Spielzeug aus Bremen Wie neue Unternehmen und Erfindungen den Spielzeugmarkt prägen

Die Gießbausteine Ankenstein aus Bremen sind dieses Jahr das erste Mal auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Vor welchen Schwierigkeiten Gründer stehen, was gerade angesagt ist und wie sich der Markt verändert.
30.01.2019, 12:40 Uhr
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Wie neue Unternehmen und Erfindungen den Spielzeugmarkt prägen
Von Olga Gala

Ein Häuschen, ein bunter Hund, ein kleiner Bogen: Die aus Bauklötzchen gestapelten Gebilde sehen eigentlich gewöhnlich aus. Das Besondere steckt im Detail: Die Bauklötze namens Ankenstein können Kinder mit Hilfe von Silikonformen aus Gips selbst gießen. Brauchen sie beim Spielen neues Baumaterial, können sie es einfach herstellen, anmalen und zu Figuren stecken.

Andreas Kramer, Professor an der Hochschule für Künste und Unternehmensberater Francis Heckman und Frank Steffens sind die Köpfe hinter Ankenstein. Ursprünglich wollten sie Betonsteine aus recyceltem Material herstellen. Erst später entstand die Idee Spielzeug zu produzieren. „Wir wollten selbst mitentwickeln“, sagt Heckman. Seine Firma Proact Solutions berät normalerweise Unternehmen und Start-Ups. Um das besser zu machen, wollten Heckman und seine Kollegen selbst einmal den Weg eines Start-ups gehen. „Es ist unheimlich viel Arbeit, aus einer Idee ein marktreifes Produkt zu machen“, sagt Heckman.

Homepage mit Shop reicht nicht

Bei Ankenstein stellten sich etwa die Fragen: Wo und wie lassen sich die Silikonförmchen produzieren? In welcher Größe? Entscheidend sei nicht nur ein gutes Konzept, wichtig seien bei einer Firmengründung auch Kenntnisse in Rechts- und Steuerfragen, Führungs- und Teamkompetenz dürfen ebenfalls nicht fehlen. Auch die Finanzierung ist schwierig. Deshalb nahm Ankenstein an dem Crowdfounding-Wettbewerb „Ideen für Bremen“ teil.

Zwar reichte es nicht für den Sieg, doch die Ankenstein-Macher schafften es besonders viele Unterstützer für sich zu gewinnen und einen der anderen Preise zu gewinnen. Obwohl die Kampagne gut für sie lief, haben Heckman und seine Mitstreiter viel aus der Zeit gelernt. Interessenten müssten etwa schon sehr viel früher gewonnen werden. „Es wird eng, wenn die Maschinerie erst startet, wenn die Kampagne schon läuft“, sagt Heckman.

500 Ankenstein-Bausets wurden bereits produziert, einige wenige verkauft. Zwar gibt es eine Homepage mit Shop, doch das reiche nicht. „Die Website muss ja auch gefunden werden“, sagt Heckman. Deshalb suchen die Ankenstein-Macher aktuell nach Geschäften, die ihr Produkt verkaufen wollen. Das brauche Zeit und sei mit viel Arbeit verbunden – schließlich müssten die Händler überzeugt werden, vor allem bei größeren Ketten seien zudem die Entscheidungsprozesse komplex. „Das ist kein Selbstläufer“, sagt Heckman. Bislang hätten sie Ankenstein vor allem mit Bremer Grundschülern ausprobiert – mit durchweg positiver Resonanz, sagt Heckman. Werbung sei trotzdem wichtig: „Das beste Produkt verkauft sich niemals von alleine.“

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Auch Thomas Stopa, geschäftsführender Gesellschafter, der Bremer Firma Happy People, weiß wie kompliziert Gründen in der Spielzeugbranche ist. „Das ist deutlich schwieriger geworden“, sagt Stopa. Der Markt sei streng reguliert, viele kleine und mittelständische Unternehmen hätten Schwierigkeiten, den hohen Anforderungen an die Produktion und Verarbeitung der Spielwaren gerecht zu werden. Daher versuchen manche Gründer, ihre Idee an einen größeren Hersteller zu verkaufen. „Wir werden immer wieder von jungen Unternehmern kontaktiert“, sagt Stopa, dessen Firma 1965 gegründet wurde. Aus einigen der Ideen seien mittlerweile Spielzeuge geworden.

Happy People ist seit Jahren dabei

Auch Heckman möchte verkaufen. Zwar sei Ankenstein bereits weit mehr als eine Idee. Jedoch sei die Spielzeugbranche nicht das Kerngeschäft der Unternehmensberater. „Unser Hauptziel ist es das Konzept, das Marktreife hat, in professionelle Hände zu geben“, sagt Heckman. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg, die diesen Mittwoch eröffnet, wollen sie Interessenten finden, die die Gießbausteine in ihr Sortiment aufnehmen möchten.

Happy People ist seit Jahren auf der Spielwarenmesse dabei. Das Unternehmen sei gut aufgestellt, sagt Stopa. Damit es weiterhin so bleibt, sei es auch wichtig, sich zu präsentieren. Denn der Markt sei schneller geworden. „Trends sind oftmals sehr kurzlebig.“ Ein Beispiel seien die sogenannten Fidget Spinner. Die Handkreisel seien nur etwa einen Monat lang angesagt gewesen. Neue Medien begünstigen diese Entwicklung – für Hersteller sei es daher oftmals eine große Herausforderung, entsprechend schnell reagieren zu können. Rund ein Jahr sei nämlich oft nötig, bis aus einem Entwurf ein fertiges Produkt entsteht.

Stopa ist dennoch optimistisch: „Neue Trends bringen viele Risiken, aber auch Chancen.“ So seien seit einigen Jahren in Deutschland Lizenzprodukte sehr beliebt. Kauften die Verbraucher vor 10 Jahren einfach eine Puppe oder ein Malbuch, kann das Kind heute mit Star-Wars-Figuren spielen oder die Welt von Elsa aus dem Disney-Film bunt machen. „Alles was im Kino und TV zu sehen ist, findet immer mehr Einzug in die Kinderzimmer“, sagt Stopa. Daher setzt auch das Bremer Unternehmen Happy People neben den eigenen Marken auf Lizenzmarken und verkauft Wasserpistolen mit Spiderman- und Hulk-Logo oder eine Luftmatratze mit Darth-Vader-Aufdruck. Entwickelt werden diese in Bremen, produziert zum Großteil in China. Neben den Präferenzen der Verbraucher habe sich vor allem das Kaufverhalten geändert, sagt Stopa. So nehme der Onlinehandel stetig zu.

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