
Das öffentliche Leben in Bremen und umzu bleibt auch im Dezember heruntergefahren. Der Teil-Lockdown wird in einigen Punkten verschärft, um die Infektionszahlen bis Weihnachten auf ein möglichst geringes Niveau zu senken, damit vor den Feiertagen Lockerungen greifen können. Darauf haben sich Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder geeinigt. Die Runde tagte bis in den Abend.
„Wir haben intensiv diskutiert und an einigen Punkten auch gestritten“, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) am Mittwochabend. „Aber am Ende haben wir uns auf die gemeinsamen Punkte geeinigt. Aus Bremer Sicht bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden.“ Ob die neuen Maßnahmen ausreichten, müsse man sehen. Bovenschulte: „Jetzt haben wir für die Zukunft erst einmal eine Handlungsgrundlage.“
Die Zahl der Infektionen mit dem Covid-19-Virus stagniert seit Tagen auf hohem Niveau, am Mittwoch wurde laut Robert Koch-Institut mit 410 Todesfällen in Zusammenhang mit dem Virus binnen 24 Stunden ein Höchstwert erreicht. Um die Pandemie einzudämmen, sollen private Zusammenkünfte auf den eigenen und einen weiteren Haushalt, jedoch in jedem Fall auf maximal fünf Personen begrenzt werden – Kinder bis 14 Jahre ausgenommen. Vom 23. Dezember an soll die „Weihnachtsausnahme“ greifen: Rund um die Festtage und „längstens“ bis zum 1. Januar, sollen sich maximal zehn Menschen „im engsten Familien- oder Freundeskreis“ treffen dürfen (Kinder zählen nicht).
Die Weihnachtsferien sollen schon am 19. Dezember beginnen. So will es auch Niedersachsen handhaben. „Wir zweifeln, ob das Vorziehen der Ferien eine gute Idee ist“, sagte Bovenschulte. Es müsse dann Notbetreuung geben, eine Mischung der Kohorten und mehr private Treffen. „Wir haben auch nach den Herbstferien kein Abflachen gesehen.“ In Bremen soll stattdessen zwischen dem 19. und 23. Dezember die Schulpflicht ausgesetzt werden. Damit würde es Eltern freistehen, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Als „Schnellschuss“ bezeichnet Elke Suhr, Sprecherin der Bremer Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), verlängerte Weihnachtsferien. „Ich gönne jedem ein paar freie Tage mehr, die Zeiten sind für alle anstrengend“, sagt sie. „Aber dadurch werden die Probleme für die Schulen nicht gelöst.“ Was fehle, sei eine Strategie, „wie wir nicht nur das Weihnachtsfest retten, sondern durch den ganzen Winter kommen“. Mittelfristig den Unterricht auf Halbgruppen umzustellen, sei aus Sicht der GEW sinnvoller.
Der Virologe Andreas Dotzauer beurteilt die Strategie als „Risiko, das bewusst eingegangen wird“. Vor dem Hintergrund, dass Schulen möglichst lange geöffnet bleiben und den Menschen das Weihnachtsfest nicht komplett genommen werden sollen, seien Verschärfungen in den Adventswochen richtig. „Wenn es Weihnachten aber wieder mehr Kontakte gibt und sich die Altersstrukturen wieder stärker mischen“, sagt Dotzauer, „besteht die große Gefahr, dass wir anschließend wieder mehr schwere und tödliche Krankheitsverläufe sehen.“
Aus virologischer Sicht betrachtet wäre seiner Ansicht nach ein harter Lockdown sinnvoller – der jedoch aus vielen Gründen nicht durchsetzbar sei. „Deshalb werden wir auch im Januar und Februar weitere Wellen haben“, sagt der Virusforscher. „Das Virus nutzt jede Gelegenheit, jede Lockerung unterstützt neue Infektionen.“ Nach wie vor sei Selbstdisziplin gefragt, jeder müsse sich an die Schutzmaßnahmen halten.
Für Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Fläche werden diese verschärft: Ein Kunde pro 20 Quadratmeter sei die neue Regel, heißt es. Beim Handelsverband Nordwest stößt das auf Kritik. Hauptgeschäftsführer Jan König befürchtet, dass sich vor den großen Supermärkten Schlangen bilden könnten. „Im Moment werden sowieso schon mehr Lebensmittel gekauft, weil die Restaurants geschlossen sind. Dieser Trend wird vor den Feiertagen noch zunehmen.“ Weil die Kunden Wartezeiten vermeiden wollten, würden sie seltener einkaufen, dafür aber mehr. König: „Jetzt werden wir vermutlich auch wieder Hamsterkäufe sehen.“
Eine Perspektive wünscht sich ebenfalls der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga für Hotels, Bars und Restaurants, die vorerst geschlossen bleiben müssen. Geschäftsführerin Nathalie Rübsteck sagt, viele Gastronomen stünden vor akuten Problemen, weil die November-Hilfen erst seit Mittwoch eingereicht werden können. „Ich bekomme viele verzweifelte Anrufe.“
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