
Gerade gab es noch einmal gute Nachrichten, ein Aufatmen für Bremens Studienstätten: Der verlängerte Hochschulpakt wird auch Bremen in den kommenden Jahren millionenschwere Hilfe bieten. Dennoch: Die Hochschulen im Land müssen der Wissenschaftsbehörde weiterhin Antwort geben, ob bestimmte Studiengänge geschlossen werden sollen. Von der Streichung bedroht sind das beliebte Fach Psychologie an der Uni, gleich fünf Studiengänge an der Hochschule und das Fach Kirchenmusik an der Hochschule für Künste.
Weiteres Sparen wird vor dem Hintergrund der Finanzsituation Bremens nötig, seit Jahren ringen die Hochschulen mit Tarifsteigerungen für ihre Beschäftigten und mit wachsenden Energiekosten. Lange wurde nach dem Rasenmäher-Prinzip gekürzt – doch noch mehr Sparen quer über alle Fächer sei nun nicht mehr möglich, sagen die Hochschulen. Nun sollen sie nach dem Willen der Wissenschaftsbehörde ihr Profil schärfen und durch Streichung bestimmter Fächer Geld sparen.
Doch werden auch an anderen Hochschulstandorten Studiengänge abgeschafft? Oder haben andere Uni-Städte einen ähnlichen schmerzhaften Spar- und Profilbildungsprozess schon durchlaufen? „Die Länder sind, was ihre Hochschulen betrifft, in einer sehr unterschiedlichen finanziellen Situation“, sagt Dietmar Goll von der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats. Er hat die Analyse von Bremens Hochschullandschaft in den Jahren 2012 und 2013 begleitet. „Bremen ist in einer besonderen Lage: Es ist ein Oberzentrum mit besonders vielen Studierenden und mit einer besonders hohen Schuldenintensität.“
Dennoch: Es ist in ganz Deutschland schon länger politisch gewollt, dass Hochschulen konkurrieren und sich bei ihrem Fächerangebot auf bestimmte Schwerpunkte konzentrieren. Das zeigt sich auch an den Gutachten des Wissenschaftsrats, der als wichtigstes Beratungsgremium von Bund und Ländern Hochschulstandorte analysiert und Empfehlungen ausspricht. Magdeburg zum Beispiel riet der Wissenschaftsrat, die Lehrerbildung ab 2020 einzustellen und komplett nach Halle zu verlagern. Und im Ruhrgebiet wurden die Universitäten von Duisburg und Essen schon 2003 zu einer einzigen Lehrstätte vereinigt.
Bremen empfahl der Wissenschaftsrat, Studienplätze und Fächer zu reduzieren. Vielerorts müssen Hochschulen sparen, doch selten sind so viele Fächer von Streichung bedroht wie hier. Noch strengere Sparempfehlungen erteilte der Wissenschaftsrat aber dem Saarland, sagt Goll.
Klar ist: Fast überall in Deutschland sind die Ausgaben von Bund und Ländern pro Studienplatz in den Jahren 2000 bis 2011 gesunken. Das zeigt eine im Oktober veröffentlichte Studie des Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) für die Konrad-Adenauer-Stiftung. Den Forschern zufolge sanken die Ausgaben nirgends so drastisch wie in Bremen, wo sie um ein Viertel schrumpften. Insgesamt sank der Betrag pro Student um 4200 Euro. Hauptgrund dafür: Die Zuweisungen des Bundes an Bremen gingen stark zurück. Das Land erhielt vom Bund 2011 pro Student rund 3200 Euro weniger und gab selbst rund 980 Euro weniger aus.
Benachbarte Hochschulstandorte stehen besser da: In Hamburg und Niedersachsen wurden die Ausgaben pro Student sogar erhöht.
Zuletzt sah es aus, als würden an der Uni Hamburg zwei Studiengänge geschlossen: Die Lateinamerika-Studien und die Ausbildung für Türkischlehrer. Die Lateinamerika-Studien sind inzwischen gerettet. Die Turkologie aber hat tatsächlich zum gerade angelaufenen Wintersemester keine Studierenden mehr aufgenommen, sagt eine Sprecherin der Uni Hamburg. Grund sei aber nicht fehlendes Geld, sondern wenig Nachfrage nach Türkischlehrern.
Hamburg ist einer von wenigen Standorten im Norden, die Psychologie anbieten. Die Plätze sind begehrt: Auf 140 Erstseme-ster-Plätze kamen zuletzt über 4700 Bewerber. Nur ein Drittel der Hamburger Bachelor-Absolventen in Psychologie ergattern einen der wenigen Master-Plätze, kritisiert Vincent Orth vom Asta. Doch ein Master sei für den Arbeitsmarkt unerlässlich.
Die Universität Oldenburg wächst: Vor vier Jahren studierten dort noch 10 000 Studierende, inzwischen sind es 13 800 plus 2000 Erstsemester, die gerade im Oktober ihr Studium begonnen haben. „Momentan sind wir in der komfortablen Situation, keine Studiengänge schließen zu müssen“, sagt Gunilla Budde, Vize-Präsidentin für Studium und Lehre an der Uni Oldenburg. Im Bereich Erneuerbare Energien und Hörforschung seien im Gegenteil neue Studiengänge entstanden, und mit dem Fach Medizin 2012 gebe es sogar eine zusätzliche Fakultät. Oldenburg kooperiert als mittelgroßer Studienstandort mit regionalen Partnern, insbesondere mit Groningen und im Bereich der Lehrerausbildung mit der Uni Bremen. Allerdings: Der Studiengang Psychologie ist in Oldenburg schon im Jahr 2003 eingestellt worden.
Der Wissenschaftsrat, der 2013 Bremen analysiert und empfohlen hatte, die Zahl der Studienplätze zu verringern und sich auf weniger Fächer zu konzentrieren, gab dem Saarland im Januar nach der Analyse noch strengere Empfehlungen zum Sparen auf als der Hansestadt: Die Fächer Jura, Maschinenbau und Zahnmedizin sollten geschlossen, die Wirtschaftswissenschaften ausgegliedert werden. Die Saar-Uni müsse bis zu einem Viertel ihrer Ausgaben einsparen, hieß es im Juni. Zwischenzeitlich wurden acht Fächer als von Schließung bedroht eingestuft – die Uni würde von acht auf fünf Fakultäten schrumpfen, falls das umgesetzt werden sollte. Im Saarland wird weiter darum gerungen, wo konkret gekürzt werden soll: Im Gespräch war kürzlich, die Fächer Slavistik, Soziologe, Geografie und Mechatronik zu schließen.
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