Die Bremische Volksbank blickt auf ein überdurchschnittliches Geschäftsjahr zurück. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER zeigten sich der Vorstandsvorsitzende Ulf Brothuhn und sein Kollege Detlev Herrmann sehr zufrieden mit dem vergangenen Jahr. „Wir haben unseren Plan fast um hundert Prozent übertroffen“, sagte Vorstandschef Brothuhn.
Die Bank wachse in allen relevanten Sparten zweistellig und deutlich über dem Marktdurchschnitt. Das Kreditwachstum betrug demnach 13,3 Prozent und einem Wert von rund 81 Millionen Euro. Dafür sorge vor allem eine hohe Nachfrage nach Baufinanzierungen und ein deutlich ausgeweitetes Firmenkundengeschäft.
Das Wertpapiergeschäft nahm zugleich um 14,4 Prozent zu. Auf Grundlage der vorläufigen Jahresendzahlen beläuft sich die Bilanzsumme damit auf eine Milliarde Euro und wuchs um 104 Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis beträgt knapp 7,3 Millionen Euro und übertrifft leicht das Vorjahr.
Zuwachs bei den Firmenkunden – dafür macht der Vorstand nicht nur die gute Konjunktur verantwortlich. „Die Situation am Bremer Bankenplatz ist für uns der Turbo gewesen“, sagt Ulf Brothuhn. Die NordLB hat die Bremer Landesbank (BLB) mittlerweile komplett übernommen, Neelmeyer, Bremer Kreditbank (BKB) und Oldenburgische Landesbank (OLB) schließen sich zu einem neuen Verbund zusammen.
Von dieser Entwicklung profitiere die Bremische Volksbank: Einerseits habe die Bank zur Kenntnis genommen, dass Neelmeyer weniger Interesse am mittelständischen Kreditgeschäft habe. Andererseits gebe es offensichtlich ein Missfallen der Firmenkunden der BLB an der neuen Dominanz aus Hannover.
„Der Umgang mit Unternehmen scheint bei der NordLB ein anderer zu sein“, sagt Brothuhn. Das habe er aus Erzählungen erfahren. Der Vorstandschef sieht sich in seinem Kurs bestätigt: „Das, was wir immer geglaubt haben, bewahrheitet sich: Bremische Unternehmer möchten eine Bank haben, die hier vor Ort entscheidet. Wenn man es nüchtern runterbricht, gibt es noch die Sparkasse als Marktführer und es gibt uns. Wir sind als Adresse gefragt.“
Zulauf an Kunden
Herrmann bestätigt: „Es gibt Kunden, die eine neue Heimat suchen.“ Außerdem habe die Bank bereits Mitarbeiter der Wettbewerber verpflichtet. Das Personal im Bereich Firmenkunden und Private Banking soll weiter wachsen. Bitter sei es, betont Brothuhn, dass wegen der Entwicklungen der Konkurrenz zwischen 800 und 1000 Arbeitsplätzen wegfallen: „Ich finde es dramatisch, was die Geschäftspolitik in beiden Fällen mit den betroffenen Mitarbeitern macht.“
Die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank für geparktes Guthaben belasten die Volksbank zunehmend, denn ihre Einlagen stiegen 2017 ebenfalls zweistellig. Doch der Vorstand schließt entgegen Überlegungen in der Vergangenheit heute aus, die Kosten an Privatkunden weiterzugeben. „Wir haben gemerkt, dass damit eine rote Linie überschritten wird“, sagt Brothuhn. Weil Wettbewerber in Bremen dagegen bereits Strafzinsen nähmen, gebe es einen Zulauf an Kunden. Der kostet zwar, aber dahinter steht eine Strategie: „Jeder Kundenkontakt bietet auch eine potenzielle Chance.“