An diesem Mittwoch beginnt das neue Kita-Jahr, und zu diesem Stichtag schaffen mehrere Bundesländer Kita-Gebühren ganz oder teilweise ab. Dazu gehört Niedersachsen ebenso wie Berlin und Hessen. Bremen dagegen will erst im kommenden Jahr nachziehen. Problem in Bremen wie in Niedersachsen: Beiderorts können nicht alle Kinder, die zur Betreuung angemeldet wurden, auch zum Start des Kita-Jahres versorgt werden.
In Bremen fehlten Ende April noch Plätze für mehr als 300 angemeldete Kinder, darunter mehr als 220 Kindergartenplätze und mehr als 80 Krippenplätze. Diese Zahlen nennt das Bremer Bildungsressort auf Anfrage, aktuellere Zahlen kann man bei der Behörde nicht nennen. In Niedersachsen sind die Dimensionen naturgemäß andere: Hier fehlen einer Umfrage des Niedersächsischen Städtetages ab August rund 7000 Plätze. „Ein katastrophales Ergebnis“ nennt Städtetagspräsident Ulrich Mädge diese Bilanz. Laut Mädge wird die Situation durch die Gratis-Kita verschärft – ihre Einführung sorgt für eine größere Nachfrage als bisher. Betroffen ist auch das Bremer Umland: So fehlen zum Beispiel in Achim aktuell 180 Krippen- und Kita-Plätze, ähnlich verhält es sich in Delmenhorst.
In Bremen reicht es auch ohne ein Kostenlos-Angebot weiterhin nicht, allen Kindern einen Platz zu bieten. Die Behörde geht aber davon aus, dass der Bedarf für angemeldete Kinder im Laufe des Kita-Jahres bis Sommer 2019 gedeckt wird, weil noch weitere Plätze in neuen Gruppen und Einrichtungen entstehen sollen. Diese zusätzlichen Plätze sollen Behördensprecherin Vivien Barlen zufolge „zum Teil sehr zeitnah“ kommen. Wenn man an die vergangenen beiden Jahre denkt, in denen Bremen Hunderte neue Kita-Plätze schuf, weiß man, dass „zeitnah“ ein dehnbarer Begriff sein kann: Zum Teil verzögerte sich die Eröffnung neuer Kitas in Containern und Neubauten deutlich.
Wochen- und monatelanges Warten
Das bedeutet, dass betroffene Eltern unter Umständen auch in diesem Jahr wieder wochen- oder gar monatelang auf einen Kita-Platz warten müssen. Hinzu kommt, dass eine beträchtliche Zahl von Kindern das ganze Jahr über jenseits der normalen Fristen angemeldet wird und ebenfalls einen Platz benötigt.
Auch der Fachkräftemangel bleibt in Bremen ein Thema: Derzeit gebe es beim städtischen Eigenbetrieb Kita Bremen 70 unbesetzte Erzieherstellen, sagt dessen stellvertretende Geschäftsführerin Petra Zschüntzsch. Rechnerisch fehlt damit den meisten der 89 Einrichtungen von Kita Bremen eine Erzieherin. Klar ist auch, dass es in einigen Kitas durch Container auf dem Außengelände und die Schaffung zusätzlicher Gruppen enger geworden ist, bestätigt Zschüntzsch. Umso wichtiger sei deshalb, dass der Bau neuer Gebäude vorankomme.
Die Versorgung ist in den Stadtteilen unterschiedlich: Gut sah es zuletzt in Horn und Walle aus, wo es offenbar genug Plätze gibt. „Besonders knapp wird es voraussichtlich in Blumenthal, Burglesum, Vahr und Hemelingen“, sagt Behördensprecherin Barlen. Für alle diese Stadtteile gebe es aber „konkrete Planungen“. Hemelingen ist schon länger ein Sorgenkind beim Thema Kinderbetreuung. Dort fehlen zum 1. August Plätze für mehr als 100 Kinder, sagt Ortsamtsleiter Jörn Hermening. Eine Übergangslösung für einen Teil der Kinder sei in Planung, dafür soll ein Container mit drei Kindergruppen auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule beim Sattelhof in Sebaldsbrück aufgestellt werden – „hoffentlich bis Ende des Jahres“, so Hermening. Auch ein zweiter zusätzlicher Kita-Standort im Stadtteil werde geprüft.
Die Gratis-Kita für alle lässt dagegen noch auf sich warten: Erst ab Sommer 2019 will Bremen die Kindergartenbetreuung gebührenfrei anbieten. Derzeit zahlt jede zweite Familie in Bremen keine Beiträge, weil Eltern mit geringem Einkommen befreit sind. Mittelschichtseltern und Gutverdiener aber kommen auf bis zu 430 Euro pro Monat und Platz. Die Zentralelternvertretung (ZEV) ruft Familien auf, Beiträge nur unter Vorbehalt zu zahlen und bei der Behörde Widerspruch einzulegen. Es sei unklar, ob Bremens Gebührenordnung vor Gericht Bestand habe, sagt der ZEV. Mehrere Eltern hatten mit Unterstützung der ZEV gegen die Gebührenordnung geklagt.