
Darüber hinaus sollen Bücherhallen auf Gelder verzichten und das Schauspielhaus muss bittere Einschnitte in Höhe von 1,2 Millionen Euro hinnehmen. Dabei scheint die Zukunft von Deutschlands größter Sprechbühne nach dem Rücktritt von Intendant Friedrich Schirmer ohnehin ungewiss. «Das ist der Anfang vom Ende», sagte Interims-Leiter Jack Kurfess am Donnerstag. «Die Kulturbehörde macht es sich sehr einfach, indem sie genau das Haus, das im Moment nach außen hin als geschwächt erscheint, finanziell aussaugt.»
Wut und Enttäuschung stehen auch Torkild Hinrichsen ins Gesicht geschrieben. Der grauhaarige Direktor des Altonaer Museums wirkt noch immer fassungslos: «Das geistige Herz von Altona wird herausgerissen», sagt der 62-Jährige. Er gebe die Hoffnung aber noch nicht auf, sein Haus retten zu können. Das Ende für ein Museum in dieser Größenordnung sei bundesweit eine Ausnahme und könne nicht akzeptiert werden. «Das Gefährliche ist, dass die Schließung eine Kettenreaktion auslösen wird», sagt Hinrichsen.
Ähnlich sieht es der Präsident des Deutschen Museumsbunds, Volker Rodekamp: Die Nachricht aus der Hansestadt erfülle ihn mit großer Sorge, sagte er dem Sender «Deutschlandradio Kultur». Wenn die große und weltoffene Kultur-Stadt Hamburg ein renommiertes Haus wie das Altonaer Museum der gegenwärtigen Finanzsituation opfere, dann wirke dies wie ein Signal auf andere Städte.
Der Senat will das 1863 gegründete Museum 2011 schließen und damit rund 3,5 Millionen Euro sparen. Der Spareffekt wird von Kritikern bezweifelt, da etwa bestehende Verträge nicht einfach kündbar seien.
Mehreinnahmen in Millionenhöhe erhofft sich das Kabinett durch eine neu eingeführte «Kulturtaxe» für Touristen. So sollen künftig fünf Prozent des Preises für Hotelübernachtungen an die Stadt abgegeben werden. 75 Prozent der angestrebten zehn Millionen Euro sollen in Ausstellungen, Festivals und Theaterproduktionen fließen.
Insgesamt wurde in der Kultur auf flächendeckende Einschnitte verzichtet. Dafür mussten auf der anderen Seite Bauernopfer gebracht werden. Denn während etwa das Schauspielhaus auf 50 Prozent seines künstlerischen Etats verzichten muss, kann bei den anderen großen Bühnen aufgeatmet werden. «Ich bin zwar sehr erleichtert, dass die Hamburgische Staatsoper nicht direkt betroffen ist, bedauere aber dass andere wichtige kulturelle Institutionen sehr leiden müssen», erklärte etwa Opernintendantin Simone Young.
Ihr Kollege vom Thalia-Theater, Joachim Lux, nahm am Donnerstag an einer Protestaktion vor dem Deutschen Schauspielhaus teil. Dort hatten sich zahlreiche Mitarbeiter mit Transparenten versammelt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Allerdings versicherte er gleichzeitig: «Ich bin sehr glücklich, dass das Thalia Theater nicht von den Kürzungen betroffen ist.» (dpa)
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.