
Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Filmzuflucht“ wurde die Dokumentation „Life on the Border“ vom iranisch-kurdischen Filmemacher Bahman Ghobadi gezeigt. Das Besondere an diesem Film und gleichzeitig der wohl wichtigste Grund, ihn zu schauen: Der Film wurde von acht Kindern zwischen zwölf und 14 Jahren gedreht – und zwar direkt in den Flüchtlingslagern in Kobane (Syrien) und Schingal, im Nordwesten des Irak. So bekommt der Zuschauer einen authentischen Eindruck, was im Flüchtlingslager direkt an der Front passiert und wie sich das Leben dort abspielt.
Es gab auch einen besonderen Gast bei der Veranstaltung: Sami Hossein. Sami, der mittlerweile in Rotenburg an der Wümme lebt, ist einer der Kinder-Regisseure. Er erzählte im Anschluss an den Film, was er tatsächlich in Schingal und im Flüchtlingslager erlebt hat. Und beantwortete den Besuchern sehr direkt alle Fragen. „Ich freue mich darüber, vermitteln und zeigen zu können, was wir erlebt haben“, sagte der inzwischen 16-Jährige.
Vor einem Jahr ist er mit seiner Schwester und seinem Bruder aus dem Nordirak geflohen. Teils mit dem Zug, teils mit dem Bus, teils zu Fuß ist er über die gefährliche Balkanroute nach Deutschland geflohen. Seine Eltern sind im Nordwesten des Irak geblieben. Sie bekämpfen dort noch immer den Daesch. Und sie wollten nicht, dass ihre Kinder weiterhin der Angst und dem Terror ausgesetzt sind.
In Deutschland können Sami und seine Geschwister von einer schönen Zukunft träumen und aktiv an dieser arbeiten. Denn Sami hat schon ganz spezielle Pläne: Er möchte Medizin studieren und weiter Filme drehen. Ob er aber seine Eltern jemals wiedersehen wird, kann er nicht beantworten. Der Kontakt ist auf ein Minimum beschränkt. Es gebe im Flüchtlingslager keinen Strom und deshalb auch kein Internet, deshalb sei es schwierig, Neuigkeiten von den Eltern zu bekommen. Sami wies auch darauf hin, dass immer noch 3000 Mädchen und Frauen aus Schingal und Kobane als Geisel vom Daesch festgehalten werden. Hilfe sei deshalb dringend notwendig. „Die Menschen haben kein Geld. Darum essen sie morgens und abends nur Brot und Joghurt“, erzählte Sami. In seinem Film ging er deshalb auch sehr detailliert ein auf das bei den Flüchtlingen mittlerweile „traditionelle Mahl“, wie Sami sagte.
Pfarrer Dirk von Jutrczenka und der St.-Remberti-Gemeinde ging es an diesem Abend aber nicht bloß darum, einen Filmabend zu veranstalten. Pfarrer von Jutrczenka erklärte: „Ich stelle mir vor, dass das Filmprojekt aus zweierlei Hinsicht funktioniert: Auf der einen Seite für die Geflüchteten, die ihre eigene Geschichte auf diese Art und Weise verarbeiten und bearbeiten können. Und auf der anderen Seite für die Besucher, die sich mit diesen Geschichten ganz anders auseinandersetzen können, als es ihnen die Nachrichten ermöglichen.“
Der Filmabend war der Startschuss für die neue Veranstaltungsreihe „Filmzuflucht“ in der St.-Remberti-Gemeinde. Bis Februar werden einmal im Monat Filme über Flüchtlinge gezeigt. Filme, die die Geschichten von Flüchtlingen anders zeigen und aufarbeiten als die gängigen Filme. Am 16. Januar 2017 wird „Les Sauteurs – Those Who Jump“ und am 20. Februar 2017 „Stimmen der Flucht – Die Frauen im Camp“ gezeigt.
Aber Jutrczenka möchte die Besucher auch aktiv miteinbeziehen. Geplant ist ein gemeinsamer Film, ganz im Stil von „Life on the Border“ von Sami. Bremer sollen kurze Filme drehen und Geschichten erzählen. Wer mitwirken möchte, meldet sich unter dvjut@remberti.de oder Telefon 20 15 70.
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