
Eine in die Jahre gekommene öffentliche Telefonzelle ist in Arsten zum echten Blickfang geworden. Zwei Dutzend Kinder und Erwachsene des Vereins Freizeitgemeinschaft Arsten (FGA) haben das kleine Häuschen über zwei Sommer hinweg gemeinsam mit ganz unterschiedlichen Motiven kunstvoll bemalt. Beim traditionellen Musik-Frühschoppen mit Livemusik von „Southern Mash“ und „märchenhafter“ Ansprache des Vereinsvorsitzenden Jörg Modde ist das ungewöhnliche Unikat am Sonntag feierlich eingeweiht worden.
Jedes Mal, wenn sie an der schäbigen Telefonzelle neben dem Vereinsheim vorbeigegangen ist, hatte Jutta Bremer aus Kattenturm den gleichen Gedanken: „Schade, dass sie so aussieht.“ Die in die Jahre gekommene öffentliche Telefonzelle ist für den Notfall vorgesehen. Der Anschluss funktioniert noch, und das Telefon wird mit Münzgeld bedient.
Jutta Bremer, die seit vier Jahren ein Wochenendhaus in der FGA besitzt, bietet im Verein Malkurse für Erwachsene und Kinder an. Im vergangenen Jahr kam ihr die Idee für die Verschönerung der Telefonzelle: „Da mache ich etwas“ sagte sie sich und startete das Kunst-Projekt, das generationsübergreifend für einen ganz besonderen Austausch und Gemeinsamkeit gesorgt hat.
Wie ein Puzzle
Bremer sammelte Motive aus den Bereichen Garten, Natur, Landschaft und natürlich auch Bremer Themen. Jeder, der wollte, konnte sich der Projektgruppe anschließen, ein Motiv wählen und mit malen. Zuerst wurde die Telefonzelle grün grundiert, dann wurden geschickt Flächen für die einzelnen Motive geschaffen, damit ein harmonischer Gesamteindruck entsteht.
Durch Mundpropaganda gesellten sich nach und nach immer mehr Leute zur Gruppe. Jeder hatte andere Ideen. Insgesamt sechs Kinder und 18 Erwachsene haben begeistert unter Leitung von Jutta Bremer das einmalige Kunstwerk gemeinsam vollendet.
So zieren unter anderem ein Kleeblatt, eine Tulpe und eine Fledermaus die Telefonzelle. Auch ein Koffer mit Bremen-Sticker oder ein Stück Stacheldraht haben die Projektteilnehmer gemalt. Gut dreißig verschiedene Motive sind rundherum auf der Telefonzelle verewigt, die nach dem Bemalen mit Klarlack überzogen und dann mit UV-Schutzlack gestrichen worden ist, um ein Ausbleichen der Bilder zu verhindern.
Die Weserufer-Ansicht hat Rosi Fiebelkorn beigesteuert. Sie wollte anfangs überhaupt nicht mitmachen, hat sich dann aber doch getraut. „Sechs Stunden habe ich gemalt, und das im Liegen", sagt sie und lacht. Seit fast zwanzig Jahren hat Rosi Fiebelkorn in Arsten ein Wochenendhaus. Sie schwärmt von der erfolgreichen Kunstaktion und der FGA „Wir sind hier wie eine große Familie.“
Im sattgrünen Umfeld ist die bunte Kunst-Telefonzelle ein echter Hingucker. Dabei kann man das gemeinsam gestaltete Telefonhäuschen sicher auch stellvertretend für den Geist der Freizeitgemeinschaft zu sehen, denn „Anschluss“ findet man hier leicht. Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft im Verein ist laut Fiebelkorn, Spaß an Gemeinschaft und Geselligkeit zu finden. Zudem sollte man den Wunsch haben, sich einbringen zu wollen.
„Bei der Durchfahrt durch das Tor hat sich für mich der Alltag erledigt“, sagt Susanne Füllbrunn aus der Altstadt. Sie ist neues Vereinsmitglied und hat mit ihrer Freundin gerade erst ein Haus übernommen. Beide schätzen die gute Nachbarschaft und große Hilfsbereitschaft.
„Ich bin hier hineingeboren“, verrät indes Werner Halverscheidt aus Walle. Schon seine Eltern hatten ein Wochenendhaus in Arsten. Seine Frau Irmtraut und er haben sich vor Jahren als Kinder in der FGA kennengelernt, geheiratet, und später haben sogar ihre Töchter eigene Häuser übernommen. Und bei Vereinsmitglied Jörg Modde steht mit Tochter Wibke schon die fünfte Generation Vereinsmitglied parat, weil auch sie die Idylle schätzt.
An Sonnenblumenfeldern und Pferdeweiden vorbei führt der Weg zum baumgesäumten Naherholungsgebiet der FGA. Margret Gudatus aus Hastedt, die bereits seit 17 Jahren dem Verein angehört, erzählt, dass die seit über 100 Jahren existierende Gemeinschaft früher „Verein Bad Lankenau“ hieß. Ende der 60er-Jahre wurde der Standort wegen einer Hafenerweiterung von Lankenau nach Arsten umgesiedelt.
„Hinter den Holzackern“ befindet sich nun ein weitläufiges Areal, das 115 Grundstücke mit Wochenendhäusern beherbergt. Das Gelände ist unterteilt in 15 kleinere, mit Bäumen und Sträuchern umpflanzte Camp-Einheiten. Zäune gibt es nicht. „Das hier ist die Erholung pur, mit unzähligen Annehmlichkeiten. Es gibt Kanal-, Wasser- und Stromanschluss, und wir haben sogar ein Schwimmbad“, beschreibt Rosi Fiebelkorn die Freizeit-Anlage im Detail. Menschen aus allen Stadtteilen besäßen hier ein Wochenendhaus, sogar aus dem umliegenden Achim und Stuhr kämen einige Vereinsmitglieder.
Noch können Grundstücke gepachtet werden, stehen Häuser zum Verkauf. Gemeinsam können unter anderem Vereinsheim und Boule-Bahn genutzt werden. Es gibt einen Kinderspielplatz, für Jugendliche ein Blockhaus als Treffpunkt. Ach ja, eine öffentliche Telefonzelle gibt es auch – sie steht direkt am Vereinsheim, kunstvoll bemalt.
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