24-Jähriger produziert eigenen Schnaps Made in Bremen: Edel-Wodka für Kenner

Wodka ist für den Bremer Joscha Kirschke eine Edelspirituose – das möchte er mit seiner Marke Avos Vodka auch anderen vermitteln. Die Idee zu einem eigenen Wodka kam ihm in der Nacht.
27.08.2017, 08:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Insa Lohmann

Ob Gin, Korn oder Wodka: In Bremen wagen sich immer mehr junge Gründer an Hochprozentiges und verpassen den klassischen Spirituosen einen neuen Anstrich. Während einige der handgemachten Alkoholika inzwischen zu Kultgetränken avanciert sind, hat es der Wodka schwer, sein schlechtes Image als Rauschmittel mit Kopfschmerzgarantie abzulegen, wie Jungunternehmer Joscha Kirschke sagt: „Wodka ist eine Spirituose, von der die meisten denken, dass sie eher schlicht und von geringer Qualität ist.“ Zu Unrecht, wie der 24-jährige Bremer findet und deshalb vergangenes Jahr seine eigene Firma Avos Spirits gründete, über die er handgemachten Wodka in geringer Stückzahl vertreibt. Seine Marke Avos Vodka richtet sich dabei vor allem an Kenner: „Mein Ziel ist es, Wodka zur Edelspirituose zu machen.“

Wenn Konsumenten Kirschkes selbst kreierten Wodka das erste Mal probieren, hört er häufig: „Das schmeckt ja gar nicht nach Wodka.“ Der Unternehmer aus Bremen empfindet diese Aussage als Kompliment, denn für ihn ist der milde Geschmack bei seinem Produkt das wichtigste Kriterium. „Viele Konsumenten kennen Wodka nur in Verbindung mit einem brennenden Geschmack beim Trinken, das wollen wir vermeiden.“

Wodka ist nach der Herstellung direkt trinkfertig

Der Reinalkohol wird auf Basis von Weizen aus biologischem Anbau in Süddeutschland destilliert. Den milden Geschmack bekommt Avos Vodka allerdings erst während des Filterungsprozesses in Bremen. Die Filterung – auch Neutralisierung genannt – erfolgt durch ein eigens entwickeltes Verfahren mithilfe des Einsatzes von Aktivkohle. Hierdurch werden die sogenannten Schwebestoffe an die Kohle gebunden, sodass sie anschließend nur noch in einer geringen Restmenge im Destillat enthalten sind. Dieser Prozess ist auch dafür verantwortlich, ob später im Wodka unerwünschte Fuselöle und andere negative Geschmacksstoffe zurückbleiben. Der trinkfertige Wodka mit 40 Prozent Alkoholgehalt entsteht allerdings erst durch das anschließende Verschneiden (Mischen) mit speziell aufbereitetem Wasser. Dafür greift Kirschke auf Bremer Quellwasser zurück. Produziert wird in der Kulturküche auf dem Teerhof. Der gleichnamige Verein in der Neustadt stellt kleinen Produzenten die Räumlichkeiten zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. „Das ist ideal für kleine Chargen“, sagt der Jungunternehmer.

Kirschke steckt viel Herzblut in die Produktion seines hanseatischen Wodkas. „Je besser die Herstellungsqualität, desto besser schmeckt er“, ist der Bremer überzeugt. Doch er weiß auch, dass der Laie ab einer bestimmten Qualitätsstufe nur noch schwer die Unterschiede herausschmecken kann. Anders als Whisky muss Wodka nicht gelagert werden, sondern ist direkt nach der Herstellung trinkfertig. So gebe es ab einem bestimmten Qualitätslevel keine wesentlichen Abstufungen mehr: „Entweder der Wodka schmeckt einem dann oder eben nicht.“ Umso wichtiger sei es, das Produkt mit einer guten Geschichte und einem ansprechenden Design zu kombinieren. Von der Flasche bis hin zu den Visitenkarten ist alles in mattschwarz-weiß gehalten. „Kein Schnick-Schnack“, wie Kirschke sagt. Seit seiner Gründung hat der Bremer eine limitierte Auflage von 1000 Exemplaren hergestellt. Künftig will er das Angebot um handgefertigte, aromatisierte Editionen weiterentwickeln.

Kirschke kommt zur Hanse-Life-Messe

Vertrieben wird sein Produkt hauptsächlich über die Gastronomie. Das ist kein Zufall, denn der 24-Jährige ist in der Gastroszene praktisch zuhause. „Ich bin ein absoluter Nachtmensch“, sagt Kirschke. Und so kam ihm dort auch eines Nachts die Idee, einen eigenen Wodka zu kreieren. Bereits 2014 hatte er neben seinem Studium der International Business and Management Studies an der Hanze University of Applied Sciences in Groningen eine Firma für Gastronomieconsulting gegründet, mit der er Gastroakteure und Gründer zusammenbringen wollte. Daraus gründete er schließlich die Marke Avos Vodka.

Um Kirschkes Wodka privat zu konsumieren oder in einer Bar anbieten zu können, muss man über die Website zunächst eine Mitgliederkarte beantragen. Derzeit sind nach Angaben von Kirschke etwa 135 Gründer und Unternehmer, Studenten, aber auch Politiker Mitglied bei Avos Vodka. Ziel sei es, neben dem Konsum auch die Vernetzung der Kunden untereinander zu stärken und die Mitglieder zu eigenen Projekten anzuregen. Zudem möchte der Jungunternehmer mit diesem Verfahren vermeiden, dass sein Produkt zur Massenware verkommt. Avos Vodka sei eben „ein Underdog“, der sich bewusst an Kenner richte. Deswegen konzentriere sich das Unternehmen auch beim Vertrieb auf Gastronomen, deren Gäste einen qualitativ guten Wodka zu schätzen wüssten. Mittlerweile ist die Bremer Spirituose in acht Ländern weltweit erhältlich, darunter in Russland, Australien und Hongkong. In Bremen gibt es ihn beispielsweise im Casa, in der Lemon Lounge sowie im Medio.

Wer Joscha Kirschke und sein Produkt einmal näher kennenlernen möchte, der hat dazu am 9. und 10. September Gelegenheit: Dann ist der Jungunternehmer mit einem Stand inklusive Verkostung bei der Hanse-Life-Messe vertreten.

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