Für die etwa 700 Flugschüler der European Flight Academy (EFA), die unter anderem einen Standort in Bremen hat, herrscht seit Dienstag Klarheit darüber, wie und unter welchen Voraussetzungen sie ihre Ausbildung theoretisch fortsetzen können. Sich für diesen Schritt zu entscheiden, das sei den Flugschülern seitens der Lufthansa Aviation Training (LAT) nicht empfohlen worden, wie LAT-Sprecher Dirk Sturny auf Nachfrage des WESER-KURIER sagt. Das Lufthansa Aviation Training ist seit 2017 wie alle Flugschulen der Lufthansa-Gruppe in der EFA zusammengefasst. Vielmehr hätten die EFA-Verantwortlichen und zwei Airline-Geschäftsführer während einer Online-Konferenz deutlich gemacht, dass der Bedarf nach neuen Piloten aufgrund der Pandemie im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten deutlich gesunken sei: Auf viele, viele Jahre hin würden keine neue Piloten benötigt.
Die Ausbildung war bereits wegen der Corona-Einschränkungen seit ein paar Monaten unterbrochen. Die deutschen Schulstandorte in Bremen und Rostock-Laage, Goodyear und Vero Beach in den USA sowie Zürich in der Schweiz sind bis Jahresende geschlossen. Die Berufsaussichten sind ungünstig: Allein bei der Lufthansa stehen nach eigenen Angaben 1100 von etwa 5000 Pilotenstellen vor dem Aus. Die Empfehlung der Airline-Geschäftsführer sei deshalb deutlich gewesen, so Sturny: Man solle sich lieber für einen anderen Berufsweg entscheiden.
20.000 Euro Zusatzleistung sollen nicht zurückgezahlt werden müssen
„Wir bieten jedem an, vorzeitig und kostenfrei aus dem Ausbildungsvertrag auszusteigen“, so Sturny. Das beinhalte auch, dass die 20.000 Euro, die noch zu anderen Zeiten als Zusatzleistung durch die Lufthansa Group für den Unterhalt während der Ausbildung als Vorschuss gezahlt worden seien, nicht zurückgezahlt werden müssen. „Es gibt unsere Empfehlung, aber selbstverständlich gibt es auch einen Vertrag, den wir einhalten werden, wenn das gewünscht wird – auch wenn es später kaum eine Chance auf eine Festeinstellung bei einer Airline geben wird.“ Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Ausbildungskosten in Höhe von 80.000 Euro spätestens nach fünf Jahren zurückgezahlt werden müssten.
Neben der sofortigen Beendigung der Ausbildung gebe es die Möglichkeit, die Ausbildung fortzusetzen, so Sturny. „Diejenigen, die bereits ihre einjährige theoretische Ausbildung hinter sich haben – bis auf die Schweizer absolvieren diesen Teil alle in Bremen – und ein paar Praxisstunden sammeln konnten, dürfen ihre Ausbildung an einem EFA-Standort beenden. Denjenigen, die noch nicht so weit sind, bieten wir an, die Ausbildung bei einer externen Flugschule zu absolvieren.“ Laut Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ stehen von den rund 700 Schülern rund 170 kurz vor dem Abschluss. Wie auch immer sich die Flugschüler in den nächsten Tagen entscheiden werden, habe das keinen Einfluss darauf, welche Ausbildungsstandorte der Lufthansa Group weiter bestehen bleiben, so Sturny.