
Genauso wie die malerische Altstadtkulisse mit den reich verzierten Häusern und dem bunten Markttreiben in Sanaa. Aquarelle, die nachvollziehen lassen, warum der Künstler für von der archaischen Schönheit und den Menschen des armen, krisen- und kriegsgeschüttelten Landes fasziniert ist.
Der Jemen ist für Tom Leiermann zur zweiten Heimat geworden. Hier hat er seine Frau Ramla getroffen, mit der er seit 2015 auch wieder mehr Zeit in seinem kleinen Bremer Haus im Landweg verbringt. Er ist sich sicher: „Die Menschen an der Peripherie der globalisierten Welt haben etwas mitzuteilen, das sich nicht durch Schlagzeilen und Werbebotschaften vermittelt.“
Tom Leiermann, der zuvor in einem Bremer Architekturbüro tätig war und unter anderem an den umfangreichen Umbauten am Theater am Goetheplatz mitgewirkt hatte, ging 2003 in das Land im Süden der arabischen Halbinsel, um als Berater im Entwicklungs-Dienst zu arbeiten. Er war an der Restaurierung und Modernisierung der Lehmturmhäuser in Shibam beteiligt, einer mehr als 2000 Jahre alten Stadt, die zum Unesco Weltkulturerbe gehört. „Bei den dort vorherrschenden Armutsverhältnissen war das auch ein guter Teil Überzeugungsarbeit, die dort geleistet werden musste“, erzählt Tom Leiermann.
Die Lehmturmhäuser hat er auch in einigen der Aquarelle verewigt, die noch bis Mittwoch, 15. Februar im Haus der „Bremer Krebsgesellschaft“, Am Schwarzen Meer 101-105, zu sehen sind. Der Titel der Ausstellung „Innehalten“ ist Programm. Der Blick auf Leiermanns Aquarelle ermöglicht einen kurzen Moment der Muße in unserer oft besinnungslosen Zeit. Und genau das ist das Ziel: Verlangsamung und Konzentration in einer Welt der Bilder- und Informations-Flut.
„Schon in meiner Jugend habe ich intensiv gemalt“, erzählt Tom Leiermann. Während seines Studiums interessierte er sich für Marokko und den Sudan. Damals reifte der Wunsch, einmal über eine längere Zeit hinweg in dieser Region zu leben. Die Aquarell-Malerei entdeckte er für sich wieder, als im Jemen die Situation 2011 im arabischen Frühling zunehmend eskalierte. 2014 gelangten die Rebellen an die Macht, ein Jahr später griff dann das Nachbarland Saudi-Arabien in die kriegerischen Auseinandersetzungen ein. „Das ist für Europäer schon eine sehr besondere, ungewohnte Situation, die wir nur noch aus den Erzählungen unserer Eltern und Großeltern kennen. Das hat mich ziemlich fassungslos gemacht. Wir sind in der Kleinstadt in der Wüste, in der wir lebten, in diesen Strudel hineingerissen worden“, erzählt Tom Leiermann, nach dessen Wahrnehmung sich Saudi-Arabien „peu à peu reformiert“.
Aquarelle malen, auch um das zu verarbeiten, was im Jemen so passiert und sich ein Stück weit Normalität zu schaffen. „Für die Aquarell-Malerei muss man schon konzentriert und in der richtigen Stimmung sein“, erläutert Leiermann. Gegenständliche Genreszenen von der Wümme in Fischerhude samt raffinierten Spiegelungen, Waldstillleben aus dem Weserbergland, lichtdurchflutete Stadtansichten aus dem polnischen Krakau und aus dem Sudan, aber gerade eben auch das exotische Kolorit der aquarellierten Momentaufnahmen aus dem Jemen – Astrid Büttner von der Bremer Krebsgesellschaft war auf Anhieb fasziniert von Leiermanns duftig-transparenten Aquarellen. „Ich reise selbst gern in arabische Länder, die Farben, die Menschen, ich habe gleich die Wärme gespürt“, betont sie. Für Tom Leiermann ist es die dritte Ausstellung in Bremen. Ende 2017 wird er seine Werke im Haus am Walde zeigen. Seine Aquarelle sind von dem Gegensatzpaar statuarisch- lebendig geprägt, so wie auf dem Bild, das ein Wüstental mit Zisterne und eine mit Akazien bestückte, zerklüftete Bergwelt zeigt. Das Wasser ist genauso in Bewegung wie der Himmel, den Leiermann im Jemen eigentlich nur knallblau kennt und in den er auf seinen Bildern immer wieder Wolken gezaubert hat. Und in Bewegung sind auch die jungen Araber vor der Kulisse der Lehmturmhäuser, die das für diese Gegend so charakteristische Tuch um den Kopf geschlungen tragen. „Das Unmittelbare sagt mir etwas“, versichert der Künstler. „Beim Anblick der Natur einfach mal innezuhalten und diese subtilen Dinge im Bild festzuhalten.“
Die Ausstellung „Innehalten“ mit Aquarellen von Tom Leiermann ist bis Mittwoch, 15. Februar in der Krebsgesellschaft, Am Schwarzen Meer 101-105 zu sehen. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Montags bis freitags 10 bis 13 Uhr, donnerstags von 16 bis 19 Uhr.
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