
Bremen. Das Auto muss zum TÜV. Meistens bedeutet das Stress: Ist alles korrekt? Findet der Prüfer Schwachstellen? Muss ich Geld investieren und zur Nachprüfung antreten? Erst die ersehnte Plakette auf dem Nummernschild bringt Erleichterung. Der TÜV ist zufrieden. Das war er auch beim Karussell "Commander", dem einen Tag nach der Prüfung eine Schweißnaht riss. Ob der TÜV geschlampt hat, wird das Ermittlungsverfahren zeigen. Der Fall zeigt aber bereits jetzt: Auch ein TÜV hat Grenzen.
"Einen einzigen TÜV gibt es nicht", sagt jedoch Jörg Meyer zu Altenschildesche. Der Sprecher des TÜV Rheinland legt Wert darauf, dass in der Mehrzahl gesprochen wird. Es gibt mehrere TÜVs, hinzu kommen die Dekra, die Gesellschaft für Technische Überwachung und weitere Unternehmen, die Sicherheitskontrollen anbieten.
Der Technische Überwachungsverein, dafür steht die Abkürzung TÜV, gliedert sich in Deutschland in fünf Organisationen auf: TÜV Nord, Süd, Rheinland, Thüringen und Saarland. Die Bezeichnungen stammen aus einer Zeit, in der eine regionale Aufteilung galt, doch diese Grenzen gibt es nicht mehr. Auch der TÜV Rheinland hat eine Geschäftsstelle in Hamburg und konkurriert mit dem TÜV Nord – als ein Unternehmen von mehreren, die auf dem freien Markt um Aufträge ringen. "Wir bewegen uns auf einem Markt, der vollkommen liberalisiert ist", sagt Meyer zu Altenschildesche. "Und der ist von Angebot und Nachfrage bestimmt." Kein TÜV ist staatlich, es sind Wirtschaftsunternehmen.
Jeder TÜV hat ein riesiges Portfolio an Leistungen im Angebot, das von A wie Abstinenznachweis bis Z wie Zurrpunktprüfung reicht. Dabei gibt es Überschneidungen, aber auch Spezialisierungen: Beim TÜV Rheinland etwa sind das Prüfungen in Kohlekraftwerken. Der TÜV Nord hingegen bietet die Prüfung fliegender Bauten an, also Karussells und Fahrgeschäfte. Auch der "Commander", an dem sich am Ostersonntag eine Gondel löste, bekam einen Tag zuvor Besuch – allerdings nicht vom TÜV Nord, sondern vom TÜV Rheinland, der vom Betreiber beauftragt war.
Jeder kann sich den TÜV aussuchen, den er möchte. Die Bundesrepublik Deutschland gibt nur vor, was und wie geprüft werden muss, in Form von Gesetzen und Verordnungen. Dass jedes Auto eine Plakette braucht, basiert zum Beispiel auf der Straßenverkehrsordnung. Hinzu kommen wirtschaftliche Normen. Dem TÜV übergeordnet ist nur die Deutsche Akkreditierungsstelle, die den TÜVs regelmäßig bescheinigt, dass sie das tun dürfen, was sie tun.
So ist zwar das Vertrauen in das TÜV-Siegel schier grenzenlos, doch auch die TÜVs haben klar umrissene Grenzen: Sie machen nur das, wofür sie beauftragt werden. Im Fall von Fahrgeschäften wie dem Commander sind die Regeln klar. Es gibt eine Erstabnahme, bevor das Karussell montiert wird. Bei Erfolg gibt es eine befristete Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde. Um die zu verlängern, muss die Anlage einmal im Jahr Sicht- und Funktionsprüfungen bestehen. Je nach Modell kommen alle paar Jahre noch Sonderprüfungen dazu. Teile, die auch im zerlegten Zustand kein TÜV-Gutachter sehen kann, durchlaufen eine "zerstörungsfreie Werkstoffprüfung" mit Hilfe von Röntgenstrahlen oder Ultraschall.
Michael Krah, Leiter des Bereichs "Fliegende Bauten" beim TÜV Nord, prüft seit zwölf Jahren Fahrgeschäfte, erst zwei Mal musste er wirklich schwere Mängel monieren. "Wir machen aber nur Momentaufnahmen", gibt er zu bedenken. "Was die Betreiber danach machen, können wir nicht sagen." Die Plakette sagt nur aus: Zum Zeitpunkt der Prüfung im vorgegebenen Umfang war alles in Ordnung. Das Image jedoch sagt: Der TÜV garantiert Sicherheit.
"Es ist ein hoher Anspruch, der an uns gelegt wird", sagt Jörg Meyer zu Altenschildesche, "und dem versuchen wir, gerecht zu werden." Das sei durchaus schwierig, gibt der TÜV-Sprecher zu. Es gebe immer Restrisiken, gerade beim Betrieb technischer Anlagen wie Karussells: "Wir versuchen auch klarzumachen, was wir nicht geprüft haben."Kommentar Seite 2
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