
Der spektakuläre Dresdner Kunstdiebstahl ist aktuell in aller Munde. Nicht nur die Presse berichtet ausführlich, auch unter Kollegen und Freunden ist das Grüne Gewölbe Gesprächsthema. Die Bestürzung über den Verlust an Kulturgut ist groß. Bei aller Tragik ist dies auch ein gutes Zeichen. Bedeutende Kunstwerke, die wie hier zudem einen großen historischen Wert besitzen, gehen uns etwas an.
Positiv auch, dass in den öffentlichen Statements nicht nur der materielle Wert betont wird, auch wenn dieser als Schlagzeile besonders medienwirksam ist. Denn kulturelle Bedeutung und Geldwert bedingen sich nicht zwangsläufig. Dies zeigt ein Blick auf die teils stark differierenden Preise für Kunstwerke über die Jahrhunderte. Ein Gemälde von Vincent van Gogh etwa hat sich kaum verändert, sein auf Auktionen zu erzielender Preis aber schon.
Angesichts der großen Aufmerksamkeit, die spektakuläre Diebstähle wie jener in Dresden oder vor Jahren im Munch Museum im norwegischen Oslo auslösen, sollten wir uns einmal mehr des reichen Bestandes an Kulturgütern bewusst werden, der allein in Deutschland in über 6000 größtenteils staatlichen oder städtischen Museen verwahrt wird.
Diesen Schatz können wir uns täglich – außer montags – ansehen. Beinahe jede Stadt hat mittlerweile eine oder mehrere Kulturinstitutionen, die einen unkomplizierten Zugang ermöglichen. Und: Kunstwerke, die sich in öffentlichen Institutionen befinden, bleiben uns erhalten, da sie in der Regel unverkäuflich sind.
Gerade dieser Umstand macht ja den Dresdner Raub so sinnlos. Ihr Wert liegt vor allem in dem historischen, gesellschaftlichen und individuellen Gehalt, den der Betrachter daraus für sich zieht.
Es ist sicherlich zutiefst menschlich, dass wir den Wert von Menschen und Gegenständen häufig erst dann erkennen, wenn wir sie verlieren. Auch abseits tagesaktueller Ereignisse, wie wir sie gerade jetzt in Dresden verfolgen, sollten wir daher die kontinuierlich in den verschiedenen Museen und Institutionen verfügbaren Schätze als Geschenke wahrnehmen und sich ihrer erfreuen.
Ein Großteil der geraubten Kunst, und das ist die gute Nachricht, taucht über kurz oder lang wieder auf. Ich hoffe, dass auch die gestohlenen Exponate aus Dresden wieder unbeschadet ins Grüne Gewölbe zurückkehren.
Bis dahin bieten alleine die 15 Museen, die zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zählen, für Besucher viel zu sehen und zu entdecken.
Unser Gastautor
leitet seit 2016 die Museen Böttcherstraße. Zuvor war er an verschiedenen Museen tätig, unter anderem an der Kunsthalle Emden und am Düsseldorfer Museum Kunstpalast.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.
Ich habe eben darüber nachgedacht, ob er oder Kohfeldt als der schlechteste ...