
New York, 1842: Charles Dickens tourt durch Amerika, weil sein Roman „Oliver Twist“ so erfolgreich war. „Dickens, Dickens“ rufen ihm die Leute vor den Bühnen zu, als wäre er ein Rockstar. Angekündigt wird er als „der Shakespeare des Romans“. Es läuft gut für Dickens. „Niemals wurde auf Erden ein Kaiser oder König derart bejubelt“, sagt der nicht gerade bescheidene, aber dennoch sympathische Engländer rückblickend über sich selbst.
Dann ein Sprung. London, 1843 und – wie der Zuschauer erfährt - „16 Monate und drei Flops später“. Dickens ist so gut wie pleite, was auch daran liegt, dass er mit einer neuen, teuren Einrichtung seines Hauses über seine Verhältnisse gelebt hat. Ein neues Buch muss her, damit sein Verlag ihm dafür schon mal einen Vorschuss zahlen kann. Aber wovon soll es handeln? Dickens hat keine Idee. Bis er eines Abends sein Hausmädchen Tara dabei belauscht, wie sie seinen Kindern eine Geistergeschichte vorliest, die an Heiligabend spielt.
„Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand“ erzählt nach einem Drehbuch von Susan Coyne und basierend auf dem gleichnamigen Roman von Les Standiford, wie einer der wohl berühmtesten Autoren zu einer seiner wohl bekanntesten Geschichten kam: „A Christmas Carol“, zu deutsch: „Eine Weihnachtsgeschichte“. Weit über 20 Mal wurde die Geschichte um den Griesgram Ebenezer Scrooge, den an Heiligabend drei Geister heimsuchen, verfilmt: originalgetreu, als moderne Version oder auch mit den Muppets in der Puppenvariante. Doch der Frage, wie Dickens zu seiner Geschichte gekommen sein könnte, hat sich noch niemand im Detail gewidmet. Bis jetzt.
Regisseur Bharat Nalluri lässt Dan Stevens („Die Schöne und das Biest“, „Downton Abbey“) als Dickens auf die Figuren aus „A Christmas Carol“ treffen, allen voran natürlich seine Hauptfigur Scrooge (großartig: Christopher Plummer). Dieser mischt sich auch gerne mal in den Verlauf der Geschichte ein oder weckt Dickens mitten in der Nacht, nur mit einem Nachthemd bekleidet, um ihm weitere Figuren vorzustellen.
In die Handlung geschickt eingeflochten sind Einblicke in Dickens eigene Kindheit und eine traumatische Lebenserfahrung: Mit elf Jahren musste er zwölf Stunden täglich in einer Fabrik arbeiten, um seine Mutter und seine Geschwister durchzubringen, nachdem sein Vater wegen Überschuldung festgenommen wurde. Dieses Erlebnis verfolgt Dickens bis ins Erwachsenenalter.
Als seine Verleger sich wenig überzeugt von der Idee zu seiner Weihnachtsgeschichte zeigen, beschließt der sture und kritikunfähige Dickens seinen Roman auf eigene Faust und somit auch auf eigenes Risiko zu veröffentlichen. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn bis Weihnachten sind es nur noch wenige Wochen.
Immer wieder hängt Dickens fest. Er ist wütend, weil seine Figuren nicht machen, was er will. „Ich bin hier der Autor“, schreit er sie an einer Stelle an. „Ja, angeblich...“, antworten Scrooge und Kollegen wenig überzeugt. Und auch sein reales Umfeld redet ihm immer wieder rein, und hält ihn sogar davon ab, eine seiner Figuren sterben zu lassen. Um ein Ende für seine Geschichte zu finden, muss Dickens sich seinen eigenen dunklen Geistern stellen.
Stevens spielt Dickens hier und da etwas exzentrisch und überdreht. Das ändert aber nichts daran, dass Fans von charmanten Märchengeschichten bei „Der Mann, der Weihnachten erfand“ definitiv auf ihre Kosten kommen. Ein schönes Kinoerlebnis mit toller Kulisse für die kalten Tage.
„Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand“ läuft in Bremen im Cinema Ostertor: 23. sowie 26. bis 28. November um 18.45; 24.11 um 19 Uhr, 25.11 um 15.30 Uhr.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.