
Über Mülltrennung hat man ja in anderen Ländern noch gelächelt, als hierzulande schon munter die verschiedenen Säcke gefüllt wurden. Wobei man bis heute feststellen kann, dass manche Zeitgenossen damit ihre Schwierigkeiten haben – wenn man die für diverse Müllformate bereitgestellten Container im eigenen Hinterhof inspiziert und entdeckt, dass die Säcke mit Plastikverpackungen wieder in der Grünzeugtonne liegen und zwischen den Altpapierstapeln eine Nassmülltüte dahingammelt.
Dabei sind wir offenbar in sehr großer Mehrheit „öko“. Das hat jedenfalls eine repräsentative Umfrage ergeben, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Auftrag gegeben hat. Die Meinungsforscher von Kantar haben ermittelt, dass 86 Prozent der Befragten bereit sind, ihren Lebensstil künftig deutlich einzuschränken, um das Klima zu schützen. Dabei unterscheiden sich die Geschlechter, die Regionen, die Bildungssegmente und die Altersstufen nur wenig. Allenfalls bei den 40- bis 49-Jährigen, bei denen nur 80 Prozent die Frage mit Ja beantwortet haben, lässt sich ein gewisser Durchhänger feststellen.
85 Prozent der Deutschen sind auch bereit zum Lebenswandel, um das Artensterben aufzuhalten. Und beim Vermeiden von Umweltverschmutzung gilt, dass nur zehn Prozent sich nicht umstellen wollen (oder glauben, es nicht zu müssen). Bei den Frauen und den Menschen unter 30 Jahren sind es sogar nur sechs Prozent. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist offenbar weniger umstritten, als es in der öffentlichen Debatte bisweilen den Anschein hat. 87 Prozent aller Befragten halten ihn für sehr wichtig (die Hälfte) oder wichtig (gut ein Drittel). Und auch hier gilt, dass das Bild quer durch die Altersstufen ganz ähnlich ist und auch Bildungsunterschiede keine Rolle spielen.
Eine Pflicht zu Mehrwegsystemen bei mitgenommenen Speisen und Getränken und auch bei Versandverpackungen halten 73 Prozent für wichtig. 80 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die Politik verbindliche Vorgaben für Langlebigkeit, Reparierbarkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen von Produkten macht. Und 92 Prozent sind für die verbindliche Kennzeichnung von Inhaltsstoffen auf Produkten, um umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien zu identifizieren.
BUND-Chef Olaf Bandt sieht die Umfrage als Bestätigung dafür, dass die Bevölkerung für einen Wandel hin zu mehr Umwelt- und Klimaschutz bereit sei. „Das Wahljahr muss die Wende bringen“, sagt er. Wenn die Deutschen also so „öko“ sind, dann müssten doch eigentlich die Grünen viel weiter oben stehen in den Umfragen zum Wahlverhalten. Es ist ein paradoxes Verhältnis. Seit Jahren beobachten Meinungsforscher, dass die Öko-Partei durchaus viel Sympathien zwischen den Wahlen genießt, weil eben viele Deutsche bei ökologischen Themen Zustimmung zeigen und grundsätzlich bereit sind, Verhalten zu ändern. Aber zum Wahltag hin schwindet die grüne Stärke meist dahin.
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