Büroraumgestaltung Warum Corona nachhaltig den Arbeitsraum verändert

Corona und Homeoffice werde nachhaltig die Arbeitsraumgestaltung verändern, so Jörg Leiermann, Projektplaner beim Bremer Einrichtungshaus Popo. Das bedeute aber nicht gleich weniger Bedarf an Büroflächen.
28.02.2021, 21:58 Uhr
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Warum Corona nachhaltig den Arbeitsraum verändert
Von Peter Hanuschke

Homeoffice hat eine ganz neue Bedeutung: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist das Arbeiten von Zuhause in vielen Unternehmen möglich, in denen das früher undenkbar war. Diese Entwicklung könnte sich nachhaltig auswirken: Denn Homeoffice werde auch nach Corona weiterhin eine wesentlich größere Rolle spielen als vor der Pandemie, sind viele Experten überzeugt. Dadurch werde sich nicht primär der Bedarf an Büroflächen reduzieren, aber die Gestaltung und Nutzung dieser Räume bekomme eine ganz andere Bedeutung, sagt Jörg Leiermann, Projektplaner beim Bremer Einrichtungsspezialisten Popo.

Den großen Einbruch beim Büroflächenbedarf stellt auch Oliver Horstmann,
Mitglied der Geschäftsleitung bei Engel & Völkers am Hauptsitz in Hamburg, nicht fest. In Hamburg habe der Leerstand bei Büroflächen zu Beginn des vergangenen Jahres bei 2,9 Prozent gelegen, zum Ende seien es 3,5 Prozent gewesen. Diese Entwicklung habe es bundesweit auch in anderen größeren Städten gegeben und deute nicht auf einen zurückgehenden Büroflächenbedarf hin. Unternehmen, die sich wegen eines höheren Homeoffice-Anteil bei Büroflächen langfristig verkleinern wollen, seien bislang die absolute Ausnahme.

Individuell angepasste Arbeitswelten

„Das Großraumbüro, in dem möglichst viele Personen mit relativ wenig Platz ihrer Arbeit nachgehen müssen, hat in der modernen Arbeitswelt ja schon lange ausgedient“, so Leiermann. „Großraumbüros lassen sich heute vielmehr als individuell angepasste Arbeitswelten definieren, die individuelles als auch teamorientiertes Arbeiten in einer Umgebung ermöglichen“, die eine Vielzahl an Komponenten verknüpft und eine Wohlfühlatmosphäre schaffe. „Die Anforderungen an Großraumbüros ändern sich im Laufe der Zeit, sie müssen angepasst werden, das ist normal, aber im Moment erleben wir da eine Geschwindigkeit, die es so noch nicht gegeben hat: Durch Corona sind so viele Mitarbeiter wie noch nie im Homeoffice.“

Und auch nach der Pandemie werde diese Arbeitsform sich in vielen Unternehmen etabliert haben, in denen das vorher nie ein Thema gewesen sei, so Leiermann. Laut einer Umfrage, die der Büromöbelhersteller Vitra bei der Eurocres Consulting GmbH in Auftrag gegeben hat, wollten vor Corona 69 Prozent gar nicht in Homeoffice. Aktuell in der Krise seien dagegen 90 Prozent der Mitarbeiter bereit, im Homeoffice zu arbeiten. Nach Corona würden je nach Branche nur noch 50 Prozent dauerhaft auf Büroflächen angewiesen sein, was auf der anderen Seite einen etwa gleich hohen Anteil beim Bedarf an sogenanntem mobilen Office auslösen werde.

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Das bedeute aber nicht automatisch, dass diese Unternehmen ihre Büroflächen aufgeben, so Leiermann. Denn viele Unternehmen würden zwar davon ausgehen, dass ein wesentlich höherer Anteil ihrer Mitarbeiter verstärkt Homeoffice nutzen, aber auch die Möglichkeit haben wollen, bei Bedarf im Büro tätig zu sein. Das erfordere auch in der Gestaltung der Arbeitswelten Flexibilität, so Leiermann. „Ich vergleiche einen modernen Arbeitsbereich samt Mobiliar, der auch unter Hygienemaßnahmen genutzt werden kann, die sicherlich auch nach dieser Corona-Pandemie von Bedeutung sein werden, gerne mit einem Konzertsaal: Es proben verschiedene Musiker einzeln, dann in Gruppen, und irgendwann muss aber auch das ganze Orchester zusammen spielen, um Spitzenleistungen zu zeigen.“ Corona werde nachhaltig die Arbeitswelt und damit die Arbeitsraumgestaltung verändern.

Teilweise gebe es auch Nachfragen nach größeren Büroflächen, um künftig mehr Spielraum bei der Gestaltung zu haben, so Horstmann. Denn es gehe darum, die Qualität im Büro zu steigern in Kombination mit genügendem Abstand zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen, um auch bei einer nächsten Infektionswelle funktionsfähig zu bleiben. „Ich höre immer wieder, dass durch Homeoffice auch ein Stück an Kreativität verloren gegangen ist, die sich häufig durch freiwillige Kommunikation abseits des eigentlichen Arbeitsplatzes aber innerhalb des Büros ergibt – an der Kaffeebar, der Lounge oder einer Art Marktplatz mit vielfältigen Funktionen.“

Mehr bieten als nur den Arbeitsplatz

Es sei schon vor Corona darum gegangen, wie man als Unternehmen attraktiv genug sei, um gute Mitarbeiter zu halten und zu bekommen. „Büros müssen dafür inzwischen mehr bieten als nur den reinen Arbeitsplatz.“ Jetzt durch Corona sei das noch mehr ins Bewusstsein gerückt. Der Bürobedarf hänge aber am Ende stark davon ab, wie viel Prozent der Mitarbeiter dauerhaft im Homeoffice bleiben.

Die Mitarbeiter der Sparkasse Bremen, die im vergangenen Jahr in die neue Zentrale an der Universität gezogen sind, konnten die neuen Räumlichkeiten noch gar nicht testen. „Wir sind Anfang November eingezogen, dann wurden wir in A und B Teams eingeteilt, um dann Mitte Dezember, ins mobile Arbeiten geschickt zu werden“, so Sprecherin Nicola Oppermann. Man habe das Bürokonzept samt Campusgelände von vornherein auf eine flexiblere Nutzung ausgelegt, was auch mobiles Arbeiten von zu Hause beinhalte.

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