Bremen. Kunden des insolventen Energieanbieters Flexstrom in Bremen werden von dem Unternehmen nach wie vor mit Strom versorgt. Anders als etwa die Stadtwerke Osterholz-Scharmbeck, die ihren Netzzugang für Flexstrom nach eigener Aussage wegen noch ausstehender Zahlungen inzwischen gekündigt haben, leitet die Netzgesellschaft der Bremer SWB den Strom des Berliner Unternehmens vorerst weiterhin durch.
Das bestätigte gestern Unternehmenssprecherin Angela Dittmer auf Nachfrage. Bisher sei es im Zuge der Flexstrom-Insolvenz noch nicht zu Zahlungsausfällen bei der SWB gekommen, so die Sprecherin. "Aber wir beobachten den weiteren Geschäftsverlauf natürlich sehr genau." Über die Zahl der Flexstrom-Kunden im eigenen Versorgungsgebiet machte das Unternehmen keine Angaben.
Solange Flexstrom-Kunden noch mit Energie versorgt werden, müssten sie sich auch vertragstreu verhalten, also die monatlichen Abschläge zahlen, heißt es bei der Verbraucherzentrale Bremen. Größere Vorauszahlungen sollten sie allerdings nicht mehr leisten. "Wer eine Einzugsermächtigung erteilt hat, sollte die möglichst schnell widerrufen", rät Energieexpertin Mechthild Himmelreich. Wurden gerade erst Beträge vom Versorger abgebucht, könnten die Kunden das Geld binnen acht Wochen von ihrer Bank wieder zurückbuchen lassen.
Fristlose Kündigung nicht möglich
Eine fristlose Kündigung bei Flexstrom ist nicht möglich. "Es gelten die im Stromvertrag angegebenen Kündigungsfristen. Daran müssen sich die Kunden auch halten, wenn das Unternehmen Insolvenz angemeldet hat", so Himmelreich. Eingestellt werden dürften die Zahlungen erst, wenn der Insolvenzverwalter mitteilt, dass das Unternehmen nicht mehr liefert. Sollte es tatsächlich einen Lieferstopp geben, fallen die betroffenen Kunden automatisch in die Ersatzversorgung des örtlichen Versorgers, in Bremen ist das die SWB.
Flexstrom und zwei seiner Tochterfirmen – Optimalgrün und Löwenzahn Energie – hatten am vergangenen Freitag Insolvenz angemeldet. Laut einem Bericht im "Handelsblatt" wird der Stromanbieter künftig auf das Geschäftsmodell mit Vorkasse verzichten. Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger habe mit der Bundesnetzagentur gesprochen und dieser Vereinbarung zugestimmt. Die Bundesnetzagentur hatte zuvor gegenüber Medien angekündigt, das Modell wegen der finanziellen Schieflage des Konzerns verbieten zu wollen. Die Unternehmensgruppe versorgt eigenen Angaben zufolge derzeit rund 500000 Kunden in Deutschland.
Die Gastochter Flexgas wurde inzwischen von der Ako Capital AG übernommen. Der Investor will das Geschäft auf dem deutschen Markt weiter ausbauen. Mit der Übernahme wird aus der Flexgas GmbH das Unternehmen Fairtradegas. Für die Geschäftspartner und Kunden ändere sich damit nichts, teilte Ako gestern mit.