
Drei junge Männer schieben einen schrottreifen Seat Ibiza auf den Platz. Der rote Lack des Kleinwagens hat jeden Glanz verloren, das Auto ist mit Stickern beklebt, es fehlen Motor und Fensterscheiben. Die Männer stellen das Auto zwischen zwei schrägen Rampen aus Holz ab. Es dauert nicht lange, bis ein Skater auf den Wagen klettert. Mit ein paar Hüpfern testet er die Federung des Autos. Er ist nicht überzeugt und nimmt wieder Abstand.
Für die „Endless Grind Session“ im Skatepark am Schlachthof in Findorff ist das keine ungewöhnliche Szene. Zum 23. Mal messen sich hier Skater in Disziplinen wie Hoch- und Weitsprung oder beim Tricksen. Obwohl es zwischenzeitlich nieselt, füllt sich ab Mittag langsam der Skateplatz. Am Rand des Parks haben sich Zuschauer auf Bierbänke gesetzt, auch ein paar junge Familien sind gekommen. Sie schauen einem Dutzend Männer sowie zwei jungen Frauen zu, die über den Asphalt rollen und die schrägen und röhrenförmigen Rampen runterfahren. Die Skater springen mit ihren Rollbrettern in die Luft, lassen sie drehen, wirbeln und flippen.
Einer von ihnen ist Christian Müller. Er ist für das Ereignis aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt angereist. „Das erste Mal war ich 2014 hier“, sagt der 29-Jährige. Müller hat eine Glatze und einen schwarzen Vollbart. Er trägt ein kariertes, zu großes Holzfällerhemd und rosa Socken zu schwarzen Schuhen. Der Contest gefalle ihm gut – wenig Wettstreit und hoher Spaßfaktor. „Das ist ein richtig guter Ort für kreatives Skaten, also für Tricks jenseits des klassischen Kickflips.“ Der Sport sei in den vergangenen Jahren sehr kommerziell geworden, hier sei es anders: „Do it yourself, Punkrock und abgenutzte Rampen – richtig schön oldschool wie in den 80ern.“
Der Veranstalter macht eine Durchsage: Die Anmeldung für die unterschiedlichen Wettbewerbe sei nun eröffnet, allerdings werde die Disziplin „Street“ wohl in der Kesselhalle im Schlachthof ausgetragen. Denn: Der Regen wird stärker. Skater und Besucher fliehen ins Innere. Die Stimmung ist durchwachsen: Wenn der Regen nicht aufhört, wird draußen heute nicht mehr geskatet.
Zweieinhalb Stunden später: Die Teilnehmer des Wettbewerbs sind gerade mit den Kategorien „Street“, bei der sie ihre Tricks auf dem flachen Hallenboden präsentiert haben, und Hochsprung durch. Müller ruht sich auf der Tribüne aus und isst ein Schoko-Croissant. „Die erste Runde war gut, hoffentlich geht es später draußen weiter, wenn der Regen aufgehört hat“, sagt er.
Die Punkrock-Band Postford macht einen Soundcheck. „Musik gibt es auch jedes Mal“, sagt Müller. Er trete manchmal bei Skate-Contests als Rapper auf. Während der Bassist für den Tontechniker ein paar Töne spielt, gibt Müller eine Kostprobe. Der Skater arbeite in einer Firma für Medizintechnik. „Das ist total langweilig“, sagt er. Skateboarden und rappen seien sein Ausgleich. Müller fährt seit 16 Jahren Rollbrett, bei Stürzen habe er bisher Glück gehabt. „Letztes Jahr habe ich mir den Ellbogen ausgekugelt, das war bisher meine schlimmste Verletzung.“ Die Gelenke seien trotzdem kaputt. „Manchmal steht man morgens auf und fühlt sich wie 40.“
Nach einer Stunde Gitarrenmusik und Geschrei die gute Nachricht: Es ist trocken draußen. Skater und Publikum versammeln sich um den Pool, bis kaum noch ein Platz frei ist. Auch die Jury lässt sich auf einer Bierbank nieder, vier Männer in Jeanskutten mit Aufnähern und Klemmbrettern auf dem Schoß. Skate-Punk dröhnt aus den Lautsprechertürmen. Der Moderator startet den Wettbewerb, in dem er die Namen der Teilnehmer verliest und die Regeln erklärt: Jeder hat zwei Läufe, jeweils 60 Sekunden.
Müller macht den Anfang. Er klemmt sein Rollbrett zwischen den rechten Fuß und der Kante des Pools ein, geht mit dem linken einen Schritt nach vorne und steht für einen kurzen Moment wie auf einem Sprungbrett in der Luft. Er kippt mit dem Board nach unten und gleitet die abgerundete, mit Graffiti beschmierte Betonwand des Pools hinunter. Mit Schwung fährt er auf die andere Seite, springt vom Brett, wirbelt es zweimal in der Hand und gleitet wieder zurück in den Pool. Das Publikum feiert Müller, die anderen Skater und sich selbst: Der Wettbewerb ist eher Party als Sportereignis.
Nach einer guten Stunde ist das Spektakel im Pool vorbei. Müller ist zufrieden: „Ich bin in einen Rausch gekommen, konnte einfach nicht aufhören, Tricks zu machen“, sagt er. Ob er gewonnen hat, wird später bei der Siegerehrung bekannt gegeben. Erst folgen noch der Weitsprung und ein Best Trick Contest am roten Seat Ibiza. Das Publikum hat sich im großen Bogen um den Wagen aufgestellt. Ein Skater nimmt Anlauf, versucht, über die Rampe und den Wagen zu springen. Nach mehreren Versuchen schafft er es, ohne vom Skateboard zu fallen – das Publikum tobt vor Begeisterung.
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