Wenn man so will, dann hat Bremen seit einigen Tagen zwei Hotels weniger – und zwei Flüchtlingsunterkünfte mehr. Neben dem Hotel Horner Eiche am Autobahnzubringer Horn-Lehe nimmt seit einer Woche nun auch das gleich um die Ecke an der Lilienthaler Heerstraße gelegene Hotel Deutsche Eiche unbegleitete jugendliche Flüchtlinge auf.
Und das nicht nur vorübergehend, wie die Inhaberin der beiden Betriebe, Stephanie Kastin-Gebauer, betont: „Wir stellen den Hotelbetrieb der beiden Häuser ein.“
Das Hotelgewerbe biete eine immer ungewissere Perspektive, erläuterte Kastin-Gebauer auf der jüngsten Sitzung des Beirates Horn-Lehe. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Stefan Gebauer, er ist der Geschäftsführer beider Häuser, habe sie sich daher entschieden, beide Immobilien als Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung zu stellen. „Außerdem ist es uns eine Herzensangelegenheit“, betonte sie mit Blick auf die aktuelle Lage. Ihre Auszubildenden seien bereits alle in anderen Betrieben untergekommen, sagte sie auf Nachfrage von Ulf-Brün Drechsel (FDP). Gleiches gelte für einen Großteil der übrigen Angestellten. Insgesamt hat das Ehepaar 33 Mitarbeiter beschäftigt. Manche – auch das gehört zu dieser Neuorientierung, stehen allerdings noch vor einer ungewissen Zukunft.
Glücksfall für Stahmann
Im Hotel Horner Eiche leben seit Anfang September 100 junge Flüchtlinge, in der kleineren Deutschen Eiche sind es aktuell 49, berichtete Kastin-Gebauer. Die Atmosphäre sei gut, „es macht uns Spaß, unsere neuen Gäste zu beherbergen“. Natürlich sei ihr die Entscheidung dennoch nicht leicht gefallen, beide Hotelbetriebe aufzugeben, erzählte sie später auf Nachfrage. Kastin-Gebauer ist seit 2012 Hotel-Inhaberin in dritter Generation. Die Horner Eiche werde seit 21 Jahren als Hotel geführt, die Deutsche Eiche seit 1958.
Beide Gebäude werden langfristig von den künftigen Trägern der Einrichtungen angemietet: Die Horner Eiche ab Januar von der Akademie Lothar Kannenberg, die Deutsche Eiche schon vom kommenden Monat an von der Träger-Gemeinschaft, die auch die Inobhutnahme an der Berckstraße betreibt.
Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), die der Einladung zur Beiratssitzung gefolgt war und die Belegung von Turnhallen rechtfertigen musste, erklärte die neue Entwicklung zum Glücksfall im täglichen Ringen um Raum für Flüchtlingsunterkünfte. „Das sind zwei wichtige Standorte für uns“, betonte auch Heidemarie Rose, Abteilungsleiterin im Sozialressort.