Der Händler Tchibo will seine Frachtladungen bis 2040 vorzugsweise mit Containerschiffen transportieren, die mit CO2-freiem Kraftstoff fahren. Das hat das Unternehmen am Donnerstag mitgeteilt. Dieser Verpflichtung sind neun weitere weltweit agierende Unternehmen beigetreten, darunter Amazon, Unilever und Ikea. Ziel sei es, die Dekarbonisierung der Schifffahrt zu beschleunigen und kohlenstofffreie Schiffskraftstoffe gemeinsam zu entwickeln und marktfähig anzubieten. "Mit etwa 90 Prozent des Welthandels, der auf dem Seeweg transportiert wird, verursacht die globale Schifffahrt fast drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Der Sektor steht unter wachsendendem Druck, sauberer zu werden", sagt eine Tchibo-Sprecherin. "Über 90 Prozent der eingekauften Non-Food-Artikel und des Rohkaffees werden mit dem Containerschiff nach Deutschland transportiert." Deshalb seien die CO2-Emissionen des Händlers so stark von der Schifffahrt beeinflusst.
Der Zusammenschluss mit anderen globalen Verladern sei von wesentlicher Bedeutung, um eine Transformation in Richtung emissionsfreiem Seeverkehr voranzutreiben. Hinter der Kampagne mit dem Namen "Cargo Owners for Zero Emission Vessels" (Cazev) steht das gemeinnützige Aspen-Institut. Die Reederei Hapag-Lloyd begrüßt diese Initiative. Laut Sprecher Nils Haupt setze sie das fort, was viele Unternehmen in den letzten Jahren gemacht haben, um ihre CO2-Emmissionen zu reduzieren: "Das ist nun konsequent und erhöht weiterhin den Druck auf unsere Industrie. Es ist ja nicht so, dass wir nicht auch schon vorher etwas getan hätten."
Man müsse die Entwicklung beschleunigen, wie Haupt weiter ausführte: "Wir glauben, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis es eine Lösung mit CO2-freiem Kraftstoff geben wird, aber die Industrie ist auf einem guten Weg." Höhere Kosten müsse das nicht unbedingt bedeuten, meinte der Hapag-Lloyd-Sprecher: "Je mehr es werden und je größer die Treibstoffmengen werden, desto günstiger sind irgendwann die Kosten."
Reederverband begrüßt Initiative
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg steht der Initiative ebenfalls positiv gegenüber. VDR-Präsident Ralf Nagel sagte: „Wir begrüßen es sehr, wenn von Kundenseite her Rückenwind kommt für die Dekarbonisierung der Schifffahrt. Unsere Mitgliedsunternehmen registrieren immer öfter Nachfragen nach 'grünen' Transporten – und auch die Bereitschaft, sich dabei an Mehrkosten zu beteiligen.“ Der Verband selbst hatte jüngst über seinen Weltverband eine Verschärfung der Klimaziele für die Branche vorgeschlagen, die über die Weltschifffahrtsorganisation IMO seit 2018 verbindlich festgelegt sind: "Wir wollen 2050 weltweit klimaneutral fahren. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, muss jedoch unbedingt die Forschung und Entwicklung marktfähiger alternativer Treibstoffe vorangetrieben werden. Denn ohne diese ist die Dekarbonisierung nicht zu schaffen.“ Bisher sieht die IMO bis zum Jahr 2050 eine Halbierung der CO2-Emissionen in der Schifffahrt vor.
Ein Schlüssel dafür ist der Antrieb der Schiffe mit grünem Wasserstoff – hergestellt mit Strom aus Windkraft oder Fotovoltaik. Darüber haben sich seit Mittwoch in der Bremer Messe auf der Hydrogen Technology Expo mehr als 120 Aussteller ausgetauscht. Mit dabei war auch Bremens Hafengesellschaft Bremenports mit ihren Ausbauplänen. Sprecher Holger Bruns stellte fest: "Nach meiner Einschätzung sind die Planungsprozesse bei den Häfen eindeutig einen Schritt weiter als bei den Reedern. Da muss aber auch noch viel investiert werden."
Häfen auf Wasserstoff umbauen
Was dazu in Bremerhaven zwischen Stromkaje und Fischereihafen geplant ist, erläuterte am Donnerstagnachmittag auf der Messe Uwe van Bargen während seines Vortrags. Der Direktor für Umwelt- und Nachhaltigkeitsangelegenheiten bei Bremenports zählte da einiges auf. Unter anderem ist demnach ein Elektrolyseur geplant, der mit Windenergie Wasserstoff herstellen soll. Anfangs soll die Leistung 8,5 Megawatt betragen, später 17 Megawatt. Geplant ist die Wasserstoffproduktion in der Nähe des grünen Gewerbegebiets Lune-Delta und der Windanlage im Fischereihafen. Lokale und überregionale Unternehmen sind mit an Bord. Van Bargen sagte dennoch: "Die Konzepte sind da, aber wir brauchen Partner, um die Anlagen zu betreiben und mit zu finanzieren."
Die Hafenanlagen müssten für die Betankung mit Wasserstoff geeignet sein. "Wir müssen die Häfen mittelfristig zu Wasserstoff-Importstationen umbauen", ergänzte Bremenports-Sprecher Holger Bruns. Schon jetzt sei klar, dass man trotz aller deutschen Ausbauziele damit höchstens 20 Prozent des Wasserstoffs autonom im Land herstellen könne, den die deutsche Industrie für ihre Produktion benötigt. "80 Prozent des Wasserstoffs müssen wir also importieren. Dafür muss der Hafen in der Lage sein, den Wasserstoff aufzunehmen, zu verarbeiten und weiterzuführen."