
Eines knapp einstündigen Aufwärmers hätte es im voll besetzten Metropol-Theater wahrlich nicht bedurft. Aber die formidable, leicht angeraute Stimme von Special Guest Astrid North, ehemals Sängerin der Band „Cultured Pearls“, war allemal wert gehört zu werden. Überzeugend gerieten nicht nur ihre teils bluesig melancholischen Songs; auch ihr entspannter Plausch, als mittendrin ihr Keyboard streikte, ließ die ohnehin hohen Sympathiewerte gleich noch um einige Punkte ansteigen.
Doch dann, endlich, nach einer eher improvisiert anmutenden Umbauphase, kommt sie: Oleta Adams, seit Jahren eine der ganz Großen des Soul, Gospel und Jazz. Frenetischer Jubel begleitet ihren Auftritt, den sie mit ihrer Band und einem Background-Gesangstrio gestaltet. Die Mitwirkenden bei diesem deutschlandweit einzigen, eigens konzeptionierten Konzert sind aber auch die Bremer Philharmoniker unter Dirigent Steffen Drabek, die sich gleich mit einer fetzigen Ouvertüre als auch auf eher ungewohntem Terrain brillant agierendes Ensemble erweisen.
Sichtlich angetan nimmt Adams die anfänglichen Ovationen entgegen, bevor sie sich an den Flügel setzt. „Hold me for a while“ bringt das satte, sehr klare Timbre ihrer Stimme bestens zur Geltung. Sie singt mit intimer Note, unaufgeregt, begleitet sich mit ruhig fließendem Klavierpart, nimmt immer wieder Blickkontakt zum Publikum auf: „This moment is all we have!“ Als Reminiszenz an ihre allererste CD folgt „Circle of One“, das von einer wild zuckenden Lichtshow untermalt wird und mit dem engagierten Einsatz von Band, Orchester und Backgroundsängern den Saal rockt.
Eine kurze Ruhephase ist angesagt, als die Philharmoniker das Adagio aus Aram Chatschaturjans „Spartacus“ mit zunächst traumhaft schmachtenden Holzbläserpassagen intonieren. Dass Soul-Diva Adams nicht nur mit packendem Sound begeistern möchte, sondern auch klar Stellung bezieht, wird deutlich bei ihrem Song „Something inside so strong“, den sie besonders den noch immer mit Apartheid konfrontierten Südafrikanern widmet.
Gleichzeitig betont sie mit aller Nachdrücklichkeit, mit prononcierter Artikulation und emphatischer Expressivität ihres Gesangs, die Gleichheit aller Menschen. Später wird sie sich auch ebenso eindeutig zur politischen Situation und den Waffengesetzen Amerikas äußern: „A situation, that never should happen“. Man nimmt es ihr ab, wenn sie Eltern ein schlichtes Gebet, ein „God bless you“ empfiehlt, um die Kinder vor Gefahren bewahrt zu wissen. Da kommt die schier grenzenlose Empathie dieser außergewöhnlichen Frau zum Ausdruck, die stets mit Inbrunst und Hingabe singt, mal mit imposantem Stimmvolumen, dann wieder so innig, dass es – wie etwa bei „Never know love“ oder dem fast schon verzweifelten Wunsch „Don‘t let the sun go down“ – tief unter die Haut geht.
Kindlich schlicht, und gerade deshalb so eindringlich, trägt sie ihren Prayer-Song „Just before I go to sleep“ vor als ein bemerkenswertes Zeugnis ihres persönlichen Glaubens. Ihre Texte haben Tiefgang, werden mit viel Herzblut und noch mehr Stimme vorgetragen. Und sie wollen etwas bewirken: „Everything must change“, nichts bleibt wie es ist, Veränderung ist überall zwingend. Immer wieder kommt der geballte Sound des Orchesters und der Band zum Einsatz, wummern die Bässe zu donnerndem Blech. Oder die Instrumente erzeugen einen hauchzarten, fein gewebten Klangteppich zur stimmungsvollen Untermalung.
Es ist ein grandioses, ungemein mitreißendes Konzerterlebnis, das vom Publikum wiederholt mit Standing Ovations bedacht wird. Auf Oletas Frage an das Auditorium „Are you ready?“ antwortet das Publikum unmissverständlich mit tosendem „Yeah!“, bevor die Queen des Soul und Jazz, die auch nach mehr als zweistündigem Auftritt keinerlei Ermüdungserscheinungen erahnen lässt, ein rundum optimistisch beschwingtes „Window of Hope“ anstimmt. Abschließend ganz unspektakulär der Wunsch nach Frieden „Let there be peace on earth“, ein wunderschönes, zu Herzen gehendes Loblied auf die Liebe.
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