Kann ein Krieg noch eskalieren, in dem bereits eine halbe Million Menschenleben ausgelöscht wurden? Ja, wenn auf dem Kriegsschauplatz bis zu sechs (potenzielle) Atommächte in direkte Konfrontationen geraten: Russland und Iran auf der einen Seite, die USA, Frankreich, Großbritannien und Israel auf der anderen. Das scheint in Syrien bevorzustehen. Hoffnung spendet nur, dass keiner der genannten Staaten eine verlustreiche Auseinandersetzung will. Die Nuklearwaffen bleiben wohl in den Arsenalen, aber sie bleiben auch eine Option.
Wie die Raketenangriffe, mit denen US-Präsident Trump seinem russischen Kollegen Putin und dessen Schützling Diktator Assad droht. Auch mit schlichten Worten kann man eine schwierige Lage noch komplizierter machen. Bei uns neigt man rasch dazu, Trump deshalb für geistesschwach zu halten.
Dabei kann er schon zwei Erfolge verbuchen: Frankreichs Präsident Macron, der Giftgasangriffe ebenfalls zur „roten Linie“ erklärt hat, positioniert Westeuropas führende Militärmacht an der Seite Trumps – und die Türkei schert aus dem fragilen Zweckbündnis mit Russland und Iran aus. Der Giftgas-Einsatz von Duma, an dessen Urheberschaft nur noch Hardcore-Putin-Fans zweifeln, hat auch Erdogans Schmerzgrenze überschritten.
Zustand der Bundeswehr wohl auch ein Grund
Außer Iran und Russland hat Assad keine Verbündete. Beide haben gute Gründe, scharf darüber nachzudenken, was sie für die Nibelungentreue zu dem Schlächter noch zahlen wollen. Will Iran zurück in die gerade überwundene Isolation, mit allen wirtschaftlichen Folgen? Will Russland weiter Embargos und rasanten Rubelverfall in Kauf nehmen?
Militärisch hätte sein Expeditionskorps gegen einen massiven Luftangriff keine Chance. Will Putin das riskieren? Glaubwürdiger Druck hilft beim Nachdenken. In Paris und London hat man das erkannt, in Berlin hält man sich zurück. Aber das hat wohl mehr mit dem Zustand der eigenen Streitkräfte zu tun.
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