienzsprung wollen wir deutlich an Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit gewinnen“, schreibt Jan de Meulder, Vorstandschef der Basler Versicherungen in der Unternehmensmitteilung.
„Wir werden versuchen, die Neustrukturierung so sozialverträglich wie möglich zu gestalten“, versicherte auch Firmensprecher Wedrich. In den vergangenen vier Jahren seien in Deutschland bereits 200 Stellen abgebaut worden – ohne Entlassungen. Auch beim anstehenden Sparprogramm werde man versuchen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Auszuschließen seien Kündigungen zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht, sagte der Unternehmenssprecher. Aktuell beschäftigen die Basler Versicherungeninsgesamt etwa 2000 Mitarbeiter.
„Wir haben geahnt, dass Sparmaßnahmen auf uns zukommen. Dass es jedoch so schlimm werden wird, damit hat hier niemand gerechnet“, sagte gestern die Betriebsratsvorsitzende Bärbel Luttmann. Gerade wenn es um das Thema Kosten gehe, habe man sich in Bremen gut aufgestellt gesehen. „Die Räumlichkeiten hier sind gut und noch bezahlbar und auch die Gehälter der Mitarbeiter in Bremen liegen deutlich unter dem, was das Unternehmen in Hamburg oder Bad Homburg bei Frankfurt zahlen muss“, so Luttmann. Vor diesem Hintergrund könne man kaum glauben, dass der Konzern den Standort Bremen jetzt dichtmachen will.
Für die Stadt bedeute das gleichzeitig den Verlust zahlreicher, hoch qualifizierter Arbeitsplätze. Ob das Angebot vergleichbarer Jobs in Hamburg bei ihren Kolleginnen und Kollegen auf große Resonanz stößt, bezweifelt Luttmann. Womöglich sei das ja auch das Kalkül der Unternehmensleitung. „Es gibt immerhin die Ansage, dass man insgesamt 400 Stellen einsparen will – dieser Plan geht kaum auf, wenn jetzt ein Großteil der Bremer Mannschaft nach Hamburg wechselt.“
Die Bremer Angestellten der Basler Versicherungen sind Kummer gewöhnt. Schon in den Jahren zuvor ist ihre Zahl in der Niederlassung Am Wall stetig geschrumpft. Bis der Schweizer Baloise-Konzern 2002 die Bremer Securitas-Versicherungen für einen Kaufpreis von 90 Millionen Euro übernahm und mit der Basler Deutschland zusammenführte, waren hier mehr als 500 Leute beschäftigt. Damals musste die Bremer Neuerwerbung sämtliche Leitungsfunktionen an die Zentrale in Bad Homburg abgeben. Nun bestätigen sich die Befürchtungen des Bremer Betriebsrats von damals, dass der Basler-Konzern möglicherweise nur Interesse am Kundenstamm der Securitas, nicht aber am Standort Bremen haben könnte.
Die Aussichten, bei anderen Versicherungsunternehmen in Bremen einen Job zu finden, sind für Basler-Beschäftigte nicht besonders rosig, schätzt Markus Westermann von der Gewerkschaft Verdi. „In den letzten zehn Jahren hat die Versicherungsbranche in Bremen einen rasanten Personalabbau vollzogen.“ Die Zahl der Arbeitsplätze sei damit inzwischen „sehr überschaubar“ geworden.