Daimler-Beschäftigte sollen am guten Jahresergebnis des Autobauers beteiligt werden. Das fordern Arbeitnehmervertreter. „Nun liegt es an der Unternehmensleitung, das umzusetzen“, sagt Marcus Keunecke, Vertrauenskörperleiter der IG Metall im Bremer Mercedes-Werk.
Hintergrund dieser Forderung ist die Erhöhung der Dividende für Aktionäre. Die habe, so Keunecke, für viele Mitarbeiter „ein Geschmäckle“. Zu Beginn der Corona-Pandemie war der Konzern schwer getroffen und sah sich gezwungen, seine Produktion in Bremen Ende März zunächst zu unterbrechen. Darauf folgten bis Ende Juni mehrere Wochen Kurzarbeit. Insgesamt bekam der gesamte Konzern gut 700 Millionen Euro Kurzarbeitergeld von der Agentur für Arbeit.
Daimler schloss das vergangene Jahr dennoch mit einem hohen Gewinn von 6,6 Milliarden Euro ab. Vorstandschef Ola Källenius hatte daraufhin vergangene Woche angekündigt, die Dividende auf 1,4 Milliarden Euro zu erhöhen.
Die Kurzarbeit und die damit verbundenen Einkommenseinbußen sind längst nicht die einzigen Einschnitte, die Daimler-Beschäftigte hinnehmen mussten. Der Konzern fährt gerade einen strengen Sparkurs. In der Verwaltung und den produktionsnahen Bereichen – etwa der Logistik – wird bis September weniger gearbeitet. Dementsprechend sinkt auch der Verdienst der Mitarbeiter. Zudem wurde die Ergebnisbeteiligung für 2020 gestrichen. Angesichts der erhöhten Dividende sagt Keunecke nun: „Auch die Mannschaft hat einen Anspruch darauf, beteiligt zu werden.“
Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) begrüßt, dass Daimler das Jahr 2020 mit Gewinnen abgeschlossen hat. „Diese sind auf viele Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf das Kurzarbeitergeld“, sagt sie. Da dies auch mit Einbußen der Beschäftigten verbunden gewesen sei, halte sie es für ratsam, Gewinne in die Zukunft des Unternehmens zu investieren, etwa die E-Mobilität oder die Transformation der Arbeit. Generell wünscht sich die Wirtschaftssenatorin eine Debatte, wie mit Dividenden und Kurzarbeitergeld umgegangen werden kann. Vogts Vorschlag: „Je höher diese Hilfen durch Steuerzahlende sind, desto größer sollte auch deren Mitspracherecht sein.“
Auch anderswo gab es Kritik an der Erhöhung der Gewinnausschüttung für Anteilseigner. Die CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, sagte dem „Südkurier“: „Ich finde das nicht glücklich, ich kann das Unverständnis nachvollziehen.“ Es sei zwar eine firmeninterne Entscheidung, doch wünsche sie sich eine gewisse Sensibilität.
Kritik an Hilfe für Großkonzern
Deutlicher wurde Linken-Abgeordnete Sahra Wagenknecht. Sie sagt: „Direkter kann Steuergeld nicht in die Kassen der Aktionäre fließen. Hunderttausende kleine Einzelhändler und Restaurantbesitzer hingegen lässt man am langen Arm verhungern."
Laut einem Sprecher der Bremer Agentur für Arbeit dürfe man sich nicht zu einzelnen Unternehmen äußern. Allgemein sei es aber so, dass die Behörde prüfe, ob die Voraussetzungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld vorlägen. Ob ein Unternehmen Gewinn mache oder nicht, spiele dabei keine Rolle.