Die Auswirkungen sind deutlich. Viele Vermieter in Bremen und Bremerhaven sind derzeit von Mietausfällen betroffen. In einer Umfrage von Haus & Grund gaben
17 Prozent an, im April sowie Mai Einbußen gehabt zu haben, weil Mieter nicht komplett oder gar nicht zahlten. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Ausfälle im weiteren Verlauf der Krise zunehmen werden. Derzeit zahlen viele Mieter noch aus ihren Ersparnissen“, kommentierte Ingmar Vergau, Geschäftsführer von Haus & Grund Bremen, die Ergebnisse. Insgesamt befragte der Eigentümerverband 2500 private Vermieter – neben Bremen auch aus Darmstadt, Frankfurt und Köln. Die Mietausfälle fielen im Schnitt mit 13 Prozent demnach etwas geringer aus als in Bremen und Bremerhaven, wo rund 100 Mitglieder an der Umfrage teilnahmen.
Mehr Anfragen zu Mietausfällen
Gerade in Bremen gebe es viele kleine private Vermieter, sagt Kornelia Ahlring, Geschäftsführerin des Mietervereins Bremen. Bisher hätten viele Mieter offenbar noch auf Rücklagen zurückgegriffen, vermutet auch sie. In der Beratungsstelle gibt es laut der Juristin nun aber vermehrt Anfragen zu Ausfällen. Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit: Ahlring erwartet ebenfalls einen Anstieg der Probleme: „Je länger die Krise dauert, desto schwieriger wird es werden.“ Genau wie Vergau rät die Geschäftsführerin betroffenen Mietern, schnell Kontakt zum Vermieter aufzunehmen: „Dann kann man gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.“ Zum Beispiel könne vereinbart werden, dass die Miete in kleinen Raten beglichen werde. Denn die Zahlung stehe natürlich weiter aus: „Ich habe nur länger Zeit.“ Derzeit ist allein eine Stundung möglich: Wer wegen der Pandemie seine Miete nicht zahlen kann, dem darf bis Ende Juni nicht gekündigt werden. Die Zahlen der Umfrage zeigen, dass gerade in Bremen nur wenige Mieter im Vorfeld Auskunft gaben: Nur zehn Prozent teilten ihren Vermietern hier mit, weniger oder gar keine Miete zu zahlen. Insgesamt waren es 42 Prozent.
Die Bereitschaft sei groß, Lösungen zu finden, sagt Vergau über die Mitglieder von Haus & Grund: „Das belegen auch zahlreiche Kommentare aus unserer Umfrage sowie aus unserer täglichen Beratung und ist für den Zeitraum von drei Monaten in vielen Fällen machbar.“ Eine Verlängerung des Aufschubs über den Juni hinaus hält er aber nicht für sinnvoll: „Für Mieter und Vermieter ist es wenig hilfreich, wenn sich am Ende die Mietschulden türmen.“ Der Landesverband fordere deshalb einen „Sicher-Wohnen-Fonds“, um Mieter „unbürokratisch und rasch“ zu unterstützen, die wegen Corona die Wohnkosten nicht mehr zahlen können. Ein solcher Fonds verhindere, dass es bei Vermietern zu Problemen komme – womöglich sogar Insolvenzen. „Die Umfrage zeigt, dass Mietausfälle für Kleinvermieter, die auch häufig selbst in ihrer Selbstständigkeit oder durch Kurzarbeit von der Krise betroffen sind, existenzbedrohend sein können.“ Bisher, kritisiert Vergau, ließen Gesetzesvorlagen die Interessen der Kleinvermieter „vollkommen außer Acht“.
Einen „Sicher-Wohnen-Fonds“ hatte der Deutsche Mieterbund bereits im April gefordert, damit Betroffenen finanziell unter die Arme gegriffen wird. „Das wäre auch für Bremen eine gute Sache“, sagt dazu Kornelia Ahlring – auch mit Blick auf die Vermieter. Der Fonds sei ein Schutz, damit das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter nicht belastet werde. Berater der Bundesregierung gehen davon aus, dass die beschlossenen Maßnahmen zum Schutz von Mietern nicht genügen werden. Ihre finanzielle Situation müsse „weit über das Ende der aktuellen Krise hinaus“ im Blick bleiben, erklärte der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen in einer aktuellen Studie. Wegen der Corona-Pandemie könnten viele Bürger Probleme bei der Zahlung von Miete, Strom- und Heizkosten bekommen.