Walle. Ein tiefes, mattes Schwarz. Wenn es eine Sache gibt, an der Besucherinnen und Besucher die Arbeiten von Künstler Stefan Wepfer ausmachen können, dann ist es das. Trotz spätsommerlicher Hitze ist die Ausstellungseröffnung in der „Wallerie“ am Donnerstag gut besucht gewesen. Noch bis zum 15. Oktober sind die Werke des gebürtigen Schweizers in der Galerie im Walle-Center, Waller Heerstraße 101, zu sehen.
Viele Worte möchte der in Blumenthal lebende Künstler nicht über seine Arbeit verlieren, das könnten andere tun. „Die Bildsprache reicht mir.“ Auch Titel tragen seine Werke eher aus organisatorischen Gründen. Zwei Richtungen haben die Werke Wepfers beeinflusst, die derzeit im Walle-Center zusehen sind: der Fotorealismus und der Surrealismus der 1920er-Jahre. „Am Fotorealismus fasziniert mich die Technik – der Wow-Effekt“, sagt der 31-Jährige. „Am Surrealismus ist es die Kreativität, die Art der Bildfindung.“
Wepfers Werke entstehen nach einer freien assoziativen Bildfindung. Er malt, was ihm in den Sinn kommt. Nach und nach entstehen die Einzelpositionen – ohne eine vorherige Planung. „Ich kann nicht erklären, wie das Endprodukt der Bilder entsteht.“ Seit gut vier Jahren habe er nun diesen Bildfindungsschlüssel – aus diesem Zeitraum sind auch seine 36 in der „Wallerie“ ausgestellten Werke. Sie heißen „Dreigesicht“, „Wolfskind“ oder „Clavius“ – was Besucher darin sehen, sei ihrer Fantasie überlassen. „Jeder hat seine eigene Vorstellungskraft, sein eigenes Bewusstsein“, sagt Galeristin Delia Nordhaus.
Neben des Zusammentreffens von fotorealen Arbeit und freier, surrealer Assoziation, ist es das Material, das die Arbeit Wepfers zu etwas ganz Besonderem macht: die Zeichenkohle. Licht und Schatten, Sepiatöne, Graustufen und tiefes Schwarz verarbeitet Wepfer in seinen Bildern – mithilfe von verkohlten Holzstäbchen und gepresstem Holzkohlepulver. Schwarz sei die Farbe, der imaginären Bilder, so Nordhaus. Die in der wir versinken könnten.
Durch Hand und Auge habe Stefan Wepfer seine Arbeit perfektionieren können, so der Wahl-Bremer. Anderthalb Jahre Kunstschule in Basel hätten ihm den nötigen Rückenwind dafür gegeben. „Ich bin ein autodidaktischer Künstler."
Galeriebesitzerin Nordhaus ist begeistert von der Arbeit des Schweizers. „Ich betreibe die Galerie seit drei Jahren und das hier ist eine sehr hochwertige Ausstellung. Die Arbeiten sind ausgezeichnet in der Qualität und in ihrem Ausdruck.“ In der Auswahl lege Nordhaus als Galeristin ihr Augenmerk auf die Qualität der Werke – und nicht auf die Vita des Künstlers. „Ich möchte Künstler unterstützen und sie nach vorne bringen“, sagt die Wallerin. „Ich führe die Galerie, ohne großen Profit davon zu haben.“
Mit ihrer „Wallerie“ bringt Nordhaus Menschen im Stadtteil auf niederschwellige Weise zur Kunst – und Künstler zueinander. „Ich war schon bei einigen Eröffnungen hier“, sagt Künstlerin Annette Leenheer aus der Neustadt. „Ich freue mich, wenn etwas Frisches kommt. Die Arbeiten sehen sehr interessant aus, das kenne ich so noch nicht.“
Delia Nordhaus weist außerdem noch einmal darauf hin, dass die Arbeiten des partizipativen Werkes „Post-monochrom“ von Ursula Scherrer und Flo Kaufmann noch bis einschließlich Sonnabend, 1. Oktober, in der Galerie zum Abholen für die beteiligten Passanten aushängen.