
Frau Acogny, Sie präsentieren dem Publikum im Kleinen Haus des Theaters Bremen ein Stück namens „Somewhere at the beginning“. Worauf zielen Sie mit diesem vagen Titel ab?
Germaine Acogny: Ich wollte einfach einen Titel, in den jeder hineinlegen kann, was immer er mag. Außerdem spiele ich damit auf die griechische Mythologie an, die dem Abend zugrunde liegt.
Inwiefern?
Mein Regisseur Mikaël Serre, mit dem ich viel über Texte diskutiere, hat mir eines Tages eine Geschichte vorgelegt, die mich ungemein an meine eigene erinnert: die der „Medea“. Ein Mann heiratet eine Frau, führt sie in seine Heimat, die ihr fremd ist – und betrügt sie dann. Sie ist so verletzt, dass sie sogar die eigenen Kinder umbringen möchte. Soweit wäre ich zwar nie gegangen, auch nicht, nachdem mich mein erster Ehemann verlassen hatte. Trotzdem kann ich Medeas Gefühle gut nachempfinden.
An „Medea“ haben sich schon viele Autoren versucht und noch mehr Regisseure die Zähne ausgebissen. Wie lässt sich diese offenbar sehr sperrige Geschichte tänzerisch erzählen?
Ich tanze nicht nur, sondern spreche auch viel. Gerade die Parallelen zwischen meiner Biografie und dem antiken Stoff fasse ich vor allem in Worte.
Was lässt sich besser sprechend, was tanzend vermitteln?
Es gibt keine generelle Regel, man muss es einfach ständig neu ausprobieren. Häufig kann der Tanz die Worte spiegeln, dann wieder spiegeln die Worte den Tanz. Während der Proben stelle ich häufig eher intuitiv fest, an welcher Stelle ich was weglassen kann.
Tanz Bremen kündigt Sie als Mutter des zeitgenössischen afrikanischen Tanzes an. Worin unterscheidet sich dieser zeitgenössische afrikanische Tanz von dem hiesigen?
Ähnlich wie Martha Graham in der westlichen Welt habe ich in der afrikanischen eine moderne Tanztechnik entwickelt: eine Technik, die von Wellenbewegungen der Wirbelsäule ausgeht, davon, dass sich unsere Energie in unserem Rückgrat konzentriert. Wer sieht, wie ich etwa zu Johnny Cashs „Hurt“ tanze, erkennt sofort: Das kann nicht europäisch sein!
Liegt in Ihrer Technik zugleich der Grund dafür, dass Sie trotz Ihrer bald 73 Jahre noch immer fit genug sind, um vor großem Publikum zu tanzen?
Möglicherweise. Es heißt nicht umsonst, dass der afrikanische Tanz von gesundem Respekt vor dem Körper geprägt sei. Andererseits gibt es überall auf der Welt Ausnahmen, Menschen, die noch in meinem Alter tanzen können. Denken Sie an die Amerikanerin Carolyn Carlson oder an die Deutsche Reinhild Hoffmann. Doch natürlich bewege ich mich nicht mehr so wie vor 30 oder 40 Jahren. Ich habe mich meinen Möglichkeiten angepasst.
Sie kennen und beherrschen viele verschiedene Tanzstile und -techniken aus mehreren Kulturkreisen. Überwiegen die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten?
Eindeutig die Gemeinsamkeiten, so unterschiedlich die Tänze auch aussehen mögen. Im Ballett ist ganz wichtig, das man mit seinen Füßen den Kontakt zur Erde spürt, dass man sich wie verwurzelt fühlt. Gleichzeitig aber muss man spüren, wie eine Energie nach oben weist, was sich etwa mit den Armen ausdrücken lässt. Das ist im afrikanischen Tanz ebenso. Und vom Tai Chi kenne ich es auch nicht anders.
Das Gespräch führte Alexander Schnackenburg.
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