Berlin. "Wir haben Schwung im Aufschwung" stellt Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Mittelstandsausschusses von BDI und BDA, zufrieden fest. In der Tat schätzen die Mittelständler in der deutschen Industrie die Wirtschaftslage so positiv ein wie seit zwei Jahren nicht mehr. So bezeichnet die Hälfte der 1235 befragten Firmen ihre Lage als gut und sehr gut, nur 17 Prozent als schlecht. Das geht aus der Herbstumfrage von tns-emnid unter Beteiligung des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung, der IKB-Bank und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young für den Industrieverband hervor, deren Ergebnisse gestern im Berliner Haus der Wirtschaft vorgestellt wurden.
Erstmals seit Herbst 2008 liegt demnach der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen der Firmen wieder im Plus. Auch die Bewertung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen hat sich der Umfrage zufolge deutlich verbessert. "Deutschland muss jetzt alles daransetzen, das Wachstum zu verstetigen", so Kirchhof, der die eher verhalten optimistisch ausgefallenen Erwartungen des industriellen Mittelstands für die nächsten zwölf Monate mit Unsicherheiten auf internationalen Märkten, Euro-Turbulenzen und vor allem mit der Sorge um steigende Rohstoff- und Energiepreise begründete. Das Wichtigste für mehr Investitionen und Innovationen, so der Chef eines Autozulieferers, seien deshalb stabile und verlässliche Rahmenbedingungen: "Dazu gehört auch eine Energiepolitik, die für wettbewerbsfähige Strompreise sorgt, und eine stärkere allgemeine Akzeptanz von industriellen und öffentlichen Großprojekten", betonte Kirchhoff.
Gezeigt hat sich in der Herbstumfrage nach Einschätzung des Chefvolkswirts der IKB Deutsche Industriebank AG, Kurt Demmer, dass sich mit der lebhaften Konjunktur auch die Finanzierungssituation der Unternehmen wieder deutlich entspannt habe. "Von einer Kreditklemme sind wir weit entfernt", sagte Demmer. "Vorerst" jedenfalls. Denn viele Firmen zehrten derzeit noch von der Liquidität, die sie in Krisenzeiten aufgebaut hätten. Steige aber der externe Finanzierungsbedarf im Aufschwung, seien angesichts von Konsolidierungsprozessen im Bankenbereich und verschärfter Regulierung Engpässe in der Kreditversorgung nicht auszuschließen.
"Die Unternehmen tun daher gut daran, ihre Finanzierung auf breitere Basis zu stellen", lautet denn auch Demmers Lehre aus der Krise. Viele Unternehmer sehen das ebenso und handeln danach. Der Anteil der Firmen, die ihren Finanzierungsbedarf aus dem Cash Flow in Verbindung mit einer Erhöhung der Eigenkapitalquote auf mindestens 30 Prozent sicherstellten, sei stetig auf inzwischen mehr als ein Drittel gestiegen. Laut Umfrage streben das mehr als 50 Prozent der Betriebe an. Die Kreditfinanzierung und damit die Abhängigkeit von Hausbanken verliert so an Gewicht.
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