
Amy Winehouse singt „Valerie“ aus dem Autoradio, als Valerie Klein auf dem Weg zu ihrem Date ist. Die Altenpflegerin ist gut gelaunt, sie trifft sich mit einem Mann, den sie über eine Datingplattform kennengelernt hat. Ein Unternehmensberater – das steht jedenfalls in seinem Profil. Die junge Mutter kommt von diesem Ausflug nicht zurück, sie wird zum Fall für Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) von der Magdeburger Kriminalpolizei.
Es wird eine Ermittlung, die Brasch schwer mitnehmen soll, und auch für die Zuschauer ist „Der Verurteilte“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) eine Tour de Force. Schon bald ist klar: Der angebliche Unternehmensberater ist Callcenter-Angestellter und unschuldig. In den Fokus gerät Markus Wegner (Sascha Alexander Geršak) der auf einem Recyclinghof arbeitet und schon häufiger Frauen misshandelt hat. Während Wegner, der sofort ausrastet, sobald er sich herabgesetzt fühlt, ein offenes Buch ist, wird Brasch nicht schlau aus dessen sphinx-hafter Ehefrau Annegret. Laura Tonke spielt sie einmal mehr als Meisterin der Minimal-Mimik. Doreen Brasch hält Annegret Wegner für ein Opfer ihres Ehemanns. Doch stimmt das?
„Der Verurteilte“ ist ein dichtes Kammerspiel und konzentriert sich auf das Dreieck Brasch-Wegner-Wegner. Alle Nebenaspekte und -gleise deuten Drehbuchautor Jan Braren und Regisseurin Brigitte Maria Bertelen klug an. Claudia Michelsen, Sascha Alexander Geršak und Laura Tonke bleibt daher viel Raum, sich in einen Psychokrieg zu verstricken, der für Michelsens Figur immer bedrohlicher wird. Das Grauen, das sich offenbart, ist nachhaltig verstörend. Das ist brillant gespielt und inszeniert und locker einer der besten Sonntagabendkrimis, die 2020 zu sehen waren.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.