Elektromobilität made in Bremen Daimler plant neue Batterie-Fabrik in Polen

Im Sommer soll das erste Elektroauto von Mercedes auf den Markt kommen. Um die steigende Nachfrage nach Batterien zu befriedigen, baut das Unternehmen nun eine neue Fabrik.
22.01.2019, 21:20 Uhr
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Daimler plant neue Batterie-Fabrik in Polen
Von Peter Hanuschke

Mitte 2019 soll das erste Elektrofahrzeug der Produkt- und Technologiemarke EQ von Mercedes-Benz auf den Markt kommen. Produziert wird das Elektroauto EQC im Bremer Werk. Bis 2022 will der Autobauer darüber hinaus in jedem Fahrzeugsegment elektrifizierte Alternativen anbieten. Ziel des Konzerns: Den Absatz an E-Autos bis 2025 auf 15 bis 25 Prozent am Gesamtabsatz zu steigern. Dafür werden aber Unmengen an Batterien benötigt, die der Markt derzeit so gar nicht herstellen kann.

Deshalb nimmt der Daimler-Konzern – wie auch andere Autohersteller – die Produktion der Batterien selbst in die Hand: Im polnischen Jawor soll dafür eine neue Fabrik entstehen, in der Anfang 2020 die Batterie-Fertigung starten soll.

„Das Motorenwerk und die neue Batteriefabrik in Jawor sind wichtiger Bestandteil unseres globalen Powertrain-Produktionsverbunds", sagt Frank Deiß, Leiter der Powertrain-Produktion bei Mercedes-Benz Cars, in der die Herstellung von Motoren, Getrieben und Achsen zusammengefasst werden. Damit erweitert der Daimler-Konzern im Zuge seiner Elektrooffensive den eigenen Batterie-Produktionsverbund auf neun Fabriken.

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In Jawor, wo der Autohersteller derzeit ein Motorenwerk aufbaut, werden 200 Millionen Euro in die zusätzliche Batteriefertigung investiert. Das teilte der Konzern am Dienstag mit. Die Motorenfertigung mit etwa 1000 Beschäftigten soll schon dieses Jahr anlaufen. Der Start der Batteriefertigung soll noch einmal 300 Arbeitsplätze bringen.

„Wichtiger Erfolgsfaktor im Elektromobilität-Zeitalter“

Zum künftig elektrifizierten Portfolio „gehören auch mehr als zehn reine Elektro-Pkw“, sagt Daimler-Vorstand Markus Schäfer. „Die Batterien dafür produzieren wir selbst und sehen darin einen wichtigen Erfolgsfaktor im Elektromobilität-Zeitalter.“

Zehn Milliarden Euro lässt sich Daimler die Entwicklung und Produktion der Elektro-Flotte kosten. In den Aufbau von Batteriefabriken weltweit steckt Daimler mehr als eine Milliarde Euro. Ein Batteriewerk im sächsischen Kamenz ist schon seit 2012 in Betrieb. Eine zweite Fabrik am gleichen Standort befindet sich gerade im Bau. Die Serienproduktion soll dort im Frühjahr starten.

Darüber hinaus plant das Unternehmen im Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim, in Brühl und Hedelfingen jeweils eine Batteriefabrik. Eine lokale Batterieproduktion am bestehenden chinesischen Standort in Peking baut Daimler gemeinsam mit BAIC, der Dachgesellschaft des fünftgrößten Fahrzeug- und Automobilproduzenten in China. In der Nähe des Mercedes-Benz-Werks in Tuscaloosa in den USA wurde bereits mit dem Bau einer Fabrik begonnen. Gemeinsam mit dem lokalen Partner Thonburi Automotive Assembly Plant errichtet Mercedes-Benz Cars eine Batterieproduktion in Bangkok (Thailand). Außerdem soll eine Fabrik in Sindelfingen entstehen.

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Daimler baut die Batterien zwar selbst, kauft die Zellen – den zentralen Baustein dafür – auf dem Weltmarkt aber bei externen Lieferanten zu. Die Verträge mit Lieferanten für Batteriezellen sind inzwischen unter Dach und Fach – dafür nimmt Daimler in den kommenden Jahren mehr als 20 Milliarden Euro in die Hand.

Bestmögliche Technologie

Zur Zellen-Ankauf-Strategie teilt der Konzern mit: Die Intelligenz der Batterie stecke in einem hochkomplexen Gesamtsystem. Daimler will sich deshalb nach eigenen Angaben auf die Kernkompetenz der Batteriemontage konzentrieren. Zellen seien eine wichtige Komponente der Batterie. Die zugekauften Zellen würden nach speziellen Daimler-Vorgaben gefertigt. So sichere sich das Unternehmen die bestmögliche Technologie.

Mit der Investition in den Kauf der Batteriezellen schaffe das Unternehmen die Voraussetzung für den konsequenten Wandel hin zur elektrischen Zukunft, ist Daimler überzeugt. Eingesetzt werden sollen die Zellen in der Elektroflotte, vom Elektro-Smart und SUV, über Transporter und Busse bis hin zu Lkw der Leicht- und Schwerklasse, sowie Fahrzeugen der nächsten Generation der Produkt- und Technologiemarke EQ.

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Beim Thema Batterie liebäugelt Daimler außerdem mit einer Partnerschaft mit BMW – dem jahrzehntelangen Konkurrenten bei Premiumlimousinen: Daimler will laut „Handelsblatt“ wie BMW seine Energiespeicher von CATL beziehen, und zwar gemeinsam mit dem bayerischen Autobauer. CATL, die Abkürzung steht für den chinesischen Batteriezellenhersteller Contemporary Amperex Technology, baut für einen Großauftrag von BMW ein Werk in Thüringen.

Engere Kooperation zwischen BMW und Daimler

Die Partnerschaft soll insgesamt sogar viel umfangreicher werden: BMW-Chef Harald Krüger und Daimler-Entwicklungschef Ola Källenius prüfen derzeit die Möglichkeit umfangreicher Allianzen, wie das „Handelsblatt“ aus Kreisen beider Unternehmen erfuhr. Im Zentrum der Gespräche stehe eine engere Kooperation beim Zukunftsthema autonomes Fahren. Beide Konzerne wollen die Gespräche nicht kommentieren, betonen aber ihre grundsätzliche Offenheit.

Dass Daimler und BMW kooperieren können, das haben beide Unternehmen bereits gezeigt: 2015 kauften Daimler und BMW gemeinsam mit der VW-Tochter Audi den Kartenanbieter Here. Ende 2018 verschmolzen Mercedes und BMW zudem ihre Car-Sharing-Angebote Car2go und Drive Now.

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