Der junge Mann aus Guinea ist frustriert. Seine Freunde in Bremen haben mittlerweile eine Aufenthaltserlaubnis bekommen, er ist jedoch nur geduldet. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: Nach seiner Ankunft in Deutschland hat er 2015 in Bremen einen Sprachkurs belegt, kurz darauf ein Praktikum in einem Kfz-Betrieb gemacht. Alles lief gut. So gut sogar, dass er ein Jahr später dort auch eine Ausbildung begonnen hat.
Doch der Start ins Berufsleben war dann doch anders als gedacht, sagt Claudia Jacob, die den jungen Mann etwas später beraten hat. Denn weil er noch nicht gut genug Deutsch sprechen konnte, kam er in der Berufsschule nicht mit, musste die Ausbildung deshalb schließlich abbrechen. Jetzt ist er schon älter als 21 und kann nicht mehr so einfach einen Antrag auf Aufenthalt stellen. „Wäre er eher zu uns gekommen, dann hätten wir ihm helfen können“, sagt Jacob an diesem Donnerstag. Sie ist Teil des Bremer und Bremerhavener Integrationsnetzes (Bin) und kennt sich mit der Gesetzeslage aus. Wer unter 21 Jahren ist, seit mindestens vier Jahren in Deutschland und genauso lange eine Schule besucht hat, dem steht eine Aufenthaltserlaubnis zu. Diese Anforderungen erfüllt der junge Guineer nicht, seine Freunde hingegen schon.
Es sind Beispiele wie diese, die zeigen, wie komplex die Integration von Geflüchteten in die Arbeitswelt sein kann. „Es fühlt sich auch für mich wie eine ständige Fortbildung an“, sagt Jacob, die zusammen mit ihren Kollegen vom Bin schon seit 2008 vor allem junge Menschen berät. Wie kann ich mein Deutsch verbessern? Was ist der beste Weg zu einem Ausbildungsplatz? Was mache ich, wenn ich später studieren möchte? Die Mitarbeiter von Bin kennen Antworten auf diese Fragen – oder jemanden, der helfen kann.
„Bin ist ein sehr wichtiges Standbein der Integrationsbemühungen im Land Bremen“, sagt Markus Saxinger, der die Anlaufstelle koordiniert. Ihre Förderung wurde kürzlich verlängert – Bin kann nun vorerst bis Ende 2020 weitermachen und bekommt weiterhin Bundesmittel und Geld aus dem Europäischen Sozialfonds.
Saxinger ist überzeugt, dass das Ziel sein müsse, dass Geflüchtete früher oder später eine Arbeit aufnehmen. „Das sollte aber nachhaltig sein“, sagt er. Denn selbst wenn Geflüchtete schnell eine Ausbildung fänden, bliebe längst nicht jeder dabei. Wie bei dem jungen Mann aus Guinea sei häufig die Sprache noch ein Problem – hauptsächlich in der Berufsschule und weniger im Job.
Insgesamt 1400 Teilnehmer hatte Bin zwischen 2015 und heute. Wie viele Geflüchtete mittlerweile einen Ausbildungsplatz oder einen anderen Job haben, lässt sich nicht so leicht ermitteln. „Wir können aber sagen, dass jeder fünfte Azubi im Handwerk keinen deutschen Pass hat“, sagt Jens Rigterink, Geschäftsführer von Handwerk, dem Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Bremen. Er empfiehlt allen Geflüchteten, vor der Ausbildung eine Einstiegsqualifizierung (EQ) zu machen. Hier könnten sie bis zu einem Jahr das Berufsleben kennenlernen – und hätten es dadurch später leichter in der Ausbildung.
Die EQ habe aber aktuell nicht das beste Image, sagt Sandra von Atens vom Aus- und Fortbildungszentrum für den öffentlichen Dienst (AFZ). Mittlerweile habe man zwar etliche Unternehmen gefunden, die Plätze dafür anböten, „doch viele Geflüchtete wollen lieber in die Ausbildung und Geld verdienen“. Das sei verständlich, aber oft eben der falsche Weg: Es klappe häufiger nicht mit der Lehre. Nachdem sie ihre Ausbildung abgebrochen hätten, kämen viele Geflüchtete wieder zurück – und würden dann nach einer Einstiegsqualifizierung fragen.