Deutlich weniger Badetote als im Vorjahr sind in Bremen zu beklagen: Zwei Menschen ertranken 2019 in den Gewässern der Stadt, 2018 waren es noch neun. Den massiven Rückgang erklärt Philipp Postulka, Verbandssprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), vor allem mit den Witterungsbedingungen, kühlen oder stürmischen Tagen inmitten der Hitzeperiode. „Die Leute brauchen zwei bis drei Tage, dann gehen sie an den See“, sagt Postulka. Doch im vergangenen Jahr sei es entweder zu warm gewesen oder nicht lange genug warm. Die Folge: „Es gab keine anhaltenden Badeseephasen.“
Gleichwohl warnt Postulka vor allzu großer Euphorie. „Zwei Badetote heißt nicht, dass alle Menschen besser schwimmen können.“ Aktuellen Studien zufolge sei vielmehr ein Rückgang der Schwimmfähigkeit zu befürchten. Insgesamt waren Bremer DLRG-Wasserretter im vergangenen Jahr 222 Mal im Einsatz. Zehn Menschen wurden vor dem Ertrinken bewahrt, bei der Hälfte von ihnen bestand akute Lebensgefahr.
Einen spürbaren Rückgang der tödlichen Badeunfälle vermeldet auch Niedersachsen. Zwischen Harz und Nordsee ertranken im vergangenen Jahr 51 Menschen, zehn weniger als 2018. Dem Trend in Bremen und Niedersachsen entspricht auch die bundesweite Entwicklung. Insgesamt 417 Menschen starben 2019 in deutschen Gewässern, das sind gut 17 Prozent weniger als 2018. Diese Zahlen gab die DLRG am Donnerstag in München bekannt.
„Der Wettergott hat uns in die Karten gespielt“, lautet der Kommentar von DLRG-Präsident Achim Haag. Zwar habe der vergangene Sommer zahlreiche Temperaturrekorde gebrochen. Zugleich seien jedoch einige Regentage, kühle Temperaturen und starke Unwetter zu verzeichnen gewesen. Deshalb hätten sich viele Menschen gegen ein Bad im See oder an den Küsten entschieden. Wie sich umgekehrt schönes Wetter auswirken kann, belegt laut DLRG die neue Statistik: Mehr als die Hälfte der tödlichen Badeunfälle des gesamten Jahres habe sich in den heißen Sommermonaten von Juni bis August ereignet.
Nach wie vor alarmierende Zahlen
Als besonders gefährdet müssen Kinder und junge Menschen gelten. 17 Kinder im Vorschulalter kamen 2019 im Wasser ums Leben, zwei mehr als 2018. Geringer fällt die Zahl der tödlichen Badeunfälle bei Grundschulkindern aus: Acht ertranken im vorigen Jahr, 2018 waren es elf. Für DLRG-Präsident Haag nach wie vor alarmierende Zahlen. „Hier ist sicherlich die zurückgehende Schwimmfertigkeit bei den Kindern eine Ursache“, sagte er. Mit den Rahmenbedingungen für den Schwimmunterricht geht die DLRG hart ins Gericht.
Immer mehr Bäder würden geschlossen oder seien davon akut bedroht. „Diese Entwicklung ist alarmierend“, kritisiert Haag. Bis zu ein Viertel aller Grundschulen bieten nach DLRG-Erkenntnissen keinen Schwimmunterricht mehr an, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht. Entsprechend lang seien die Wartelisten ausbildender Verbände, ein bis zwei Jahre müsse man sich mitunter gedulden, um einen Schwimmkurs zu belegen. Die Folge: „Mehr als jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr.“
Dieses Problem kennt man auch in Bremen. „Bäderschließungen beobachten wir in Bremen ganz intensiv“, sagt Postulka. Seine Forderung: „Schwimmhallenkapazitäten müssen erhalten bleiben.“
Als „besondere Risikogruppe“ stuft die DLRG weiterhin Geflüchtete ein. Im vergangenen Jahr seien 27 Asylsuchende ertrunken, fast alle seien Nichtschwimmer gewesen. Um vorzubeugen, hat die DLRG ihre Baderegeln in mehr als 25 Sprachen übersetzt sowie Piktogramme der Baderegeln zum kostenlosen Nachdruck entwickelt.
Unter den Bundesländern hatten Bremen und Berlin mit jeweils zwei Badetoten die besten Werte. In Hamburg ertranken dagegen 14 Menschen. Niedersachsen rangiert mit seinen 51 Badetoten bundesweit auf Rang drei. Mehr Menschen ertranken nur in Bayern (95) und Nordrhein-Westfalen (65). 2017 gab es in Bremen ebenfalls zwei Badetote, 2016 neun.