Messe-Aussteller rechnen mit Markt-Zuwachs Veränderte Anforderungen in der Pflege

Hannover. Pflegebedürftige Menschen brauchen zahlreiche Hilfsmittel. Der Markt für solche Produkte wächst – das bestätigen Unternehmen aus Bremen und der Region, die derzeit auf der Fachmesse Altenpflege 2014 in Hannover ihre Produkte vorstellen.
26.03.2014, 17:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Joachim Göres

Etwa 2,5 Millionen pflegebedürftige Menschen leben in Deutschland. Sie brauchen neben intensiver Betreuung zahlreiche Hilfsmittel wie Gehhilfen, Treppenlifter oder spezielle Betten. Angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung wächst der Markt für solche Produkte – das bestätigen Unternehmen aus Bremen und der Region, die auf der bis heute in Hannover laufenden Fachmesse Altenpflege 2014 ihre Produkte vorstellen.

Dicht umlagert ist der Stand der Medilog GmbH aus Bremen, die in Hannover erstmals in Deutschland ein in den Niederlanden entwickeltes Produkt vorstellt: ein Gel aus Muschelextrakt, das Menschen mit Schluckbeschwerden die Einnahme von festen Medikamenten erleichtern soll. „Gerade Senioren mit Demenz oder Alzheimer haben große Schluckprobleme. Für sie wurden Medikamente oft zerkleinert, was die Wirkung verändert“, sagt Geschäftsführer Bernd Horney. Die Packung für einen Monat kostet 8,70 Euro – die Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht. Medilog liefert auch zahlreiche andere Produkte unter anderem für die Wund-, Stoma- und Inkontinenzversorgung. Nach einer Insolvenz zählt das Unternehmen aktuell 42 Beschäftigte, die 2013 einen Umsatz von sieben Millionen Euro erwirtschafteten, Tendenz deutlich steigend.

Etwa 30 000 Besucher werden die Veranstaltung im Convention Center in Hannover bis heute Abend besucht haben. Am Montag hatte Karl-Josef Laumann, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit und erster Bevollmächtigter der Bundesregierung für Patienten und Pflege, die Leitmesse der Pflegewirtschaft feierlich eröffnet. Insgesamt 590 Aussteller aus 15 Nationen zeigen seither in den Messehallen ihre Innovationen.

Unter ihnen ist die 130 Mitarbeiter zählende Bremer Oxycare GmbH. „Wir sind erstmals auf der Altenpflege vertreten und bisher sehr zufrieden“, sagt Peter Peschel. Er hat verschiedene Produkte für die Sauerstoffversorgung und Beatmungstechnik entwickelt, die er von Partnerunternehmen herstellen lässt. Zum Angebot gehören auch Vibrationswesten zur Schleimlösung oder Mittel gegen chronische Wunden. In die allgemeine Kritik, wonach Krankenkassen immer weniger Leistungen übernehmen, mag Peschel nicht einstimmen: „Sie sind lange über den Tisch gezogen worden. Wenn die Verordnung korrekt ausgestellt wurde, dann zahlen Krankenkassen in der Regel auch.“ Nach einem Umsatz von knapp 20 Millionen Euro im vergangenen Jahr erwartet Peschel für sein Unternehmen in 2014 ein weiteres Plus.

Die Neumann Großküchensysteme GmbH aus Verden ist Großhändler für Kücheneinrichtungen von Altenheimen, Krankenhäusern und anderen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen. „Die Heime sind ein absoluter Wachstumsmarkt, denn es werden immer neue gebaut und ältere werden saniert. Die Anforderungen an die Mahlzeitenzubereitung und -verteilung haben sich wie die Essensgewohnheiten der Bewohner verändert“, sagt Geschäftsführer Ingo Neumann, Chef von 24 Mitarbeitern. Nach seinen Worten steht das Thema Energiesparen bei vielen Gesprächen im Vordergrund. „Nicht die Investitionskosten belasten den Kunden auf Dauer, sondern die Energiepreise. Induktionstechnik ist stark gefragt“, so Neumann. Nach einem Umsatz von zuletzt vier Millionen Euro rechnet er für dieses Jahr mit einem ähnlichen Ergebnis.

In den 12 400 deutschen Pflegeheimen arbeiten heute 661 000 Beschäftigte, in den 12 300 ambulanten Pflegediensten 291 000 Menschen. Wegen der hohen Arbeitsbelastung und der schlechten Bezahlung herrscht zum Teil Fachkräftemangel. „In privaten Altenheimen gibt es meist keinen Betriebsrat. Und wenn sich doch einer bilden will, dann werden die Mitarbeiter mit Bemerkungen wie ,Ich bin total enttäuscht von euch‘ oder ,Du kannst ja gehen, wenn es dir hier nicht passt‘ vom Chef unter Druck gesetzt“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Henning Tech, der für Pflegeeinrichtungen im Raum Lüneburg-Celle zuständig ist. Dabei gibt es laut Tech gerade in privaten Altenheimen genügend Gründe für eine Interessensvertretung. „In 80 Prozent der privaten Heime bestehen keine Tarifverträge. Die Folge ist, dass Mitarbeiter dort jahrelang keine Lohnerhöhungen bekommen oder nur diejenigen mehr erhalten, die gut mit dem Besitzer können.“

In Westdeutschland gibt es für Pflegehilfskräfte einen Mindestlohn von neun Euro pro Stunde, in Ostdeutschland liegt er bei acht Euro. Der entsprechende Tarifvertrag läuft Ende 2014 aus. Verdi fordert in den aktuellen Verhandlungen einen Stundenlohn von mindestens 12,50 Euro. Laut Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste verdienen ausgebildete Fachkräfte deutlich mehr als den aktuell gültigen Mindestlohn.

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