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Denn was den Verantwortlichen derzeit in punkto krimineller Machenschaften dämmert, hat zwar wenig mit Göttern zu tun, aber viel mit der von Wagner entworfenen tragischen Welt, in der Gier, Betrug und Verrat dominieren. Einem Prüfbericht der Audit Services Austria zufolge soll der mittlerweile entlassene Geschäftsführer Michael Dewitte dem Festival einen Schaden von bis zu zwei Millionen Euro zugefügt haben. «Festspiele der Bereicherung», titelte die Wiener Zeitung «Der Standard».
Die Salzburger Landeshauptfrau und geschäftsführende Präsidentin der Osterfestspiele, Gaby Burgstaller, sprach jetzt bei einer Pressekonferenz entrüstet von einem «finanziellen Selbstbedienungsladen». Aber wie konnte das geschehen? Und warum hat niemand etwas bemerkt? Nach Ansicht Burgstallers gab es in diesem Ränkespiel um ungerechtfertigte Provisionen, in die eigene Tasche gewirtschaftete Sponsorengelder und geheime Auslandskonten gleich mehrere Akteure - «ein internes Pseudo-Kontrollsystem, das perfekt zusammengespielt hat».
Dewitte gab demnach die Zahlungsanweisungen, eine Steuerberaterin prüfte und ein Rechtsanwalt zeichnete gegen. Und auch bei der externen Kontrolle durch zwei international tätige Wirtschaftskanzleien muss scheinbar etwas schief gelaufen sein. «Da wird jemand den Kopf hinhalten müssen und für Schadenersatzzahlungen herangezogen werden», betonte Burgstaller.
Ein weiterer Name, der im Zusammenhang mit dem Finanz-Debakel immer wieder fällt, ist der vom ebenfalls fristlos entlassenen Technik-Direktor der Salzburger Sommerfestspiele, Klaus Kretschmer. Als sei der nun aufgeflogene Wirtschaftskrimi noch nicht Drama genug, wurde dieser in der Nacht zum Montag schwer verletzt unter einer Brücke bei Salzburg gefunden. Österreichische Medien spekulierten, es habe sich um einen Selbstmordversuch gehandelt. Kretschmer ist allerdings bereits auf dem Weg der Besserung. Wie auch Dewitte hat er bisher zu den Vorwürfen nicht Stellung genommen.
«Hauptübeltäter» ist Burgstallers Auffassung nach aber Dewitte. Regelmäßig soll er fünf Prozent von Sponsorengeldern und Spenden abgezweigt haben, und die abgebuchten Reise- und Repräsentationskosten werden mit 1,5 Millionen Euro beziffert - ohne gültige Belege. Auch von einer Postkastenfirma in der Karibik ist die Rede. Und dann war da noch die erste Tranche einer Spende eines russischen Mäzens in Höhe von 800 000 Euro, von denen Dewitte mit Hilfe von Kretschmer gleich einmal 300 000 Euro als «Provision» auf ein Konto in Nordzypern überwiesen haben soll.
Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis Staatsanwaltschaft und Finanzprüfer Licht in die ganze Geschichte bringen. Bei den 1967 von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestspielen brennt es kurz vor der Eröffnung am 27. März auf jeden Fall an allen Ecken und Enden. So wie bei der «Götterdämmerung», in der am Ende Flammen auf das am Himmel erscheinende Walhall übergreifen - und die Menschen erschrocken dem Untergang der Götter zusehen. (dpa)
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