
2000 rosafarbene Krawatten neben 15 Fleischerhaken und ein umzäuntes rosafarbenes Schaukelpferd, das unaufhörlich wippt – all dies gehört zur Ausstellung „Was sehen Sie, Frau Lot?“. Am Sonntag wurde die Schau in der Unteren Rathaushalle eröffnet. Ihr Thema: sexuelle Gewalt gegen Mädchen, Jungen und Frauen.
Nach 13 Jahren ist die Ausstellung der Bremer Künstlerinnen Maria Mathieu, Renate Bühn und Heike Pich nach Bremen zurückgekommen. In der Zwischenzeit gastierte sie in 20 deutschen Städten, jedes Mal ein bisschen anders: Einzelne Kunstwerke wurden herausgenommen, weiterentwickelt oder neue Arbeiten mit aktuellen Bezügen hinzugefügt. So gibt es Objekte, die sich auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche beziehen. Die „rosa Schlipse“ aber sind von Anfang an dabei – und „haben mich damals schon beeindruckt“, sagt Ulrike Hauffe, Frauenbeauftragte des Landes Bremen. Hauffe hatte die Ausstellung auch vor 13 Jahren eröffnet.
Die Krawatten stehen für 2000 Opfer von sexueller Gewalt, die 15 Fleischerhaken für 15 Verurteilungen von Tätern. Diese Zahlen verdeutlichen, dass es nötig sei, durch Projekte wie Ausstellungen auf sexuelle Gewalt aufmerksam zu machen, sagte Bürgermeister Jens Böhrnsen in seiner Eröffnungsrede. Er ist auch Schirmherr der Ausstellung. Sexuelle Gewalt sei eine der fundamentalsten Angriffe auf die menschliche Würde, „und sie durchzieht alle sozialen Schichten und Altersklassen“. Die Kunst, so Böhrnsen weiter, lade zum Hinschauen und Handeln ein.
„Die Kultur des Wegsehens ist über Jahrtausende gefördert worden“, sagte Ellen Best, Vizepräsidentin des Amtsgerichts Bremen und ebenfalls Schirmherrin der Ausstellung.
Genaues Hinsehen und alltägliches Erinnern sind für die Künstlerinnen „ein wichtiger Aspekt und Antrieb“, worauf auch der Name der Ausstellung anspielt: Die Erzählung über Frau Lot aus dem Alten Testament ist eine Geschichte über das Wegschauen – das Hinschauen wird hier mit dem Tod bestraft. Dieser Geschichte widmet die Künstlerin Maria Mathieu ein Objekt: Bemalte und durchlöcherte Stoffbahnen, die für die Städte Sodom und Gomorra stehen, mit einer „Flüstertüte“ in der Mitte, durch die Besucher ein von ihr verfasstes Gedicht hören können. „Ein Gedicht für die Mütter, die wie Frau Lot ohnmächtig erstarrt sind vor dem, was sie gesehen haben“, so die Künstlerin.
Deutschlandweit haben 50 000 Besucher nach Veranstalterangaben die Ausstellung bisher gesehen. Damit auch behinderte Menschen sie besuchen können, soll die Schau langfristig barrierefrei werden. Schließlich seien „behinderte Frauen doppelt so oft von sexueller Gewalt betroffen wie nicht behinderte“, betont Ulrike Hauffe. Bereits jetzt gibt es Audioguides zur Ausstellung für Blinde, außerdem Führungen in leichter und in Gebärdensprache.
Die Ausstellung „Was sehen Sie, Frau Lot?“ ist bis zum 25. Oktober von Montag bis Sonnabend von 11 Uhr bis 18 Uhr und sonntags von 12 Uhr bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt ist kostenlos.
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