
Wenn man mit dem Auto quer durch Deutschland fährt, orientiert man sich bundesweit an einheitlichen Wegweisern. Man findet zusammenhängende Wegenetze vor – und empfindet das als normal. Beim Radfahren ist das bisher meist anders. Mal muss man ganz ohne Fahrrad-Wegweisung klar kommen, mal holpert man auf schlechten Strecken dahin und manchmal muss man sogar absteigen, um weiter zu kommen.
Das frustriert. Es frustriert nicht nur Einheimische, sondern auch unsere internationalen Gäste, die gern nach Deutschland kommen, um entlang von Weser, Donau oder Elbe auf dem Rad ihren Urlaub zu verbringen.
Deshalb fordern wir seit Jahrzehnten: Fahrradtourismus – und Alltagsradverkehr – brauchen gute, gepflegte Infrastruktur! Bisher sind die Zuständigkeiten für den Bau und Unterhalt von Radfernwegen in jedem Bundesland anders geregelt. Es gibt eine schwer zu durchschauende Vielfalt an Fördermittelrichtlinien, Verantwortungen und Regelwerken. Die Entwicklung eines einheitlichen Qualitätsniveaus für den Radtourismus ist durch diese Vielfalt erheblich erschwert.
Jetzt hat das Bundesverkehrsministerium nach langem Ringen endlich einen Riesenschritt nach vorn getan und beim Nationalen Radtourismus-Kongress des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Duisburg erklärt, dass es die Verantwortung und Koordination für ein bundesweites Radroutennetz übernehmen will. Das bedeutet, dass es quer durch die Bundesrepublik zwölf nationale, hochattraktive Radrouten geben kann, von denen sich auch zwei in Bremen kreuzen, nämlich die Deutschland-Routen D7 und D9.
Diese Entscheidung ist umso relevanter, als dass diese touristischen Premiumrouten auch für Pendler – und damit für die Lösung unserer Verkehrsprobleme in den Städten – hochinteressant sind. Wir wissen beispielsweise von den städtischen Abschnitten des Radwegs Berlin-Kopenhagen, dass dort bis zu 75 Prozent Alltagsradfahrende, also Menschen, die in der Regel auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni oder zum Einkauf unterwegs sind.
Wenn für das Fahrrad in einigen Jahren wirklich attraktive Wegesysteme zur Verfügung stehen, dann werden die Menschen nicht nur sehr gern in Deutschland Fahrradurlaub machen, sondern das Auto auch im Alltag viel häufiger stehen lassen als bisher. Das bedeutet aus Sicht des ADFC eine Triple-win-Situation für Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft!
Unser Gastautor
ist Vize-Bundesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Der Kartograph und Geograph engagiert sich seit den 90er Jahren für den Radtourismus.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.