
Staub auf dem Marmorboden in der Eingangshalle. Das Messinggeländer der Wendeltreppe glänzt nicht mehr. Und durch die verschmierten Fensterscheiben ist kaum noch etwas von der Welt draußen zu erkennen. Für Gebäudereiniger ist die Finanzbehörde ein Paradies. „Hier können wir zeigen“, sagt Paul Muanda, „was wir drauf haben.“
Muanda ist 21 Jahre alt und macht eine Ausbildung zum Gebäudereiniger. Gemeinsam mit fünf Lehrlingen der Berufsschule an der Alwin-Lonke-Straße putzte er gestern das Treppenhaus im „Haus des Reichs“, im Reich von Finanzsenatorin Karoline Linnert. Die prunkvolle Einrichtung war „im Schmutz“ versunken, so Muandas Eindruck vor Arbeitsbeginn. Vier Stunden später kommt der Glanz früherer Tage wieder hervor.
Warum putzen die Lehrlinge ausgerechnet in der Finanzbehörde? Ohne Entgelt und ohne Aussicht auf die etwa 4000 Euro, die die Reinigung insgesamt gekostet hätte? Carsten Bleckwenn, Geschäftsführer der Gebäudereiniger-Innung für Bremen und Nord-West-Niedersachsen, nennt den Grund. Er will für seine Branche und seine Schützlinge werben. Für die Lehrlinge sei es „ein Highlight, in der ’Belle Etage’ der Stadt zu reinigen“. Er möchte das Image der Branche verbessern, zeigen, dass bei der Gebäudereinigung professionelle Arbeit geleistet wird.
Kampf gegen Klischees
Anerkennung erfahren die angehenden Gebäudereiniger selten, so Muanda. Oft werde er als „Putzfrau“ bezeichnet. Und die Frage, ob man für diesen Beruf überhaupt eine Ausbildung brauche, höre er ständig. Ein junger Mann wie er aber, der vor zwei Jahren noch perspektivlos durch die Welt irrte und heute sagt, er habe seine Bestimmung gefunden, lässt sich von solchen Sprüchen nicht aus der Fassung bringen. „Sollen die Leute doch reden.“ Was er tue, mache er gern. „Mich beeindruckt, wie Flächen auf unterschiedliche Weise sauber werden.“
Menschen wie Paul Muanda empfängt die Branche mit Kusshand. Auch, weil Nachwuchskräfte rar sind. „Wir leiden besonders am Fachkräftemangel“, sagt Carsten Bleckwenn. Handwerksbetriebe, Schlossereien und Kfz-Werkstätten seien deutlich im Vorteil. Wer strebt schon danach, Gebäudereiniger zu werden?
Viele Menschen wissen nicht, dass Gebäudereiniger eine hohe Verantwortung tragen. Sie hantieren mit giftigen Substanzen, mit ätzenden Lösungsmitteln und alkalischen Laugen, die gefährlich für Haut und Atemwege sind. Auch müssen die Reinigungskräfte jede Fläche, jeden Untergrund – vom Backstein bis zum Teppich – kennen und berechnen, mit welcher Mischung der Schmutz beseitigt werden kann. Bleckwenn: „Dazu brauchen sie Kenntnisse in Mathematik und Chemie.“
Behörde spart bei Reinigung
Gestern aber konnten die angehenden Gebäudereiniger „die chemische Keule zu Hause lassen“, so Bleckwenn. Der Dreck ließ sich mit Messingpolitur und den üblichen Reinigungsmitteln beseitigen.
Mit dem Ergebnis ist vor allem die Hausherrin zufrieden. Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) freut sich, dass „die Handläufe und Figuren, die in der üblichen ’Unterhaltsreinigung’ nicht berücksichtigt werden können, wieder so wunderbar glänzen“. Oft fehlt der Glanz in der Behörde, weil die 14 Putzkräfte, die das Haus regelmäßig säubern, mit der Grundreinigung ausgelastet sind. Etwa 30 Stellen seien in den vergangenen 20 Jahren abgebaut worden, sagt Wolfgang Busch, Leiter der inneren Angelegenheiten der Behörde. Grund sei die schlechte finanzielle Situation der öffentlichen Hand. Karoline Linnert: „Wir müssen sehr sparsam sein, auch bei solchen Aufgaben.“
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
ja so lange debattieren, darin sind wir ganz groß.