In Bremerhaven sollen die Containerterminals moderner werden, die Hafeneisenbahn ihre Hinterlandanbindungen ausbauen und der Hafen selbst neue Geschäftsfelder erschließen: So sieht es das neue Entwicklungskonzept für die Häfen bis 2035 vor, das der Bremer Senat am Dienstag beschlossen hat.
Das kleinste Bundesland will dafür in den kommenden zehn Jahren insgesamt 500 Millionen Euro investieren. So haben es Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Häfensenatorin Claudia Schilling (beide SPD) im Anschluss an die Senatssitzung erklärt. Angesichts der immer größer werdenden Schiffe bedarf es zum Beispiel einer Modernisierung der Containerterminals I bis IIIa in Bremerhaven an der Stromkaje. Nachholbedarf haben die Häfen auch in der Digitalisierung – nicht nur bei der Automatisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.
Vertiefung der Weser
Was Schilling und Bovenschulte bei der Präsentation am Dienstag nicht erwähnten: Das Konzept zur Hafenentwicklung sieht auch die Vertiefung der Fahrrinne in der Weser vor. Das sei einer der Bausteine, um Bremerhaven auch weiterhin die Funktion als Universalhafen zu sichern. So soll die Außenweser bis nach Bremerhaven um einen Meter vertieft werden, ebenso soll die Unterweser flussaufwärts bis nach Brake um einen Meter vertieft werden. Diese beiden Projekte sind im Bundesverkehrswegeplan 2030 mit einem vordringlichen Bedarf vermerkt. Die größten Containerschiffe mit einer Kapazität von bis zu 24.000 Standardcontainern (TEU) haben inzwischen einen Tiefgang von mehr als 16 Metern.
Langfristig Containerkapazitäten von Bremerhaven nach Wilhelmshaven zu verlagern, um freiwerdende Flächen entlang der Stromkaje an der Weser für andere vielversprechende Projekte zu nutzen, dazu sagte Schilling: „Wir entscheiden ja nicht, wer die Häfen anläuft. Das entscheiden ja die Kunden. Und den Kunden wollen wir die bestmöglichen Bedingungen bieten.“ Der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven sei ja als sogenannter Überlaufhafen geplant gewesen.
Terminal für den Wasserstoffimport
Ebenso wenig konkretisierten Bovenschulte und Schilling am Dienstag die Pläne für ein Terminal zum Wasserstoffimport. Auch dies geht aus dem Hafenkonzept hervor. Denn Deutschland wird den Bedarf hier nicht durch nationale Ressourcen decken können und ist weiterhin auf den Import angewiesen. Hier möchte die Seestadt in Zukunft auch eine Rolle spielen.
Was ein künftiges Schwerlastterminal in Bremerhaven angeht, verwies die Senatorin erneut auf die in Auftrag gegebene Studie zum Fischereihafen. Das Gutachten soll den Bedarf für Schwerlast ermitteln, und wie man den mit der dazu notwendigen Infrastruktur im Fischereihafen abbilden könnte. „Da warten wir die Ergebnisse ab", sagte Schilling.
Auch in Zukunft Kreuzfahrtschiffe
Wo bereits jetzt die Kaimauern erneuert werden, ist die Columbuskaje, damit Bremerhaven auch in Zukunft als Hafen für Kreuzfahrtschiffe eine Rolle spielen werde. Hier werden laut Schilling auch die Gebäude erneuert.
Die Bremer CDU kritisierte am Konzept umgehend, dass das Geld nicht reiche. "Die 50 Millionen Euro jährlich, die der Senat an öffentlichen Investitionen in die Hafen-Infrastruktur verkündet, liegen deutlich unter dem jährlichen Mittel von 74 Millionen Euro der Jahre 2010 bis 2020", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Heiko Strohmann. Die hafenpolitische Sprecherin der CDU, Susanne Grobien, kritisierte, dass die Regierung in der Vergangenheit zu viel Zeit hat verstreichen lassen: Die Häfen hinkten bei der Digitalisierung und Automatisierung inzwischen um mehr als fünf Jahre zurück.
Ausbau der Wettbewerbsposition
Die Bremer Handelskammer sieht als Ziel für das neue Hafenentwicklungskonzept 2035 (HEK) den Ausbau der Wettbewerbspositionen. Präses Eduard Dubbers-Albrecht sagte: "Mit dem HEK erhoffen wir uns neue Impulse und zusätzlichen Schwung mit Blick auf den Erhalt und den notwendigen Ausbau der land- und wasserseitigen Infrastruktur."
Positiv wertet die Handelskammer, dass das Konzept die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz umfassend behandelt. Denn bis 2035 sollen die Häfen klimaneutral werden. Ebenso lobte Dubbers-Albrecht das Förderprogramm, dass das Land Bremen entwickeln wolle, um die Hafen- und Logistikwirtschaft aktiv zu unterstützen. Das Programm soll den Betrieben Anreize für Innovationen geben und ihr Engagement für den Klimaschutz unterstützen.
"Als zukünftige Energy-Hubs könnten die bremischen Häfen insgesamt einen großen Beitrag zur Energiewende leisten", hofft Dubbers-Albrecht außerdem. Allerdings sieht auch er, dass das bisherige Hafenbudget deutlich aufgestockt werden müsse.
Schwierigkeiten bei Kooperation und nationaler Strategie
Am Dienstag erneuerte Bovenschulte den Willen zur Kooperation mit anderen Häfen, konkret Hamburg, sagte aber gleichzeitig: "Wie schwierig das ist, haben wir bei den Verhandlungen zwischen Eurogate und HHLA gemerkt." Diese Gespräche über ein gemeinsames Unternehmen liegen derzeit auf Eis. Im gemeinsamen Marketing der Häfen kooperiere Bremen bereits mit Hamburg, fügte Senatorin Schilling hinzu.
Bremen wiederum wolle mit diesem neuen Konzept seinen Beitrag zur Nationalen Hafenstrategie leisten, die gerade in der Mache sei. Nach einer schnellen Umsetzung sieht es da aber nicht aus, wie Bremens Bürgermeister sagte: „Da liegen noch viele Fragen auf dem Tisch.“