
Die Bremerin Reyhan Sahin, auch bekannt als Lady Bitch Ray, gehört nicht nur zu den ersten Rapperinnen in Deutschland, sondern ist auch eine renommierte Wissenschaftlerin mit türkisch-muslimischen Migrationshintergrund. In „Yalla, Feminismus!“ (türkisch/arabisch für: „Los jetzt!“) nutzt sie diese unterschiedlichen Perspektiven für einen Blick auf den feministischen Diskurs.
In drei Teilen beschäftigt sich Sahin in ihrem Buch mit Emanzipation und Gleichberechtigung im Hip-Hop, im Islam und an deutschen Universitäten. Die Stärke ihres Textes ist dabei vor allem der ständige Perspektivenwechsel: Mal erzählt Sahin fast salopp, aber angenehm lesbar, von ihren Erfahrungen im Hip-Hop oder an der Universität, mal betrachtet sie die Dinge ganz und gar sauber wissenschaftlich. Der Wechsel erfolgt dabei mitunter ganz unvermittelt und macht das Buch dadurch nicht nur lehr-, sondern auch abwechslungsreich.
Dabei ist nicht alles von dem, was Reyhan Sahin thematisiert zwangsläufig neu. So ist eines der Kernelemente des Buches, den Feminismus von der rein westlichen Perspektive à la Alice Schwarzer auch für People of Color und insbesondere muslimische Frauen zu öffnen, längst keine Pionierarbeit mehr. Dafür ermöglicht Sahin aber einen vertiefenden Blick auf bestimmte Aspekte dieses Diskurses: Zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, wie emanzipatorisch kopftuchtragende Muslima sein können, oder warum die neue Deutschrap-Szene in den vergangenen Jahren nicht frauenfreundlicher geworden ist – trotz des weiblichen Zuwachses.
Reyhan Sahin: Yalla, Feminismus!
Tropen, Stuttgart. 299 Seiten, 20 €.
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