
Schüler lernen von Schülern – diese Idee steht hinter dem Projekt „Tag der Stadtgeschichte“, das das Schulamt in Bremerhaven jetzt entwickelt hat. Ziel ist es, an den verheerenden Bombenangriff vom 18. September 1944 zu erinnern und den Schülern Wissen über die NS- Herrschaft in der Seestadt zu vermitteln.
„Wichtig ist uns, den jungen Menschen zu verdeutlichen, dass es sich bei der Bombennacht nicht um ein einzelnes Ereignis gehandelt hat, sondern dass sie in einem großen Zusammenhang steht“, sagt Schuldezernent Michael Frost (parteilos). 2014 hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dauerhaft an die Ereignisse zu erinnern, die weite Teile der Innenstadt zerstörten und viele Menschenleben kosteten. In der Folge hat eine Arbeitsgruppe mit Lehrern des Lloyd Gymnasiums, der Volkshochschule, der Landeszentrale für politische Bildung, des Lehrerfortbildungsinstituts und des Stadtarchivs ein umfassendes Konzept für die Aktion entworfen.
„Entscheidend ist in dem Projekt, dass die Informationen von Schülern an andere Schüler weitergegeben werden, und zwar an den historischen Orten“, sagt Linda Blöchl von der Landeszentrale für politische Bildung. 150 Schüler der elften Jahrgangsstufe am Lloyd Gymnasium haben 50 Orte untersucht. Dazu gehören Plätze und Gebäude, in denen die NS-Verwaltung, die Justiz und die Gestapo ihre Macht festigten und auslebten.
Fünf Schwerpunkte wurden ausgewählt: das Ende des deutschen Rechts- und Verfassungsstaats nach der Machtübernahme, das System der NS-Schreckensherrschaft, die Judenverfolgung, Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen und der Zweite Weltkrieg.
In zehnminütigen Präsentationen werden die Oberstufenschüler am kommenden Freitag den in Gruppen aufgeteilten Neunt- und Zehntklässlern ihre Erkenntnisse vortragen; jede Gruppe besucht vier Plätze. Im Unterricht wird dann weiter an den Themen gearbeitet.
Die Aktion wird ein großer Schulausflug werden, sagen die Planer. „Es sind alle Schüler der Abschlussjahrgänge in der Stadt unterwegs“, sagt Frost, der die Teilnahme für alle verbindlich gemacht hat. „So erreichen wir, dass sich jeder Schüler mit dem Thema beschäftigt.“ Das Modell soll in den kommenden Jahren fortgeführt werden, sodass irgendwann sehr viele junge Menschen über das NS-System Bescheid wissen. Auf diese Weise verknüpfe man Geschichtsüberblick und Lebensumfeld sehr gut, sagt Frost. „Das kann einen hohen Lerneffekt mit sich bringen.“
Obwohl noch gar nicht absolviert, ist der Tag der Stadtgeschichte bereits jetzt in der Weiterentwicklung. „Es war schon schwierig, diesen Tag mit den Schwerpunkten und Themen vorzubereiten“, gibt Linda Blöchl zu. Das Pensum des Projektteams sei ständig gewachsen. Dennoch gibt es bereits den für den Ausbau: So sollen die Themen Demokratie und Menschenrechte in späteren Ausgaben hinzugenommen werden. „Weil manche unserer Orte für alles sprechen, wie zum Beispiel das Gericht, gibt das ein sehr rundes Bild und macht vieles verständlich“, findet Linda Blöchl.
Und wer weiß: Auf diese Weise könnte aus dem Tag der Stadtgeschichte vielleicht auch einmal der Tag der Stadt werden. Die Projektmitglieder zumindest finden diese Idee nicht schlecht.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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